Top-Spiel Heynckes „dahoam“: In Gladbach wird's emotional
Mönchengladbach (dpa) - So emotional wie am 18. Mai 2013 dürfte es bei der Rückkehr von Jupp Heynckes in den Gladbacher Borussia-Park nicht zugehen.
Viereinhalb Jahre liegt der bewegende Tränenabschied des damals 68 Jahre alten Trainers zurück, der damals beim 4:3 des FC Bayern München gegen „seine“ Borussia eigentlich für immer die Bühne der Fußball-Bundesliga zu verlassen schien - natürlich siegreich!
50 000 Zuschauer feierten noch einmal ihren Jupp, der bei der Pressekonferenz nach dem Spiel große Gefühle zeigte. „Ich möchte mich sehr herzlich bei allen Borussen-Fans bedanken für den wunderbaren Abschied“, sagte Heynckes. Danach versagte ihm die Stimme. Unter Tränen presste er noch einen Satz hervor: „Das zeigt mir, dass das meine Heimat ist.“ Spontan applaudierten die zuhörenden Reporter.
„Für mich stand damals fest, dass ich Schluss machen würde“, sagte Heynckes am Freitag in Mönchengladbach rückblickend auf den Mai 2013. „Deswegen war es für mich ein emotionaler Augenblick.“ Am Samstag (18.30 Uhr) soll für ihn im Borussia-Park allein das Spiel im Vordergrund stehen. „Ich gehe damit hoffentlich professionell um“, sagte der Heimkehrer. Die Zielsetzung sei klar: „Gewinnen!“
Der Tabellenvierte empfängt den Primus. Und Heynckes lobte seine Borussen am Freitag in höchsten Tönen. „Sie haben die große Chance, sich für die Champions League zu qualifizieren. Borussia hat spielerisch gute Leute. Es macht Spaß, ihre Spiele zu sehen. Gladbach gegen Bayern waren in der Historie immer hochinteressante Duelle.“
Heynckes geht es aber um Gegenwart und Zukunft, um neue Erfolge, weitere Titel, womöglich ein zweites historisches Triple. Es geht für ihn um den zehnten Sieg im zehnten Spiel seit der überraschenden und bis dato überaus erfolgreichen Rückkehr ins große Fußball-Business.
Heynckes hat Lust gewonnen an seinem Comeback. „Es macht mir Spaß, mit der Mannschaft zu arbeiten“, erzählte er in dieser Woche. Um ihn herum spüre er eine „Aufbruchstimmung“. Und natürlich mehren sich angesichts der Erfolge die Voten für ein längeres Engagement.
„Ich glaube, die ganze Mannschaft hat diese Meinung. Wir würden uns alle freuen. Aber wir wissen auch, dass das seine Entscheidung ist“, sagte Nationalspieler Jérôme Boateng nach dem Champions-League-Sieg beim RSC Anderlecht: „Er ist kurzfristig eingesprungen und macht das bis jetzt unglaublich toll mit uns als Mannschaft, wie er uns führt.“
Heynckes schmeicheln derartige Aussagen. Aber ein Umdenken ist bei ihm nicht erkennbar. „Ich bin ja nur eine Übergangslösung“, sagte er am Freitag. Er hilft seinem „Herzensclub“ aus, aber nur bis zum Saisonende. Mit den Bayern-Bossen hat er klare Vereinbarungen getroffen. „Daran hat sich auch nichts geändert. Ich halte mich an alle Dinge, wie wir sie intern abgesprochen haben“, sagte Karl-Heinz Rummenigge während der Champions-League-Reise in dieser Woche.
Bayern-Trainer ist ein anstrengender Fulltime-Job. „Wenn ich körperlich nicht so fit gewesen wäre, hätte ich den Job nicht durchführen können“, sagte Heynckes. Aus Brüssel reiste der 72-Jährige mit seinem Team gleich weiter in seine Heimat. Er nutzte den Donnerstag für einen Familienabend daheim. „Meine Tochter hat gut gekocht“, berichtete er. Geschlafen aber habe auch er im Teamhotel.
Im Topspiel kann er wieder Kingsley Coman einsetzen. Der Angreifer hat eine Fußverletzung überwunden und konnte wieder beschwerdefrei trainieren. „Das ist, da Arjen Robben ausfällt, eine gute Nachricht“, sagte Heynckes angesichts des personellen Engpasses in der Offensive.
Nach dem Ausfall von Robben und Thiago, die sich beim 2:1 in der Champions League beim RSC Anderlecht Muskelverletzungen zugezogen hatten, wird Coman mit Robert Lewandowsi und James Rodríguez den Angriff bilden. James wird ebenso wie Mats Hummels und Javi Martínez ins Team zurückkehren. „Ich habe immer noch die Qual der Wahl“, sagte Heynckes zur Personalsituation: „Lamentieren nützt nichts, man muss um Lösungen bemüht sein.“ Gerade „dahoam“ in Gladbach will Heynckes nicht zum ersten Mal in seiner vierten Bayern-Amtszeit verlieren.