Favres Vertrauen in Borussias Stammelf schwindet
Im Duell mit Angstgegner Leverkusen soll Arango durch Hrgota ersetzt werden.
Mönchengladbach. Die Botschaft ist geeignet, sie misszuverstehen. Rainer Bonhof schaut ernst drein auf dem Foto. Es ziert einen Artikel der hauseigenen Presseabteilung, und der Text liegt mannigfach im Foyer des Borussia-Parks aus.
„Nach wie vor auf einem guten Weg“, lässt das Vorstandsmitglied von Borussia Mönchengladbach über seine Betrachtung der aktuellen Situation schreiben. Das alles nach zwei Niederlagen im neuen Jahr — 0:2 gegen die Bayern, 1:3 in Hannover.
Wenige Minuten später sagt Trainer Lucien Favre: „Wir haben 33 Punkte. Das ist nicht schlecht. Vor drei Jahren war Abstiegskampf, jetzt sprechen wir von der Champions League.“ Bei den Verantwortlichen des Clubs ist nicht unbedingt Unruhe zu spüren.
Gleichwohl ist im Umfeld der Borussia eine nicht zu leugnende Enttäuschung auszumachen. Der trotzen Bonhof und Favre beharrlich. Ihr Credo: In der Ruhe liegt die Kraft.
Und das alles vor dem Heimspiel am Freitag (20.30 Uhr) gegen Bayer Leverkusen. Aus dem Jahr 1989 datiert der letzte Heimsieg der Gladbacher, 25 Jahre später folgt im 22. Spiel nun ein weiterer Anlauf gegen den Tabellenzweiten, bei dem man sich durchaus erkundigen kann, wie mit Mini-Krisen umzugehen ist. Nach drei Niederlagen gelang gegen Stuttgart mit dem 2:1 die Trendwende. Gladbach hat nach dem goldenen Herbst mit sechs Siegen immerhin jetzt vier Spiele nicht gewinnen können.
Vor allem deshalb, weil Favres neues Sturmduo nicht mehr trifft. Max Kruse und Raffael waren im ersten Saisondrittel stets zur Stelle. In acht Spielen, in denen Gladbach 1:0 führte, sammelte der Club jeweils drei Punkte ein. Das ist Ligabestwert. Zuletzt gelang das vor gut zwei Monaten — beim 1:0 gegen Freiburg. Auf Platz zwei der Rangliste steht übrigens Leverkusen.
Farve hat registriert: „Zwei bis drei Spieler haben nicht ihre Form aus dem Herbst.“ Namen würde Favre nie öffentlich nennen. Er meint aber neben Kruse auch Juan Arango und Patrick Herrmann. Und er sagt einen Satz, den er in dieser Deutlichkeit in seinen drei Jahren bei der Borussia noch nie öffentlich ausgesprochen hat: „Wenn Spieler im Training mit ihrer Leistung Druck ausüben, musst Du als Trainer überlegen, was Du machst.“
Favre meint vor allem Branimir Hrgota, Arangos Konkurrent auf links. Sein Einsatz in der Startelf scheint ausgemacht. Auch deshalb, weil Favre dessen Laufintensität benötigt, um die Kreise von Leverkusens Sidney Sam und dessen Tempospiel einzuengen. Favres lange Zeit unerschütterliches Vertrauen in seine Stammelf wankt.