Borussia Mönchengladbach Elvedi ist in Gladbach auf der Überholspur

Mönchengladbach. Nico Elvedi hat eine neue Visitenkarte an die Späher und Beobachter dieser Fußballwelt abgegeben. Die des Defensivspezialisten von höchster internationaler Klasse.

Bayerns Robert Lewandowski (l) und Nico Elvedi von Möchengladbach versuchen an den Ball zu kommen.

Foto: Bernd Thissen

Geschehen beim jüngsten Heimcoup (2:1) der Fohlen im Bundesligaduell gegen Tabellenführer und Rekordmeister FC Bayern. Dabei ist es dem 21 Jahre alten Verteidiger in Diensten des VfL Borussia gelungen, keinem geringeren als Münchens Ausnahmestürmer und Weltklassespieler Robert Lewandowski (29) an den Rand der Verzweiflung zu bringen. Elvedi, der nach wenigen Minuten von der Position des rechten Verteidigers in die Defensivzentrale gerückt war, lieferte eine tadellose Leistung ab, nahm Lewandowski nahezu komplett aus der Partie. Eine tolle Szene hatte Bayerns Tormaschine — als „Lewa“ artistisch und gewieft das Spielgerät annehmen konnte und aus der Drehung per Hacke an den Pfosten wuchtete. Eine derart überraschende und gekonnte Aktion des Polen, die in diesem Moment vermutlich kein Defensivakteur auf diesem Planeten hätte unterbinden können. Das einzige Mal, dass Elvedi in den Duellen mit dem Bayernstar das Nachsehen hatte. Ansonsten kam Lewandowski zu keinem nennenswerten Abschluss mehr — weil ihm Elvedi ständig auf den Füßen stand.

Nun sind keine hellseherischen Fähigkeiten erforderlich, um zu erahnen, dass Elvedis starke Performance gegen die Bayern mit großer Wahrscheinlichkeit eine positive Auswirkung auf dessen weitere Entwicklung haben dürfte. Vor allem auch, was den Kampf im Kader der Schweizer Nationalmannschaft um ein Ticket für den WM-Express 2018 nach Russland betrifft. Dass Elvedi zu den Hochbegabten zählt, ist dessen Nationaltrainer Vladimir Petković (54) längst bekannt. Schließlich lädt er Nico regelmäßig zur „Nati“ ein. Dass dieser auf höchstem Niveau Ausnahmestürmer wie Lewandowski kaltstellen kann, auch. Jedoch die Art und Weise, wie Elvedi solch heikle Missionen mittlerweile managt, wohl eher weniger. Eine Tatsache, welche sowohl die Entscheider und Macher bei Borussia als auch Petković hocherfreut zur Kenntnis genommen haben dürften. Der noch etwas schüchtern daherkommende Elvedi sagt: „Ich bin sehr glücklich, dass es so gut geklappt hat. Ich musste ja noch die Position wechseln. Die Bayern hatten große Probleme, uns zu knacken. Nun gilt aber auch alle meine Konzentration schon der nächsten Aufgabe, am Sonntag wartet auf uns in Wolfsburg die nächste Prüfung.“

Dieter Hecking (53), Nicos Cheftrainer im Fohlenstall, hat den jungen Schweizer ohne Zweifel weiterentwickelt. Und betont: „Nico hat mich vom ersten Tag an überzeugt. Ich habe mir gedacht: ,Boah, das ist ein richtiger Guter!’ Nico ist immer so ein wenig unter den Radar geflogen, ich bin auch nie so richtig nach ihm gefragt worden.“ Elvedis Wahrnehmung im Umfeld rund um den Borussia-Park ist spätestens jetzt jedoch eine andere. Hecking: „Nico macht gerade wichtige Entwicklungsschritte — und er ist noch längst nicht am Ende. Da ist noch Luft nach oben. Er ist ein Verteidiger, der die feinere Klinge schwingt. Der gerade im Spiel nach vorne immer besser zur Geltung kommt und Tore mit vorbereitet. Das sind mittlerweile einige Qualitäten, die er sich als vielseitiger Verteidiger angeeignet hat. Er beweist seinen Wert für diese Mannschaft.“ Dazu hat Hecking auch Fortschritte im mentalen Bereich bei einem seiner Musterschüler ausgemacht. „Er lässt sich auch nicht mehr so schnell verunsichern — nach Ballverlusten ist er vergangene Saison schon mal hier und da ein wenig zusammengesackt, das sieht jetzt ganz anders aus, er ist dann sofort wieder da und bereit, einen Fehler wieder auszubügeln. Er hat die nötige Ruhe am Ball, wenn er angelaufen wird. Er hat tolle Schritte gemacht.“ Elvedi ist in Gladbach auf der Überholspur. Vielmehr noch - der Defensivspezialist ist auf dem Radar.