„Fohlen“ auf Strafrunde: Nur Rettung zählt
Hamburg (dpa) - Für Borussia Mönchengladbach ist die elftägige Strafrunde in der Fußball-Bundesliga eine Erlösung. „Es gibt zwei Fälle: Entweder du musst in die Relegation oder du darfst in die Relegation.
Für uns gilt eindeutig der zweite Fall“, sagte Sportdirektor Max Eberl.
Mit dem 1:1 beim Hamburger SV haben sich die „Fohlen“ am letzten Spieltag auf dem 16. Tabellenplatz festgebissen. „Wir haben jetzt zwei Knallspiele vor der Brust“, befand Eberl. Erleichterung ja, Frohsinn nein. Denn gezittert wird beim Altmeister unverändert.
Am 19. Mai haben die Gladbacher zunächst Heimrecht gegen den Zweitliga-Dritten VfL Bochum, am 25. Mai müssen sie in der Fremde antreten. Trainer Lucien Favre, Baumeister der erstaunlichen Umgestaltung von der einstigen Schießbude der Liga (56 Gegentore in 22 Spielen) zur „Bank von England“ (neun Gegentreffer in zwölf Partien), freut sich - wie immer - nur innerlich. „Wir haben nur positive Gedanken, keine negativen“, meinte der Schweizer und sprach aus, was alle denken: „Am Ende zählt nur die Rettung.“
Favre, der mit seinen Mannen von zwölf möglichen Punkten aus den letzten vier Spielen zehn Zähler ergattert hat, stapelte tief: „Wir sind nicht der Favorit. Die Chancen stehen 50:50.“ So gar nichts von Zurückhaltung und Defensive hält der 21 Jahre alte Offensivakteur Marco Reus, der als zehnfacher Torschütze erstmals zur Nationalmannschaft eingeladen worden ist: „Als Erstligist sind wir der Favorit, und so wollen wir auch in beide Spiele reingehen.“ Favre lässt nicht locker: „Wenn wir so spielen wie heute in der zweiten Halbzeit, kommen wir nicht durch.“
Die Mannschaft, immerhin auf Platz sieben der Rückrundentabelle, will den Bochumern keine mentalen Schwächen bieten. Die hatten die Gladbacher in der Partie gegen den HSV nach der Führung durch Juan Arangos direkt verwandelten Freistoß (41.) und den Ausgleich durch Änis-Ben Hatira (71.) nämlich offenbart. „In der Halbzeit waren wir gerettet, dann zeitweise abgestiegen, dann auf dem Relegationsplatz - das nimmt einen mit“, beschrieb Stürmer Mike Hanke die Achterbahnfahrt der Gefühle, die das Team beim Aufleuchten der anderen Resultate auf der Videotafel erfasste. Eine Erkenntnis jedoch tröstete alle gleichermaßen: Selbst ein Sieg beim HSV hätte zur Rettung nicht gereicht, weil Rivale Wolfsburg gewann.
Was Siege sind, weiß der HSV wohl nur noch aus alten „Kicker“-Heften. Der letzte Dreier datiert von 19. März, als Trainer Michael Oenning erstmals als Armin-Veh-Nachfolger auf der Bank saß und den 1. FC Köln mit 6:2 überrennen ließ. Seither herrschte Ebbe im Sturm und den nachgeordneten Abteilungen: sieben Spiele, fünf Unentschieden, zwei Niederlagen, drei Törchen. Der Mittelmaß-HSV verpasste zu Recht einen Startplatz im internationalen Geschäft.
Stattdessen wird nun schwungvoll gekehrt an der Hamburger Sylvesterallee. Mindestens sieben Profis müssen gehen, darunter Ruud van Nistelrooy, Zé Roberto, Frank Rost und Piotr Trochowski. Vorbild soll Borussia Dortmunds Verjüngungskur sein. „Dieser Weg braucht Zeit“, sagte Oenning, wohl wissend, dass er keine hat.