Borussia Mönchengladbach Gladbachs Matthias Ginter: "Mit Reden wird keiner Führungsspieler"

Matthias Ginter kehrte enttäuscht von der Weltmeisterschaft in Russland zurück nach Gladbach. Davon will der Verteidiger sich allerdings nicht runterziehen lassen und bei der Borussia an seine gute Rückrunde anknüpfen.

Matthias Ginter soll bei Gladbach eine Führungsrolle übernehmen.

Foto: Christian Charisius

Rottach-Egern. Für Freitag Nachmittag gab Trainer Dieter Hecking seiner Mannschaft frei. Die Spieler von Borussia Mönchengladbach durften im Trainingslager in Rottach-Egern ein wenig durchschnaufen. Viele setzten zu einem erfrischenden Sprung in den direkt am Hotel gelegenen Tegernsee an. Zuvor waren bei hochsommerlichen Temperaturen die Übungseinheiten oft derart schweißtreibend gewesen, dass die Akteure im Anschluss Abkühlung in einer der drei eigens dafür präparierten Eis-Tonnen suchen mussten. "Es muss hart sein. Unser Ziel ist es schließlich, das erste Saison-Spiel zu gewinnen", sagt Matthias Ginter schmunzelnd.

Dies war ihm mit der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland nicht gelungen. Gegen Mexiko gab es ein 0:1, doch am DFB-Debakel trägt Ginter überhaupt keine Schuld. Der Innenverteidiger war nämlich der einzige Feldspieler, der von Bundestrainer Joachim Löw nicht eine einzige Minute eingesetzt wurde. "Das hat mich aber keinesfalls runter gezogen. Ich bin lediglich enttäuscht über unser frühes Aus. Es tat weh, die Spiele ab dem Achtelfinale nur noch am Fernseher verfolgen zu können. Wir hatten uns viel vorgenommen. Es fehlte jedoch der Team-Geist, der uns 2014 ausgezeichnet hat", erklärt Ginter.

Näher wollte sich der 24-Jährige zum Innenleben von Löws Kader nicht auslassen, für Ginter persönlich war die WM allerdings das unschöne Ende einer insgesamt recht verkorksten Saison. Zwar machte er in der Beurteilung des Fachmagazins "kicker" bei den Innenverteidigern der Bundesliga einen Sprung auf den neunten Platz. Dass er diesen aber zuvor mit der Borussia auch in der Bundesliga-Tabelle belegt hatte, war enttäuschend. 52 Gegentreffer sind für mehr einfach zu viel gewesen. "Wir haben drei richtige Klatschen bekommen. Damit ist es schwierig, in dieser Hinsicht noch eine gute Marke aufzustellen", sagt Ginter.

1:6 in Dortmund, 1:5 gegen Leverkusen, 1:5 in München - bei solchen Ergebnissen steht ein Innenverteidiger natürlich in der Kritik. Doch es war das wenig homogene Gesamtgefüge, welches bei der "Fohlenelf" für eine inkonstante Saison mit diesen zum Teil krassen Ausschlägen nach unten gesorgt hat. Matthias Ginter selbst hingegen hat besonders in der Rückrunde einen Schritt nach vorne gemacht. Stabil sowie sehr sicher verrichtete er seinen Job und wuchs in eine Führungsrolle hinein.

Diesem Anspruch will der gebürtige Freiburger auch weiterhin gerecht werden, in der Abwehrzentrale muss er es sogar. Denn nach dem Abgang von Jannik Vestergaard zum FC Southampton bekommt Ginter dort in Nico Elvedi einen neuen Nebenmann. "Für mich ist das keine große Umstellung, ich weiß ja wie Nico tickt. Möglich, dass er sich ein wenig an die Position gewöhnen muss - aber das bekommen wir schon hin", sagt Ginter.

Ohne Einsatz wurde er 2014 in Brasilien Weltmeister, zwei Jahre später war der im vergangenen Sommer von Borussia Dortmund geholte Defensivakteur einer der Garanten für den Gewinn der olympischen Silbermedaille. Im Finale von Rio verwandelte er beim Elfmeterschießen gegen die Gastgeber seinen Versuch souverän und auch in Gladbach will sich Ginter nicht scheuen, Verantwortung zu übernehmen. "Mit Reden wird keiner Führungsspieler. Ich will durch Leistung vorangehen."