Ingolstadt setzt i-Tüfelchen - Gladbacher: „Zum Kotzen“
Ingolstadt (dpa) - Ingolstadts „Bomber“ wusste sofort, dass sein neuntes Saisontor bedeutender war als alle anderen zuvor. Moritz Hartmann wollte sich schon das Trikot vom Leib reißen, als er sich nach seinem späten Schuss ins Glück (88.) euphorisiert zum Jubellauf durchs bebende Stadion aufmachte.
Nach dem 1:0 (0:0) gegen die angefressenen Gladbacher Champions-League-Anwärter erklomm der Matchwinner mit einem Megafon den Fanblock und gab den lautstarken Einpeitscher bei der spontanen Nichtabstiegsparty des verblüffenden Aufsteigers FC Ingolstadt. „39 Punkte fühlen sich verdammt nach Klassenerhalt an“, schwärmte Torjäger Hartmann.
Der Liganeuling hat seinen Mietvertrag im Fußball-Oberhaus schon am 29. Spieltag um ein Jahr verlängert. Daran mochte am Samstag niemand mehr rechnerische Zweifel äußern. Schließlich ist noch kein Verein im Zeitalter der Drei-Punkt-Regel mit 39 Zählern abgestiegen.
Die famosen Oberbayern sind ja sogar den Europapokalplätzen deutlich näher als der Abstiegszone. „Jetzt wollen wir oben angreifen“, kündigte Hartmann breit grinsend an - es war ein Scherz des Angreifers. Spontan gab es immerhin eine Nichtabstiegsprämie des Trainers: Ralph Hasenhüttl belohnte seine Spieler mit zwei freien Tagen. „Wir haben ein überragendes Spiel gemacht“, sagte er.
Ein überragendes Spiel? Nein, eine überragende Saison spielt der Neuling. Und eine besonders starke Rückrunde im eigenen Stadion. Vor einer Woche fertigten die Schanzer den FC Schalke 04 mit 3:0 ab, nun wurde Gladbach „verdient“ geschlagen, wie Borussen-Trainer André Schubert ehrlich einräumte. „Wir waren über 90 Minuten die bessere Mannschaft. Gladbach hatte nichts zu melden“, tönte Hartmann - und kein Gladbacher hätte dagegen einen Einspruch erheben können.
Hartmann, Spitzname „Bomber“, verkörpert die rasante Ingolstädter Entwicklung wie kein zweiter Spieler. Der 29-Jährige schoss schon in der 3. Liga Tore für die Schanzer. Jetzt erledigt er diesen Job in der höchsten Spielklasse. „Neun Tore, das ist schon der Wahnsinn“, sagte er zu seiner Ausbeute: „Zweistellig wäre das i-Tüpfelchen!“
Die ambitionierten Gladbacher, die eine Woche zuvor noch Hertha BSC mit 5:0 abgefertigt hatten, fanden keine überzeugende Antwort auf den Ingolstädter Pressingfußball. „Wir haben es mittlerweile im Kreuz, auch gegen solche Mannschaften zuhause zu gewinnen“, resümierte Hasenhüttl stolz. Ingolstadt war nicht nur gieriger, aggressiver, entschlossener, der FCI spielte auch besser Fußball. „Ingolstadt hat einen klaren Plan“, lobte Gladbachs Manager Max Eberl.
Die eigene Niederlage, die miese Auswärtsbilanz mit nur zwei von 24 Punkten aus den vergangenen acht sieglosen Spielen in der Fremde, echauffierte Eberl: „Es ist zum Kotzen, dass du wieder ohne Punkte nach Hause fährst. Wir werden auswärts nicht belohnt.“ Wofür auch?
André Hahn vergab die Chance zur Führung. Seinen Kapitän Granit Xhaka musste Schubert zur Pause wegen Gelb-Rot-Gefahr auswechseln. Insgesamt bot Gladbach zu wenig für einen Platz in Europas Königsklasse. „Wir sind glücklich, dass wir dabei sein dürfen bei dem Kampf“, beschwichtigte Eberl. Ingolstadt hat seinen schon gewonnen. „Wir haben immer von 40 Punkten gesprochen, aber ich glaube, auch mit 39 werden wir nicht klar absteigen“, scherzte ein Hasenhüttl.