Heynckes kontert Gladbach aus
Leverkusen beweist seine Klasse beim 3:1 mit effektiver Spielweise — und mit dem Rückkehrer Michael Ballack.
Mönchengladbach. Ein Ausbund ungezwungener Freude war Jupp Heynckes nie. Auch am Sonntag nicht. Und doch hätte er Grund gehabt, die gelebte Sachlichkeit aus den Kleidern zu schütteln. Der 65-Jährige ist ja nun schon lange im Geschäft, aber ein Sieg in Mönchengladbach war ihm noch mit keiner seiner Mannschaften gelungen. In jener Stadt nicht, in der der Spieler Heynckes ein gefürchteter Torjäger wurde — und in welcher der Trainer Heynckes die Grundlagen für eine große Karriere gelegt hat. Diesmal freilich nahm er die Punkte mit — beim 3:1 seiner Leverkusener gegen das Bundesliga-Schlusslicht gleich alle drei. „Wir hatten etwas gutzumachen“, sagte Jupp Heynckes.
Es war tatsächlich gut, wie die Leverkusener in diesem Duell der einzigen sieglosen Heimmannschaft der Liga gegen die einzige auswärts noch ungeschlagene Mannschaft den Gegner auf Distanz hielt.
Nach der Pleite in Dortmund fand das zunächst verunsicherte Bayer-Ensemble zu alter Spielstärke gegen einen Gegner, der arbeitete, kämpfte, aber auch glücklos blieb — weil Leverkusen natürlich die besseren Einzelspieler stellt. Und mit diesen das Spiel entschied: Ein Freistoß von Michal Kadlec in den Winkel, ein Kopfball und ein Schlenzer des überragenden Gonzalo Castro ebneten Bayer den Weg zurück auf Platz zwei.
Gladbach schoss zwar öfter auf und neben das Tor, flankte häufiger in den Strafraum, trat mehr Ecken, gewann mehr Zweikämpfe am Ball — aber es blieb vor allem ein Spiel der langen Bälle, deren Wirkung in der Offensive verpuffte, weil die Präzision fehlte. Allein Reus traf vor der Pause die Latte (24.). Mehr Gefahr strahlte Gladbach nicht aus.
Als Stranzl Castro foulte, nahm Kadlec (37.) Maß. Eine Verwirrung in der Gladbacher Abwehr, in der Dante nach Monaten sein Comeback gab, nutzte Castro mit einem Kopfball zum 2:0 (45.). Erst ein Verzweiflungsschuss von Stranzl zum 1:2 (65.) ließ die Gladbacher noch einmal an einen Punkt hoffen — allerdings nur für acht Minuten. Castro vollendete einen perfekten Konter zum 3:1 (73.).
Zu diesem Zeitpunkt war auch Michael Ballack zurück auf die Bühne Bundesliga gekehrt, eingewechselt für den verletzten Sidney Sam (56). Nach Monaten der Verletzungen, Rückschläge und Diskussionen um seinen Wert und seine Fitness. Der Kapitän der Nationalmanschaft schaute zufrieden aus: „Klar bin ich zufrieden. Die Mannschaft hat es mir aber auch relativ einfach gemacht, wir haben ja geführt, als ich eingewechselt wurde.“
Ob er denn Ballack auch eingewechselt hätte, wäre Sam nicht ausgeschieden, sollte Heynckes bitte doch noch beantworten. Er tat dies sachlich und mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht: „Ich habe ihm in der Halbzeit gesagt, dass er gleich eingewechselt wird.“ Da hatten Heynckes Trümpfe aber schon gestochen. Dort, wo er sonst nie gewinnen konnte.