Pflichtaufgabe in Budapest Gefrustete Gladbacher stehen vor Champions-League-Aus

Mönchengladbach · Seit der Ankündigung seines Abgangs erleben Trainer Rose und Borussia Mönchengladbach einen gewaltigen Absturz. Das Saison-Highlight gegen Man City wird zur Pflichtaufgabe.

Gladbach-Trainer Rose und sein Team hatten zuletzt wenig Glück.

Foto: dpa/Friso Gentsch

Last statt Lust. Marco Rose hatte vor dem Abflug nach Budapest zum womöglich vorerst letzten Europapokalspiel von Borussia Mönchengladbach für mindestens anderthalb Jahre Mühe, die Pflichtaufgabe gegen Manchester City angemessen zu verkaufen. „Im Moment kann ich sagen, was ich will. Es ist eh falsch“, sagte der Gladbach-Coach am Montag resigniert und fügte einen Nachsatz hinzu - „weil wir keine Ergebnisse haben“ -, der die aktuelle Situation mit sechs Pflichtspiel-Niederlagen in Serie fast verniedlicht.

Vom selbstbewussten und betont lockeren Coach ist kaum noch etwas übrig. Das Achtelfinal-Rückspiel der Champions League am Dienstag (21.00 Uhr/Sky) wirkte zuletzt nur noch wie eine Bürde für Rose, der Gefahr läuft, im Sommer schwer beschädigt zu Borussia Dortmund zu wechseln. Aussagen vom vergangenen Freitag nach dem ungeheuerlichen 1:3 beim FC Augsburg, wonach ihm das Rückspiel gegen die aktuell wohl beste Mannschaft Europas „nicht mehr in den Kram“ passen würde, relativierte der 44-Jährige am Montag zwar. „Die Aussage kam kurz nach einer bitteren Niederlage. Natürlich ist das Spiel wichtig für uns. Das haben wir uns hart erarbeitet“, sagte Rose und bekräftigte gar: „Wir fahren schon dahin, um ein Fußballspiel zu gewinnen.“

Dass dies nach der Pleitenserie seit seinem verkündeten Wechsel zum BVB einem noch unrealistischerem Unterfangen gleicht als vor dem 0:2 im Hinspiel am 24. Februar, bekannte Rose aber auch gleich selbst. „Wir schätzen die Situation schon realistisch ein“, sagte Rose, der ein Weiterkommen als „mehr als außergewöhnlich“ bezeichnete. Dass das folgende Bundesliga-Spiel am kommenden Samstag beim FC Schalke 04 für die abgestürzten Gladbacher derzeit ungleich wichtiger wird, ist auch dem entzauberten Rose klar: „Wir wollen alle nochmal ein gutes Spiel machen. Dann nach Hause kommen und uns auf die wesentliche Dinge konzentrieren und die Saison zu einem guten Ende führen.“

Dafür ist ein Sieg für den Bundesliga-Zehnten gegen die in der Liga kaum konkurrenzfähigen Schalker Pflicht. Vor allem aber auch für Rose, der mit acht Pflichtspiel-Pleiten in Serie einen Negativrekord Gladbachs aus dem Jahr 1989 unter Wolf Werner einstellen würde. Sollte es tatsächlich so kommen, stünde auch das Bekenntnis von Sportchef Max Eberl, die Saison mit Rose zu Ende zu führen, ernsthaft zur Debatte. Auch wegen der empfindlich gestörten Vorbereitung auf das ungleich wichtigere Spiel gegen Schalke hatte Rose eingeräumt, dass ihm eine Trainingswoche nun lieber wäre als das auch laut Eberl „Bonusspiel“ gegen den souveränen Premier-League-Spitzenreiter.

Noch leidiger wird die Dienstreise durch den irrsinnigen Trip nach Budapest, wo die Bedrohung durch das Corona-Virus wesentlich höher als in Manchester ist. Die Sieben-Tages-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen pro 100 000 Einwohner und sieben Tage, liegt in Budapest bei rund 670. In Manchester beträgt dieser Wert 91,9 und in Mönchengladbach 46,7. „Ich mache mir da nicht so große Sorgen, auch wenn wir in einem Risikogebiet sind. Wir sind sehr gut abgesichert“, sagte Gladbachs Abwehrspieler Nico Elvedi vor dem Abflug.

Aufgrund behördlicher Auflagen wurde schon das Hinspiel am 24. Februar in Budapest ausgetragen. England gilt als besonders betroffen von Corona-Mutationen. Deshalb hätten sich die Borussen nach einer Rückreise aus England für 14 Tage in Quarantäne begeben müssen. Mit der erneuten Reise nach Budapest hat indes keine Behörde ein Problem. Zu allem Überfluss kostet die Gladbacher das erneut verlegte Spiel auch noch 1,5 Millionen Euro als Ausgleichszahlung für Man City.

Persönlich schade für Rose ist noch ein „schönes Fläschchen“ Rotwein, das ihm durch die Reise nach Ungarn nun womöglich durch die Lappen geht. Das hatte sein City-Kollege Pep Guardiola ihm nach dem Hinspiel für eine Plauderstunde in Manchester in Aussicht gestellt. „Hier hätte ich eine gehabt für ihn. Ich glaube aber, es ist nicht erlaubt, die auf dem Flug mitzunehmen“, sagte Guardiola am Montag. „Vielleicht können wir morgen in Budapest eine kaufen.“ Immerhin.

(dpa)