Gladbach mit Jugendpower nach Europa

Mönchengladbach (dpa) - Borussia Mönchengladbach hat sich nach dem Fast-Abstieg 2011 beeindruckend entwickelt und in den europäischen Pokalwettbewerben etabliert. In der kommenden Saison startet der Club sehr wahrscheinlich in den Champions-League-Playoffs.

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Einen großen Anteil am Aufschwung der „Fohlen“ haben Spieler aus der eigenen Nachwuchsabteilung. „Mo Dahoud, Patrick Herrmann, Tony Jantschke, Julian Korb - sie alle waren bei uns im Jugendinternat“, erklärt Roland Virkus, der als Jugendleiter für die Koordination der Nachwuchsarbeit zuständig ist.

„Der Verein ist ausgerichtet auf gute Jugendarbeit“, sagt er. „Das ist Teil der Philosophie.“ Virkus ist seit 1989 im Club und hat miterlebt, wie sich die Rahmenbedingungen für die Talente in den vergangenen Jahren verbesserten. „Als ich angefangen habe, hatten wir einen Ascheplatz mit Flutlicht und einen Rasenplatz - ohne Flutlicht. Und wir hatten drei Umkleidekabinen. Wenn du damals einem Spieler gesagt hättest: „Wir möchten dich auf Top-Niveau ausbilden“, hätte der gesagt: „Seid ihr verrückt?““

Mittlerweile sieht das anders aus. Sieben Rasenplätze, ein Kunstrasenspielfeld, für jedes Team eine eigene Kabine, Fitness- und Besprechungsräume - das Leistungszentrum der Borussia gehört zu den besten in Deutschland und wird von der DFL mit den maximal möglichen drei Sternen bewertet. „Da sind wir stolz drauf“, sagt Virkus. „Die Zertifizierung ist ein Qualitätsmerkmal und hilft uns bei der Akquise von Spielern.“

Die Entwicklung sei jedoch nicht von heute auf morgen gekommen. „Max Eberl war derjenige, der die Dinge professionalisiert hat“, erklärt Virkus die Rolle des heutigen Sportdirektors und ehemaligen Jugendkoordinators. „Es war sicherlich ein cleverer Schachzug des Clubs, das Leistungszentrum hier am Borussia-Park zu schaffen mit dem Lizenzbereich zusammen. Alles an einem Platz.“ So fänden die Talente nicht nur Topbedingungen vor, sie hätten ihr großes Ziel, Profifußballer zu werden, auch immer direkt vor Augen.

Was Virkus damit meint, wird nirgendwo so deutlich wie im Kabinengang des Borussia-Parks. Ganz hinten befindet sich der Umkleideraum der U9, ganz vorne der der Profis. Dazwischen hängen in einer langen Reihe die Trikots der Spieler an der Wand, die es aus der Jugendabteilung in die Bundesliga geschafft haben. „Diejenigen, die es noch schaffen wollen, kommen hier vorbei“, sagt Virkus. „Das ist auch ein psychologischer Trick.“

Ein Drittel der Kaderplätze bei den Profis sei für Jugendspieler reserviert, erklärt Virkus. „Das ist aus meiner Sicht auch ein alternativloser Weg, weil: Vielleicht wird Borussia nie dahin kommen, für 40 Millionen einen Kevin De Bruyne zu kaufen.“

Bei der Planung von Transfers arbeiten Sportdirektor und Jugendleiter eng zusammen. „Max Eberl guckt natürlich erst in die eigene Jugendabteilung und schaut, ob wir da einen passenden Spieler haben. Und wenn nicht, dann gucken wir woanders“, erläutert Virkus. So habe die Borussia mangels vielversprechender Verteidiger im eigenen Nachwuchs vor der Saison Andreas Christensen (20) vom FC Chelsea ausgeliehen und Nico Elvedi (19) verpflichtet - beides Spieler mit großem Entwicklungspotenzial.

„In den aktuellen Jugendteams haben wir sehr viele Kreativspieler“, sagt Virkus. Einigen von ihnen traut der Jugendleiter den Durchbruch zu. Wen er dabei im Kopf hat, will der 47-Jährige aber nicht verraten. „Da würde ich den Spielern ja einen Rucksack mitgeben, der ist nicht zu stemmen.“