Gladbach-Hannover: Ein Neun-Minuten-Coup
Gladbach gewinnt in Hannover nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2.
Hannover. „Auswärtssieg! Auswärtssieg!“ — die rund 4000 mitgereisten Fohlen-Fans schrien nach dem Schlusspfiff ihre Freude in der ausverkauften Arena in Hannover heraus.
Derweil tanzten und hüpften die Gladbacher Profis ausgelassen auf dem Rasen, feierten den 3:2 (0:0)-Triumph bei Hannover 96. Seit 22 Heimspielen waren die Niedersachsen ungeschlagen gewesen — die längste derartige Serie der Fußball-Bundesliga und Vereinsrekord. Die letzte Pleite (0:1) hatte es im April 2011 gegeben — gegen Gladbach. Und nun hat ausgerechnet erneut Borussia die Festung Hannover erstürmt.
Dabei hatte sie eigentlich schon wie der sichere Verlierer ausgesehen, die Elf von VfL-Cheftrainer Lucien Favre. Nach einem ausgeglichenen ersten Durchgang erwischte Hannover gleich nach der Pause einen Traumstart. Jan Schlaudraff konnte ungestört auf das Tor von Torhüter Marc-André ter Stegen zustürmen und seinen fulminanten Sprint mit einem tollen Schuss aus 25 Metern zur 1:0-Führung (48.) krönen. Nur fünf Minuten später erhöhte dann der starke 96-Stürmer Diouf nach einer feinen Freistoß-Kombination auf 2:0.
Die meisten der 49 000 Zuschauer hatten den Erfolg für die Hausherren bereits abgehakt — aber wie die 96-Profis wohl nicht mit Borussias toller Moral gerechnet. Statt wie noch zuvor bei den beiden jüngsten Auswärts-Demütigungen in Dortmund (0:5) und Bremen (0:4) einzuknicken, starteten die Fohlen, angeführt vom überragenden Juan Arango, eine atemberaubende Aufholjagd.
Binnen neun Minuten drehte die Elf vom Niederrhein die Partie. Zuerst konnte 96-Schlussmann Ron-Robert Zieler einen Arango-Schuss nur abklatschen. Borussias Verteidiger Alavaro Dominguez staubte zum 1:2 (70.) ab.
Coach Favre bemerkte später: „Alvaros Tor war ein Signal an die Mannschaft.“ In der Tat — denn wenige Augenblicke später drückte Roel Brouwers (77.) eine Arango-Hereingabe per Kopf zum 2:2 über die Linie.
Hannovers Spieler taumelten anschließend wie angezählte Boxer über das Spielfeld, Borussia nutzte die Verwirrung aus: Juan Arango zirkelte einen Freistoß (79.) von der Seitenlinie rotzfrech am verdutzten Zieler vorbei zum 3:2 in die Maschen. Auf der Borussen-Bank brachen nun alle Dämme, alle stürmten auf den Platz, begruben Arango unter einer Menschentraube.
Gladbach, bis zu diesem Zeitpunkt die schlechteste Auswärtsmannschaft der Liga, hatte ein kleines Wunder vollbracht. „Das ist Fußball. Wir haben nach dem Ausgleich auch bewusst weiter auf das dritte Tor gespielt“, sagte Favre.
Kapitän Filip Daems sagte: „Einfach nur ein geiles Gefühl. Das ist enorm wichtig für die Mannschaft und für das Selbstbewusstsein. Man hat ja gesehen, wie sehr wir Spieler uns alle gefreut haben. Kompliment an unsere Fans, die auch nach dem 0:2 noch an uns geglaubt haben.“ Die Fohlen gehen nun mit viel Rückenwind in das Pokal-Derby am Mittwoch bei Fortuna Düsseldorf.