Favres Erfolgsgeheimnis

Lucien Favre stärkt die Defensive und bringt Borussia auf Erfolgsweg zurück.

München. „Merci“, sagte Lucien Favre schnell und wollte die Pressekonferenz nach dem Spiel beim FC Bayern München bereits verlassen, als doch noch eine Wortmeldung erfolgte. Die Augen des Trainers von Borussia Mönchengladbach wurden groß. Eine gespannte Erwartung war in seinem Gesicht abzulesen. Da wird jetzt doch keiner nach dem Geheimnis seines Erfolges fragen wollen?

Ein niederländischer Journalist wollte lediglich etwas zu Verteidiger Roel Brouwers wissen. Sofort kehrte das mitunter etwas verlegen wirkende Lächeln von Lucien Favre zurück. Die Erleichterung über die Frage und die Zufriedenheit, nach einem 1:0 beim deutschen Rekordmeister nicht in taktische Details seiner Arbeit eintauchen zu müssen, waren in der Mimik des Schweizers deutlich zu erkennen. Aber was ist denn nun das Geheimnis seines Erfolges?

Als Lucien Favre am 14. Februar seinen Dienst beim damals abgeschlagenen Tabellenletzten begann, da übernahm er die Schießbude der Liga. In 22 Spielen hatte die Borussia 56 Gegentore hinnehmen müssen, auch weil sich sein Vorgänger Michael Frontzeck zwischen Logan Bailly und Christofer Heimeroth nicht auf eine Nummer eins im Tor festlegen konnte und dadurch die Kommunikation im Defensivverbund litt.

Favre aber sah die besten Qualitäten bei Marc-André ter Stegen und landete den ersten Treffer. Abwehrarbeit beginnt allerdings bereits im Angriff. Favres Denken beinhaltet daher vor allem das frühe Attackieren des Gegners, eine gute Balleroberung sowie ein schnelles Umschalten. Seitdem gab es in 16 Pflichtspielen nur noch elf Gegentreffer. Nur Borussia Dortmund legte am ersten Spieltag (124,7) als Team mehr Kilometer zurück als die Borussia (124,6), andere Mannschaften waren zehn Kilometer weniger unterwegs.

„Es ist nicht immer einfach, aber das Team macht es phantastisch und bleibt meistens ruhig“, sagte Favre. Mit diesem System ließ sich in München auch der Ausfall von Martin Stranzl verkraften, da sich Brouwers nahtlos einfügte. Mit diesem System hätte Favre 2009 Hertha BSC Berlin fast zum Meister gemacht. Bevor der Traum durch ein 0:4 in Karlsruhe platzte, hatte die Abwehr in 33 Spielen nur 37 Treffer kassiert und vorne waren Marko Pantelic oder Andrej Voronin immer für ein Tor gut. Bei der Borussia sind es Stranzl und Dante sowie Reus und de Camargo, die Strategie ist die gleiche. Trotzdem warnt der 53-jährige Trainer: „Das 1:0 bei den Bayern ändert nichts daran, dass es erneut eine sehr schwere Saison wird.“