Erstes Training: Gladbach stellt hoffnungsvolle Talente vor
Borussia Mönchengladbach stellt zum ersten Training vier hoffnungsvolle Talente vor, einen neuen Trikotsponsor, wartet geduldig auf seine WM-Teilnehmer und sucht unverdrossen einen Stürmer von bester Qualität.
Endlich wieder Bundesliga. Na ja, noch ist es nicht ganz so weit. Aber immerhin liegen die neuen Spiel-Termine frisch auf dem Tisch, und die ersten Vereine sind aus der Sommerpause zurück. Lauter Faktoren, um dem WM-Frust zu entkommen und sich allmählich wieder auf seinen Verein und die Fußball-Bundesliga zu freuen. Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl ist jedenfalls froh, dass es wieder los geht: „WM hin, WM her … Ich freue mich auf die kommende Saison. Das wird eine neue Herausforderung.“
Rund 4000 Zuschauer füllten beim ersten Training die Nordkurve des Stadions. Bei der Matinee im heißen Borussia Park hielten die Gladbach-Anhänger allerdings vergeblich Ausschau nach einem spektakulären neuen Stürmer, stattdessen präsentierte der Niederrhein-Klub vier interessante junge Spieler. Obendrein stellte der Verein die Trikot-Kollektion des neuen (alten) Ausrüsters Puma vor, die unweigerlich nostalgische Gefühle weckt. Schließlich feierten die Gladbacher mit der zum Sprung ansetzenden Raubkatze aus Herzogenaurach auf der Brust die größten Erfolge.
Doch erst einmal müssen die Gladbacher die Enttäuschung verkraften, dass der Deal mit Hannovers Torjäger Niclas Füllkrug im letzten Moment geplatzt ist. „Schade, dass es nicht geklappt hat“, sagte Cheftrainer Dieter Hecking am Sonntag gegenüber unserer Zeitung, „aber kein Grund zur Sorge, wir werden den Spielertyp noch finden, der zu uns passt. Vielleicht schon bald, ansonsten haben wir ja bis Ende August Zeit.“ Auch Sportdirektor Max Eberl bleibt gelassen: „So oder so wird sich unser Kader in den kommenden Wochen hinsichtlich Ab- und Zugängen noch verändern.“
So konzentrierte sich am Sonntag fast alles auf das neue Quartett, angeführt von dem aus Düsseldorf zurückgekehrten und bei Fortuna zum Jungprofi gereiften Mittelfeldspieler Florian Neuhaus (21) bis hin zu den Teenagern Andreas Poulsen (18) vom FC Mydtjylland aus Dänemark, Keanan Bennetts (19) aus Tottenham sowie Offensivspieler Torben Müsel (18) aus Kaiserslautern. Sie stehen für Borussia Mönchengladbachs Philosophie. Gladbachs Sportdirektor Max Eberl hat sich dieser Richtung mit ganzem Herzen verschrieben. Stärken junger Spieler erkennen, Begabungen entdecken - das ist Eberls Vorstellung. Dass Talente inzwischen auch ihren Preis haben, steht außer Frage. So mussten die Gladbacher für den Dänen Poulsen etwa vier Millionen Euro hinblättern.
Bei der ersten Trainingseinheit bekamen die Zuschauer also einen ganzen Reigen von jungen, neuen Spielern zu Gesicht: Sie alle stehen langfristig unter Vertrag (bis 2022) und verfolgen ein und dasselbe Ziel. „Ich wollte den Sprung in die Bundesliga schaffen. Jetzt bin ich hier“, sagt Florian Neuhaus, „ich weiß, dass die erste Liga qualitativ hoch einzuschätzen ist. Aber das ist nur Ansporn für mich. Angst nein, Vorfreude ja. Ich will mich weiter entwickeln.“
Nun kann man in der Bundesliga sicher nicht nur mit Talenten bestehen, und deshalb bemühen sich Max Eberl und Dieter Hecking insbesondere um einen Stürmer der besonderen Klasse: Alassane Plea aus Nizza (Wert 18 Millionen Euro) ist ein möglicher Kandidat. Eberl: „Aber ich will jetzt nicht zu viel zum Thema sagen. Ich bin da lieber zurückhaltend und bleibe meinem Stil treu. Der Transfermarkt wird ohnehin immer hektischer, respektloser und unseriöser.“
Als guter Fang dürfte sich die Verpflichtung von Michael Lang herausstellen, der für etwa drei Millionen Euro aus der Schweiz kommt. Der Abwehrspieler aus Basel ist ein Profi mit enormer Erfahrung (271 Einsätze für den FC Basel) und internationaler Reputation. Obendrein hat er in der Schweiz regelmäßig seine Torgefährlichkeit unter Beweis gestellt. „Ein gestandener, guter Typ“, sagt Eberl. Zum Auftakt fehlten neben Lang weitere sieben WM-Fahrseröserer: Sommer, Elvedi, Zakaria, Drmic (alle Schweiz), Vestergaard (Dänemark), sowie Thorgan Hazard (Belgien) und der inzwischen heimgekehrte Matthias Ginter.
Ob die Fohlen Elf in der neuen Saison auf die internationale Bühne zurückkehren wird, ist die große Frage. Nach der verkorksten Rückrunde und Platz neun haben sie im Borussia-Park an der einen oder anderen Stellschraube gedreht und Hierarchien verändert: zum Beispiel in der medizinischen Abteilung, die personell aufgerüstet wurde — eine von mehreren Maßnahmen. Trainer Dieter Hecking genießt auf jeden Fall das Vertrauen des Sportdirektors. „Wir blicken nicht zurück, sondern schauen nach vorn.“, lautet Eberls Devise.