Initiative Borussia: Der Aufstand der Verstoßenen
Effenberg will Sportdirektor, Köppel will Präsident werden. Und beide sind zuversichtlich.
Mönchengladbach. Der Kampf um die sportliche Existenz in der Fußball-Bundesliga gehört bei Borussia Mönchengladbach zum Alltag. Jetzt allerdings müssen die Klubverantwortlichen um Präsident Rolf Königs auch um ihre eigene Macht fürchten. Die Inititave Borussia ist entschlossen, auf der Mitgliederversammlung am 29. Mai über Satzungsänderungen den Verein zu reformieren. Strukturell und personell.
Für die Neuausrichtung des Klubs benötigt die Initiatve um Sprecher Norbert Kox eine Zweidrittel-Mehrheit auf der Versammlung. „Wir treten an, um die sportliche Kompetenz in den Vordergrund zu rücken“, sagte Kox, einst Weggefährte von Königs. Sollten die Satzungsänderungen eine Mehrheit erhalten, würden die Mitglieder zukünftig die Personen für Ehrenrat und Aufsichtsrat wählen, ebenso wie den Präsidenten und den Vizepräsidenten.
Es ist ein Aufstand der Verstoßenen. Von Alt-Borussen. Von Idolen. Und von links liegen Gelassenen. Nach Stefan Effenberg, der vor Wochenfrist ankündigte, als Vorsitzender der Geschäftsführung und als Sportdirektor zu kandieren, erklärte am Dienstag Horst Köppel seine Bereitschaft, für das Amt des Präsidenten zur Verfügung zu stehen.
Köppel ist ein Ur-Borusse, feierte fünf Meisterschaften mit dem Klub, gewann zwei Mal den Uefa-Pokal und ist überzeugt, dass fast „alle Mitglieder mit mir der Überzeugung sind: Bei Borussia muss sich etwas Grundlegendes ändern. Nur mit dem Antrag der Initiative können die Fans eine positive Entwicklung in Gang setzen — und zwar jetzt“, sagte Köppel. Er habe lange überlegt, ehe er zugesagt habe. „Aber die Leute haben mich überzeugt.“
Die Kandidatur Köppels ist deshalb brisant, weil Präsident Königs den Trainer Köppel vor fünf Jahren vom Hof gejagt hatte. Jetzt meldet er sich zurück, um Königs vom Thron zu stoßen. Trotz Platz zehn in der Saison 2005/06 und damit dem besten sportliche Ergebnis seit Jahren war der Trainer Köppel nicht mehr gut genug für diesen Verein. Jupp Heynckes beerbete ihn und scheiterte nach nur sieben Monaten. Am Ende der Saison nach Köppel stieg Borussia Mönchengladbach in die 2. Liga ab.
Auch Stefan Effenberg hat seine ganz spezielle Gladbacher Geschichte. Der amtierende Präsident Rolf Königs hatte vor vier Jahren ein Angebot des ehemaligen Mittelfeldstrategen zur Mitarbeit beim Bundesligisten ausgeschlagen.
Effenberg strahlte gestern Zuversicht aus, Vorbehalte, die zuerst vom Fanprojekt gegen die Initiative geäußert würden, ausräumen zu können. „Die Tür ist auf. Ich bin sicher, dass wir die Fans überzeugen können.“
Die Initiative Borussia nominierte Georg Hendricks als Vizpräsidenten. Hendricks ist 51 Jahre alt, Diplomkaufmann, seit 20 Jahren Mitglied im Klub, seit 25 Jahren in der Wirtschaft tätig und spezialisiert auf den Umbau von Unternehmensstrukturen.