Gladbachs Bayer-Fluch hält an
Auch im 23. Anlauf kann Borussia zu Hause nicht gegen Leverkusen gewinnen.
Mönchengladbach. Der Fehlstart ist perfekt, das Jubiläum für Lucien Favre verdorben. Im 100. Spiel für Borussia Mönchengladbach kassierte der Trainer mit seiner Mannschaft Freitag gegen Leverkusen mit dem 0:1 (0:0) die dritte Niederlage in Folge — vom Europapokal redet in Gladbach momentan niemand mehr.
Auch im 23. Heim-Duell in Serie blieben die Gladbacher gegen Leverkusen sieglos, stellten zudem einen leidlichen Rekord auf — erstmals in ihrer Bundesliga-Historie startete das Team mit drei Niederlagen in die Rückrunde — weil Leverkusens Son einen Konter zum siegbringenden Tor (62.) abschloss.
Das dritte Spiel im neuen Jahr galt für die Gladbacher gleich als Charaktertest nach den Niederlagen gegen die Bayern und in Hannover. Waren doch nicht alle Spieler, wie Sportdirektor Max Eberl beim 1:3 in Niedersachsen ausgemacht hatte, bis an die Leistungsgrenze gegangen.
Die Reaktion der Mannschaft kam prompt. Auch äußerlich. Sie hatten bei rund sechs Grad Kurz-Arm-Trikots gewählt — also Ärmel hoch. Gladbach dominierte die erste Hälfte klar — mit mehr Ballbesitz, war die aktivere Mannschaft, suchte die Zweikämpfe, um Zugriff aufs Spiel zu bekommen. Leverkusen ließ das Ballbesitzspiel der Gladbacher bis 25 Meter vor dem eigenen Tor zu. Dort aber verhielten sich die Gäste taktisch geschickt und körperlich robust. Torchancen gehörten indes zur Rarität dieses Treffens. Herrmanns Volleyschuss (19.) war Gladbachs beste Möglichkeit, in Führung zu gehen. Leno im Leverkusener Tor aber parierte. Kruses Schuss (32) strich übers Tor, Raffael vertändelte einen Konter. Aber ein bisschen Verunsicherung spielte nach den beiden Pleiten bei den Gladbachern mit. Erst kurz vor der Halbzeit taucht Leverkusen überhaupt zum ersten Mal gefährlich vor dem Gladbacher Tor auf, weil Raffael Hilbert flanken ließ — aber ohne ernsthafte Gefahr für das Tor von Marc-Andre ter Stegen.
Das Spiel war auch ein Duell der aufstrebenden Torhüter: ter Stegen (21) gegen Leno (21). Der Gladbacher wehrte in seiner Bundesliga-Karriere 77 Prozent aller Torschüsse ab, Lenos Wert ist 72 Prozent. Der Leverkusener hat seinen Vertrag bei Bayer bis 2018 verlängert. Ter Stegen kehrt Gladbach am Saisonende den Rücken — steht vorm Absprung zum großen FC Barcelona. Trotz aller — vor allem persönlicher — Gegensätze verbindet sie der Kampf ums Tor in der U 21-Nationalmannschaft. Freitag ließ DFB-Trainer Horst Hrubesch beide für das Testspiel am 4. März bei Europameister Spanien beobachten. Punktsieg für ter Stegen, der mehr ins Spiel eingebunden war.
Leverkusen spielte nach der Pause selbstbewusster, Gladbach hingegen verlor die Spielkontrolle - leistete sich zu viele Ballverluste, gewann zu wenig Zweikämpfe. Beinahe sorglos schlidderten die Gladbacher ins Verderben. Einen Konter über Sam vollendete Son (62.) mit einem Schuss aus 18 Metern — Nordtveit, Stranzl und Jantschke schauten zu oder kamen zu spät. Gladbach zweifelt — das dokumentierte die restliche Spielzeit.