Ein Derbysieg für Europa
Im Kampf ums internationale Geschäft setzt der VfL gegen Köln ein Ausrufezeichen.
Mönchengladbach. „Europapokal, Europapokal!“ Während die Fans der Gladbacher Borussia ausgelassen den 3:0 (1:0)-Triumph im 80. Derby gegen den Erzrivalen 1. FC Köln feiern, hüpfen und tanzen die VfL-Profis auf dem Rasen des Borussia-Parks. „Europa, wir kommen!“, halt es immer wieder durch die Arena. Dazu werden auf den Rängen in der Nordkurve tausende weiße Taschentücher geschwenkt und ein überdimensionales Derbysieger-Transparent ausgerollt.
Die Borussen sind durch den 4. Derby-Sieg gegen die Geißböcke in Folge (15:1 Tore) obenauf, die Teilnahme an der Europa League ist der Elf von Trainer Lucien Favre nicht mehr zu nehmen. Es winkt sogar noch mehr: die Champions League mit ihren üppigen Geldtöpfen und klangvollen Namen wie Real Madrid, Arsenal London oder Barcelona. Auf der Bundesliga-Zielgeraden hat der Tabellenvierte Gladbach (56 Punkte) sieben Zähler Vorsprung auf Verfolger Stuttgart.
Dazu ist Schalke und das lukrative Direkt-Ticket zur Champions League nur noch einen Punkt entfernt. „In dieser verrückten Saison ist alles möglich, mal sehen, was am Ende für uns rausspringt“, so Tony Jantschke. Der 22-Jährige hatte am Sonntag sein ganz persönliches Derby-Erlebnis. Wenige Augenblicke vor dem Halbzeit-Pfiff war Jantschke, bei Favre eigentlich als rechter Verteidiger gesetzt, für den angeschlagenen Roman Neustädter (Knöchelverletzung) ins defensive Mittelfeld gerückt.
„Auf dieser Position habe ich schon seit Jahren nicht mehr gespielt. Es war gar nicht so leicht, in die Partie zu finden“, sagt Jantschke. Doch spätestens als Marco Reus ihm in der 53. Minute per Freistoß den Ball auflegte und Jantschke zur 2:0-Vorentscheidung einköpfte, war er im Derby angekommen. „Ich wurde schon ein bisschen aufgezogen in der Mannschaft, weil ich nie treffe. Dafür war das die passende Geste“, erklärt Jantschke später, warum er beim Torjubel zuerst den Zeigefinger auf seine Lippen presste und im Anschluss die ganze Hand vor den Mund hielt.
„Es ist immer wieder schön, gegen Köln zu gewinnen“, sagt er, „ich hoffe, sie bleiben dennoch in der Liga, weil die Duelle einfach nur geil sind.“ Und als sich das erste Hochgefühl nach dem Derby-Dreier gelegt hat, richtet Marco Reus (tolles Solo zum 3:0) bereits den Blick auf das nächste Duell beim Spitzenreiter Dortmund. „Auch wenn es schwer wird: wir fahren dahin, um zu gewinnen.“