Borussia Mönchengladbach Schuberts Freude, Eberls Wut
Borussia Mönchengladbach will das 1:1 gegen Manchester City als großen Erfolg einordnen. Dass das nicht jeder teilt, erzürnt den Sportdirektor.
Mönchengladbach. Es ging auf Mitternacht zu, als André Schubert nach einem aufreibenden Spiel noch einmal die innere Ruhe fand, um das Erreichte ein bisschen zu genießen. „Ich neige nicht zu übertriebenen Schwärmereien, aber es war von uns ein klasse Spiel gegen einen hochkarätigen Gegner. Wir waren stabil, kompakt, konzentriert und hatten viel Selbstvertrauen“, sagte der 45-jährige Coach von Borussia Mönchengladbach inmitten eines kleineren Journalisten-Pools, „wir haben mit unseren Möglichkeiten in einer Hammergruppe alles gegeben und Platz drei geschafft. Nun dürfen wir in der Europa League weiter machen. Ich finde, das haben wir uns alle verdient.“ Man spürte deutlich: Dieses 1:1 gegen Manchester City war auch Balsam für Gladbachs in der Liga derzeit glücklosen Trainer und beseitigte im nahezu ausverkauften Borussia-Park die Zweifel ob des Weiterkommens; zumal der FC Barcelona mit dem 2:0-Erfolg in Glasgow seinen Part erwartungsgemäß erfüllte und Celtic endgültig aus dem Rennen warf.
Dass trotzdem auch negative Stimmen im Gladbacher Umfeld zu hören waren, brachte zeitgleich Gladbachs Sportdirektor Max Eberl auf die Palme. Pfiffe etwa bei den Auswechslungen von Rafael und Dahoud schlugen Eberl aufs Gemüt. „Das sind dumme Menschen, die hierherkommen und erwarten, dass Mönchengladbach Manchester City aus dem Stadion fegt. Die sollen nach München fahren", sagte Eberl laut „Spiegel“ im kleineren Kreis. Und zürnte weiter: „Wir sind in der Europa League weiter, und jeder geht nach Hause, als sei das Business as usual, damit kann ich ganz schlecht umgehen." Eberl kämpft derzeit permanent gegen die Anspruchshaltung in Mönchengladbach.
Nach der Dienstreise der Gladbacher im Camp Nou in Barcelona (6. Dezember) schaut der Klub anschließend nach Nyon, wo die Auslosung des Sechzehntel-Finales (16 Begegnungen) am 12. Dezember über die Bühne geht. Ob Borussia Mönchengladbach dann zu den gesetzten Teams in der Europa-League gehört und mit einem Auswärtsspiel beginnen wird, ist noch offen. Von einem entspannten Trip in die Metropole Kataloniens will allerdings niemand etwas wissen. „Natürlich sind wir wieder krasser Außenweite, aber wir werden noch einmal alles geben“, sagt Schubert, der dann seine Mannschaft bereits zum 13. Mal international begleiten darf. „Das ist unfassbar, mit welchem Tempo das alles hier abgeht, und dann immer wieder diese großen Gegner, diese Spiele auf hohem Niveau. Das ist auch ein ständiger Lernprozess.“ Schuberts Bilanz ist mit vier Siegen, vier Unentschieden und vier Niederlagen gegen Teams wie Juventus Turin, Barcelona, Sevilla oder Manchester passabel. Auch City-Coach Pep Guardiola lobte: „Ich war bei Bayern, war drei Jahre in Deutschland, also kenne ich Gladbach. Ich weiß, dass die Mannschaft gut Fußball spielt und taktisch sehr flexibel ist. Es war schwer, aber wir sind zufrieden.“
Die Gastgeber waren couragiert, setzten aus einer fast perfekt funktionierenden Viererkette (mit Elvedi, Christensen, Jantschke und Wendt) immer wieder Nadelstiche gegen die Citizens. David Silva machte den Führungstreffer durch den quirligen Raffael (23.) kurz vor der Pause wett, als in Gladbachs Abwehr ein einziges Mal kurz Stillstand herrschte und de Bruyne den Ausgleich vorbereitete. Ansonsten gab es an der Darbietung wenig zu bemängeln. Torwart Yann Sommer, so sicher wie selten in dieser Spielzeit, ist optimistisch: „Wir haben eine gute Mannschaft, einen guten Trainer und gute Stimmung. Wäre doch gelacht, wenn das jetzt nicht auch in der Bundesliga klappen würde.“