Gladbach droht der Zerfall
Trainer Favre weicht auf die Frage nach seiner Zukunft aus. Sportdirektor Eberl bleibt gelassen.
Belek. Steht nach dem Abgang von Marco Reus und Roman Neustädter bei Borussia Mönchengladbach auch Trainer Lucien Favre vor dem Abflug? Der Schweizer — mit einem Vertrag bis 2013 ausgestattet — reagierte am Freitag im Gladbacher Trainingslager im türkischen Belek eher ausweichend. „Ich habe vor Weihnachten gesagt: Wenn alles gut läuft für dich, wäre es besser zu gehen. Der Kontext war damals aber ein ganz anderer als jetzt. Was nächste Saison ist, damit beschäftige ich mich in sechs Monaten. Ich konzentriere mich jetzt nur auf die Rückrunde.“
Dennoch reagierte Favre geschockt auf die Abgänge von Reus und Neustädter. „Das war nicht leicht zu verdauen. Aber es ist ihr gutes Recht, das so zu machen.“ Ob nun weitere Spieler den Verein wechsel würden, lasse sich „nicht planen. Aber ich hoffe nicht“, sagte Favre, der einst bei Hertha BSC schlechte Erfahrungen mit dem Abgang der Stars gemacht hat. Nachdem Favre Hertha in die Spitzengruppe geführt hatte, verließen Josip Simunic und Andrej Woronin den Klub. Drei Monate später war der Schweizer seinen Job los. Dass es soweit nicht in Gladbach kommen muss, dafür hat Borussia auch Alexander Ring geholt. Der 20 Jahre alte finnische Nationalspieler wird bis Juni 2013 ausgeliehen. Ring, der 14 Jahre in Leverkusen gelebt hat und perfekt deutsch spricht, fühlt sich im defensiven Mittelfeld heimisch.
„Ich möchte hier nicht auf der Bank sitzen“, sagte Ring am Freitag. Experten in Finnland, wo der 20-Jährige im Herbst mit HJK Helsinki Meister und Pokalsieger wurde, halten ihn für weit entwickelt. Im Juni gab der Mittelfeldspieler sein Debüt in der Nationalmannschaft, entwickelte sich unter dem neuen Trainer Mixu Paatelainen sofort zum Stammspieler. Journalisten wählten Ring sogar zum Spieler des Jahres 2011. Favre hat der Finne bei dessen Europapokal-Spielen gegen Schalke überzeugt. „Ich habe sofort gesehen, der hat etwas Besonderes“, sagt Favre.
Von den Gladbacher „Weltuntergangsszenarien“ hält Sportdirektor Max Eberl derweil nicht viel. „Da ist überhaupt nichts dran. Wir lassen das an uns abprallen und werden uns das, was wir in der Hinrunde erarbeitet haben, nicht kaputt machen.“ Jede Entscheidung biete auch eine neue Chance, sagte Eberl.