Funkel empört: „Ein Witz“ - Gladbach erlöst

Mönchengladbach (dpa) - Rekord-Aufstiegstrainer Friedhelm Funkel war lange nach dem Abpfiff noch außer sich. „Das ist ein Witz. Es ist traurig, dass der Schiedsrichter das Spiel entschieden hat“, wetterte Trainer des VfL Bochum nach dem 0:1 im Relegations-Hinspiel bei Borussia Mönchengladbach.

Referee Günter Perl hatte den Treffer von Igor de Camargo anerkannt, obwohl die zwei Minuten Nachspielzeit um 15 Sekunden überzogen war. „Ein Hammer, dass 15 Sekunden über Auf- oder Abstieg entscheiden können“, stellte VfL-Kapitän Christoph Dabrowski verärgert fest.

„Es ist frustrierend und unverdient, dass die Mannschaft so böse bestraft wurde, denn sie hat eine unglaubliche Leistung gebracht“, schimpfte Bochums Sportvorstand Thomas Ernst nach dem „Klassenkampf“ auf Augenhöhe zwischen dem Zweitliga-Dritten und dem Erstliga-16. Dass der 57-jährige Funkel nach Spielschluss zu Schiedsrichter Perl gerannt war, lautstark auf ihn einredete und ihm einen leichten Schubser gab, scheint ohne Eintrag in den Spielbericht geblieben zu sein.

„Natürlich kann ich die Emotionen verstehen. Aber wenn die Sachlichkeit einsetzt, muss man erkennen, dass es ein regelkonformes Verhalten des Schiedsrichters war“, erklärte Herbert Fandel, Vorsitzender der Schiedsrichterkommission des DFB, der Nachrichtenagentur dpa. Bei der angezeigten Nachspielzeit handele es sich um die Mindestdauer. „Es ist ein ganz normaler Vorgang, dass ein Spiel nicht auf die Sekunde genau abgepfiffen wird“, befand Fandel.

Das 1:0 ist für Borussia Mönchengladbach eine Erlösung gewesen und ein kleines Faustpfand für die Rückpartie am Mittwoch, aber keine Garantie für das endgültige Abwenden des dritten Abstiegs nach 1999 und 2007. „Es gibt keine prozentuale Einschätzung“, sagte Borussia-Sportdirektor Max Eberl. „Wir haben 1:0 gewonnen, aber das ist weiß Gott noch keine Miete, die wir eingefahren haben.“ Gladbachs Cheftrainer Lucien Favre sieht es ähnlich: „Ich war bereit, mit dem 0:0 zu leben. Das 1:0 ist gut für uns, aber es wird extrem schwer.“

Dies garantieren schon die Bochumer Profis, die durch das von ihnen als ungerecht empfundene Tor besonders motiviert im heimischen Stadion antreten werden. „Wir wollten eh ein Heimtor machen, so gesehen hat sich nicht viel geändert“, sagte VfL-Torwart Andreas Luthe. Mit Glanzparaden am Fließband hatte er das Remis bis eine Sekunde vor Schluss bravourös verteidigte.

„Gladbach ist noch lange nicht am Ziel“, versprach Funkel, dem schon fünf Bundesliga-Aufstiege gelangen. „Was heute passiert ist, kann noch mal den Trotz rauskitzeln“, erwartet Ernst und hofft auf „das Quäntchen Glück, das wir jetzt nicht hatten“.