Borussia Mönchengladbach Granit Xhaka, der leidende Heißsporn
Beim 0:0 gegen Ingolstadt zeigt der Gladbacher Kapitän sein eigentlich überwunden geglaubtes zweites Gesicht.
Mönchengladbach. Granit Xhaka ist ein Heißsporn im Spiel, ein Temperament-Bündel auf dem Platz, das austeilt und einsteckt. Aber wehe, wenn der Mittelfeldspieler von Borussia Mönchengladbach sich bis aufs Blut gereizt und ungerecht behandelt fühlt. Provoziert von seinem ständigen Schatten, Alfredo Morales, war Xhaka beim torlosen Unentschieden im Borussia-Park gegen den FC Ingolstadt am Ende der „böse Bube“. Gladbachs Mittelfeld-Ass sah zum zweiten Mal in dieser Saison die gelb-rote Karte, derweil Morales beim Abpfiff einer zuweilen hektischen und zerfahrenen Partie immer noch auf dem Platz stand. Dabei hatte sich der Deutsch-Amerikaner im Team des aufsässigen Aufsteigers ob einer peinlichen Unsportlichkeit den Zorn der Gladbacher zugezogen (72. Minute). Deren Abwehrspieler Alvaro Dominguez wollte nach einem Foul, für das er verwarnt wurde, den am Boden liegenden Morales hoch helfen, als sich dieser plötzlich an den Hals fasste und so tat, als bekäme er keine Luft mehr. Erregte Gemüter, es bildete sich eine Spielertraube, dann ging es weiter. Mit Morales, der im Gegensatz zu Xhaka auf nur einer gelben Karte „sitzen“ blieb.
„Wir sind diesmal auf einen Gegner gestoßen, der nur zerstören wollte, aber auch das ist legitim“, sagte Gladbachs Trainer Andre Schubert, der damit einen neuen Bundesliga-Rekord von sieben Siegen in Folge als Trainer-Novize verpasste - was seine fantastische Bilanz freilich nicht sonderlich beeinträchtigt. „Meine Mannschaft hat intensive Wochen hinter sich und Großartiges geleistet. Wir werden das 0:0 verkraften. Jetzt geht es erst einmal zum Mannschaftsabend, danach ist bis Mittwoch frei.“ Zeit zum Relaxen, der Tanz auf drei Hochzeiten hat geschlaucht. Mutmaßlich mit Andre Schubert als „Vortänzer“, dessen „Vertragsangelegenheit“ in den kommenden zwei Wochen endgültig geregelt werden soll. „Es wäre nicht schlecht, wenn am Ende der Länderspielpause Klarheit herrscht“, sagte Gladbachs Sportdirektor Max Eberl in den Katakomben des Borussia-Parks. Schuberts Replik: „Max wird mich überraschen.“
Zu wenig Tempo und keine zündenden Ideen
Gegen mutige Ingolstädter, die vor der Pause den Champions-League-Teilnehmer nicht zur Entfaltung kommen ließen, dominant auftraten und leidenschaftlich nach vorn agierten, mangelte es beim Liga-Sechsten lange an Tempo und zündenden Ideen. Spät rappelten sich die Gastgeber auf, das Ende einer Traumserie deutete sich aber spätestens an, als nach schwungvollen zweiten 45 Minuten in der Schlussphase der eingewechselte Thorgan Hazard spektakulär an Gäste-Keeper Özcan gescheitert war.
„Es wird weiter unser Ansporn sein, so viele Punkte wie möglich zu holen. Wir schmeißen immer alles rein, sind aber keine bösen Menschen“, sagte der Ingolstädter Özcan, der Retter des 0:0, später im kleinen Kreis. Dessen Trainer Ralph Hasenhüttl ergänzte: „Wer geglaubt hat, dass wir hier den Gegner spielen lassen, hat sich getäuscht.“ Dabei überwog am Ende freilich die Theatralik bei den Schanzern. Mit Morales. Granit Xhaka aber fehlt den Gladbachern nun gegen Hannover und muss darauf in Hoffenheim aufpassen, nicht erneut auszufallen (es droht die fünfte Gelbe Karte). Denn dann steigt der jährliche Höhepunkt im Borussia-Park — das Spiel gegen den FC Bayern. Ein Spiel, wie gemacht für einen Heißsporn wie Xhaka.