Borussia Mönchengladbach Krise weitet sich aus: Wie Eberl an die Fans appelliert
MÖNCHENGLADBACH · Abzusehen war das lange nicht, aber jetzt hat die Krise Schubkraft. Spätestens seit der Abschied von Trainer Marco Rose zum Saisonende verkündet ist, sind die Fans auf dem Baum.
Sie sitzen bei Fußball-Bundesligist Borussia Mönchengladbach alle gemeinsam im Schlammassel: Gladbach ist nach der Heimpleite gegen Bayer Leverkusen (0:1) nur noch Tabellenzehnter der Bundesliga-Saison, im DFB-Pokal gerade erst an Borussia Dortmund gescheitert, und in der Champions League steht man unmittelbar vor dem Ausscheiden gegen Manchester City, das Hinspiel in Budapest ging mit 0:2 verloren, das Rückspiel steigt am kommenden Dienstag (21 Uhr) in Manchester. Und am Samstag geht es in der Liga zum FC Augsburg.
Eine jüngste Bilanz zum Gruseln ist das. Rund um den Borussia Park herrscht Eiseskälte, die nicht viel mit den niedrigen Temperaturen des März zu tun hat: Spätestens seit der Abschied von Trainer Marco Rose zum Saisonende verkündet ist, sind die Fans auf dem Baum. Und Sportchef Max Eberl sieht eine Saison dahinsiechen, in der er mit einem starken Kader eigentlich Großes vorhatte. Jetzt kämpft der langjährige Taktgeber des Aufschwungs um den Zusammenhalt im Verein – und hat sich mit einem Offenen Brief an die aufgebrachten Fans von Borussia Mönchengladbach gewandt.
Darin bittet Eberl bei aller verständlichen Enttäuschung um Verständnis für sein Festhalten an Trainer Marco Rose trotz dessen Wechsels zu Borussia Dortmund im Sommer („was ihm aber auf Grund des Vertrages möglich war“) und fünf Pflichtspiel-Niederlagen in Serie. Zudem kritisierte der 47-Jährige Aussagen vom Fan-Dachverband FPMG Supporters Club und dessen Vorsitzenden Thomas Ludwig deutlich.
„Wenn ich lese, dass Fans ‚der Stecker gezogen‘ wurde, weil unser Trainer uns verlässt und sie sich nicht mehr für die laufende Saison interessieren, weil dieser Trainer noch bei uns auf der Bank sitzt, dann fehlt mir das Gefühl von Zusammenhalt und Kampfgeist für Borussia“, schrieb Eberl in dem Brief, der am Sonntagabend an alle Fanclubs des Fußball-Bundesligisten verschickt wurde.
Der Vorsitzende des Dachverbands der organisierten Borussen-Fans, Ludwig, hatte in einem Interview erklärt, erst wieder mitfiebern zu können, wenn die aktuelle Saison mit Rose beendet sei. „Die Saison hat noch etwa 80 Tage, in der Zeit ist es schwierig, die Spiele mit Leidenschaft zu verfolgen, weil Marco Rose auf der Bank sitzt“, hatte Ludwig gesagt.
Die Entscheidung Roses, nach nur zwei Jahren am Niederrhein nach Dortmund zu wechseln, stößt bei den Gladbach-Fans auf erhebliche Kritik, da der Trainer zuvor stets erklärt hatte, in Mönchengladbach etwas aufbauen zu wollen. „Ich verstehe die Emotionen, ich verstehe, dass sie raus müssen“, schrieb Eberl dazu. „Aber habt auch Verständnis, dass ich nicht jede Form von Kritik verstehe und manchen Satz nicht angebracht finde und mich darüber geärgert habe.“
Gerade in der aktuellen Krise benötige der Verein Zusammenhalt. Eberl forderte zudem Vertrauen für seine Entscheidungen ein. Dieses sollte „aufgrund der letzten Jahre“ so groß sein, „dass man dann trotzdem gemeinsam den Weg weitergeht“.
Gerade in den letzten Wochen sei man „immer wieder mit Gerüchten und unwahren Behauptungen konfrontiert worden, die irgendjemand in die Welt setzt und die über die sozialen Netzwerke und die Medien verbreitet werden. Ich verstehe, dass das die Emotionen noch mehr schürt, und dennoch muss ich klar unterscheiden zwischen dem, was ein Gerücht ist und dem, was die Wahrheit ist“, schrieb Eberl in dem Brief, den er mit persönlicher Unterschrift an die Fans adressierte. Wohl auch, weil Eberl mit vorhandener Integrität die eigenen Anhänger am besten erreichen kann. Und so schloss er im Werben um Vertrauen in seine Kompetenz: „Unser Verein steht über allem. So verstehen wir, Stephan Schippers und ich, unsere Arbeit immer. Wir und ich entscheiden an dem Tag, an dem Entscheidungen gefällt werden müssen, und nicht aufgrund von zwischenmenschlichen Gefühlen, nicht aufgrund von Rücksichtnahme auf andere, nicht auf Druck von außen und auch nicht aus eigener Eitelkeit heraus. Der wichtigste Punkt bleibt: Wir wollen für Borussia Mönchengladbach die besten Entscheidungen treffen.“