Heimfluch gegen Bayer hält an - Fohlen spielen 3:3

Mönchengladbach. Es bleibt dabei: Borussia Mönchengladbach kann in der Fußball-Bundesliga kein Heimspiel gegen Angstgegner Bayer Leverkusen gewinnen. Die Fohlen-Elf trennte sich am Samstag in einer packenden und mitreißenden Partie, bei der die Gäste zeitweise völlig dominierten, glücklich mit 3:3 (1:0) vom Werksklub.

Somit wartet Gladbach auch nach dem 21. Anlauf auf einen Heimtriumpf gegen Bayer, den letzten hatte es am 25. Februar 1989 gegeben. Während die Borussia mit nunmehr 30 Punkten die Europapokalplätze im Visier hat, sitzt Leverkusen (38 Punkte) Meister Dortmund (39) im Kampf um Platz zwei in der Tabelle weiter im Nacken.

Es lief die 44. Spielminute, als plötzlich lauter Applaus von den Rängen im Borussia-Park schallte. Es war eine Mischung aus Freude, aber auch ein wenig Selbstironie der VfL-Treuen, die nach zuvor acht (!) Eckbällen der Gäste die erste Ecke für ihre Elf bejubelten. Es passte irgendwie ins Bild, das genau aus dieser Ecke, der ersten wirklichen gefährlichen Situation im Leverkusener Strafraum , prompt die Gladbacher Führung fiel. Martin Stranzl hatte sich im Kopfballduell gegen Wollscheid bugsierte zur Verwunderung aller die Kugel zum 1:0 über die Linie.

Aus Gladbacher Sicht teilen sich diese Bezeichnung Torhüter Marc-André ter Stegen, weil der 20-Jährige in der entscheidenden Phase der Partie hellwach war und mit seinen Paraden Schlimmeres verhinderte. So bei einem Distanz-Kracher von Schürrle oder gegen kurz vor Schluss den völlig freistehenden Kießling. Neben ter Stegen zählte sicherlich Patrick Herrmann zu den besseren Borussen. Der schmächtige Turbo-Flitzer sorgte zumindest hier und da für Alarm-Stimmung in der Leverkusener Defensive, markierte zudem per Kopf den so wichtigen, aber auch für Borussia sehr schmeichelhaften 3:3-Ausgleich.

Es war in Herrmanns sechstem Auftritt gegen Bayer sein fünfter Treffer. Später sagte Herrmann: „Die erste Halbzeit war nicht gut von uns, da müssen wir gar nicht drüber diskutieren. Dennoch gehen wir mit 1:0 in die Pause, was uns Selbstvertrauen gibt. In der zweiten Hälfte hat Leverkusen dann die Chancen genutzt. Wir haben aber immer an den Ausgleich geglaubt und am Ende mal wieder viel Moral bewiesen. Irgendwie läuft es gegen Leverkusen ganz gut für mich. Ich freue mich sehr über mein Tor, Roel hat ihn aber auch gut vorbereitet. Wir haken das Spiel jetzt ab und konzentrieren wir uns nur noch auf Lazio Rom.“

Davon gab es gleich in der ersten Halbzeit zwei mit richtigem Diskussionsstoff. Und jedes Mal konnten die Leverkusener es nicht glauben, was Schiedsrichter Knut Kircher entschieden hatte. Zuerst verweigerte er Bayer einen klaren Strafstoß, als Gladbachs Stranzl (15.) seinen Gegenspieler Kießling im Strafraum mit voller Wucht rammte und dieser zu Boden ging. Da hätte es, wie später auch die TV-Bilder zeigten, Strafstoß für Bayer geben müssen. In der 35. Minute verweigerte Kircher den Gästen die 1:0-Führung, weil Schürrle bei seinem Schuss im Abseits gewesen sein soll. Doch auch hier zeigten die TV-Bilder, dass Gladbachs Dominguez die Abseitsstellung aufgehoben hatte. Der Treffer hätte also zählen müssen.

Die rund 46.000 Zuschauer im Borussia-Park bekamen von Beginn an sehr stark aufspielende Gäste zu sehen, die mit ihrem beeindruckenden Tempo- und Kombinationsfußball die Borussia in der eigenen Hälfte einschnürte. Fast im Minutentakt erspielte sich Bayer Torchancen heraus, während die Borussia große Probleme hatte, in die Partie und ihren Rhythmus zu finden.

So vergab Bayers Stefan Kießling freistehend (3.), dann scheiterte Lars Bender aus aussichtsreicher Position an Torhüter Marc-André ter Stegen (9.), und schließlich konnte Schürrle den Gladbacher Schlussmann nicht überwinden (18.). Borussia spielte eher wie eine Auswärtsmannschaft, die auf Konter lauert.

Borussen-Trainer Lucien Favre musste wegen der Sperre von Tony Jantschke und der Verletzung von Thorben Marx umstellen, da Havard Nordtveit ins Team zurückkehrte. An seiner Seite stand in Alexander Ring ein neuer Mann auf der Sechser-Position. Martin Stranzl rückte auf die Position des rechten Verteidigers. Die Änderungen brachten jedoch nicht die gewünschte Stabilität. Leverkusen sorgte ständig für Gefahr vor dem Borussen-Tor. Schürrle scheiterte in der 36. Minute erneut an ter Stegen. Borussia hingegen hatte sich bis zur 44. Minute nicht eine einzige Torchance erarbeitet. Dann war allerdings Stranzl nach einer Ecke von Nordtveit per Kopf zur Stelle und erzielte die völlig überraschende 1:0-Führung.

Davon ließ sich Bayer aber nicht aus der Ruhe bringen, die Werkself antwortete nach der Pause eiskalt. Sam erzielte mit einem Linksschuss von der Strafraumgrenze den 1:1-Ausgleich (52.). Im Anschluss überschlugen sich die Ereignisse: Nach Flanke von Juan Arango traf de Jong zunächst zur 2:1-Führung der Gastgeber, ehe Kießling mit seinem 100. Bundesligatreffer (60.) und Schürrle (65.) zum 3:2 für Bayer trafen. In der Schlussphase gelang Herrmann (86.) per Kopf noch der Ausgleich. Bayer vergab auf der Gegenseite dann durch Kießling noch die Chance zum 4:3.