Borussia M’Gladbach Eberl: „Können bei den ganz Großen nicht mitpinkeln“
Mönchengladbach · Borussia hat gegen Hertha BSC eine bittere Heimniederlage (0:3) hinnehmen müssen. So hat sich Fohlen-Sportdirektor Max Eberl bei „Sky“ zur aktuellen Situation im Borussia-Park geäußert.
Borussia hat gegen Hertha BSC eine bittere Heimniederlage (0:3) hinnehmen müssen. Die Fohlen verpassen den historischen Heimrekord, der beim 13. Liga-Erfolg vor eigenem Publikum in Serie perfekt gewesen wäre. Der heimliche Traum so mancher Fans am Niederrhein, dass der VfL womöglich sogar in den Kampf um die Meisterschale eingreifen könnte, dürfte sich zerschlagen haben. VfL-Sportdirektor Max Eberl hat sich bei „Sky“ zur aktuellen Situation im Borussia-Park geäußert. Das sagt der 45-Jährige über…
…die Niederlage gegen Berlin:
„Wir sind relativ chancenlos gewesen. Die erste halbe Stunde war noch okay. Da hatten wir das Gefühl, dass wir dran sind. Wir kamen an den Strafraum, aber der letzte Ball hat nicht funktioniert oder der Torschuss wurde geblockt. Nach dem 0:1-Rückstand haben wir uns bemüht - und „stets bemüht“ ist in der Schule meistens schlecht gewesen. Wir haben völlig unsere Struktur und Ruhe verloren. Am Spieltag davor, auf Schalke, wurden wir noch für unsere 2:37 Minuten „Tiki-Taka“ gefeiert (Tor Neuhaus, d. Red.) - und das war gegen Berlin alles komplett weg. Thorgan Hazard war dann überall, Alassane Plea wollte das Tor machen, Lars hat geholfen, wo er helfen konnte. Die Innenverteidiger wollten jeden Ball tief spielen, um den entscheidenden Pass hinzubekommen. Es war eine Unruhe auf dem Platz und eine neue Situation, mit der wir in gewisser Weise überfordert waren. Das finde ich nicht schlimm und kann dieser Mannschaft auch mal zugestanden werden. Das war ein Tag, den wir abhaken müssen. Sportlich müssen wir darüber nachdenken, was uns nicht mehr passieren darf. Das ist der nächste Fokus, den wir haben. Momentan sind wir verdient auf Platz drei. Nun geht es darum, dass wir es in Frankfurt besser machen.“
…das Thema verpasste Rekordjagd und vermeintliche Meister-Flatter:
„Wenn wir im vergangenen August über Titelanwärter gesprochen hätten, dann hätten wir über Bayern und Dortmund gesprochen. Ich hätte auf keinen Fall Borussia Mönchengladbach erwähnt. Jetzt stehen wir dieses Jahr berechtigt auf Platz drei. Dass wir diese Woche gehört haben, dass wir einen Uralt-Rekord komplett knacken können oder vielleicht an Dortmund heranrücken können, ist für uns eine komplett neue Situation. Natürlich sagen die Spieler, dass sie es nicht an sich heranlassen, aber trotzdem werden sie damit konfrontiert, dass sie etwas Unfassbares schaffen können. Wir müssen uns davon aber freimachen. Es funktioniert nicht durch Laberei.“
…die Reservisten-Rolle von Weltmeister Christoph Kramer:
„Er ist eine herausragende Persönlichkeit. Der Weltmeisterbonus von 2014 ist vorbei, wir haben 2019. Jetzt geht es darum, eine gute Mannschaft und Konkurrenz zu haben. Christoph Kramer ist für mich einer der Spieler der Saison, weil er immer sagt, dass er nicht zufrieden ist, aber es akzeptiert, dass der Trainer eine andere Idee hat. Der Spieler hat jede Woche im Training die Chance zu zeigen, dass er besser ist als der andere. Es geht nie gegen den Spieler, sondern es geht darum, dass wir als Verein erfolgreich sind.“
…den Vertrags-Verlängerungs-Poker mit Offensiv-Star Thorgan Hazard:
„Unser Weg ist leider gepflastert von der Situation, dass unsere Spieler im Fokus der großen Vereine stehen, wenn wir erfolgreich spielen. Wir haben es aber mittlerweile auch schon geschafft, Spieler länger an uns zu binden. Bei Thorgan ist es so, dass wir letzten Winter gesprochen haben, dass wir gerne verlängern würden. Thorgan ist mit seinem Vater bei uns gewesen und hat gefragt, ob wir mit dem Trainer verlängern und gesagt, dass er schauen möchte, wo wir am Ende spielen. Thorgan ist jetzt viereinhalb Jahre bei uns und hat jedes Jahr eine Entwicklung genommen. Unter Dieter Hecking hat er seinen richtigen Durchbruch geschafft. Er ist interessant für andere Klubs, aber ich glaube, dass wir trotzdem eine Chance haben, mit ihm zu verlängern, wenn wir sportlich erfolgreich sind. In dem Bett, in dem er sich befindet, fühlt er sich schon wohl. Wenn ein Spieler aber sagt, dass er nicht verlängern möchte, ist Mönchengladbach leider in der Situation, dass wir ihn verkaufen müssen. Ich kann ihn nicht behalten und auf dieses Geld verzichten, weil wir weiter eine Zukunft aufbauen müssen. Wenn Thorgan sagen würde, dass er den nächsten Schritt gehen muss, dann muss das in diesem Sommer sein. Aber am liebsten möchte ich natürlich, dass das bei uns ist. Es wird noch ein bisschen dauern, aber dann wird es eine Entscheidung geben.“
…Borussias finanzielle Schmerzgrenze im Fall Hazaard:
„Wir werden natürlich kreativ werden müssen, wenn wir mit Thorgan verlängern wollen. Es gibt aber Situationen, da hat man keine Chance. Wenn ihm ein Klub garantiert, jedes Jahr Champions-League und um Titel zu spielen - und Thorgan ist davon angefixt, dann muss er das machen. Ich wäre alerdings enttäuscht, wenn er sich für Vereine wie Southampton entscheiden würde. Aber wenn es um Klubs geht, die in ihren Ländern ständig Meister werden können, dann habe ich als Borussia Mönchengladbach keine Chance. Wir haben uns finanziell entwickelt, aber sind immer noch nicht dabei, bei den ganz Großen mitzupinkeln.“
…die ausufernden Ablösesummen und Spielergehälter auf dem Transfermarkt:
„Früher konnte man einschätzen, wieviel ein Spieler kostet, wenn er öfter auf der Bank sitzt und ein bestimmtes Alter hat. Heute kann man das nicht mehr einschätzen. Auf einmal hat man alle Angebote abgewehrt und dann kommt der Chinese und bietet dem Spieler 40 Millionen Euro netto an. Wie willst du denn da argumentieren? Der Transfermarkt ist in Dimensionen vorgestoßen, die keine Freude machen. Es ist ein Wahnsinn, was die Zahlen betrifft. Aber ich muss damit als Sportdirektor arbeiten und umgehen.“