Köln gegen Gladbach: Ein Derby mit Hirn und Herz

Solbakken gegen Favre, Podolski gegen Reus — das 79. Derby ist ein Spiel der dominanten Figuren in fixen Systemen.

Köln. Am Donnerstag hat Stale Solbakken einen Witz gemacht. Wie er denn den Marco Reus zu stoppen gedenke, wurde der Trainer des 1. FC Köln am Tag vor dem 79. Derby gegen Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr) gefragt.

„Mit Kevin McKenna, 90 Minuten Mann gegen Mann, über das ganze Feld“, sagte Solbakken und sein Lächeln verriet, dass er diese „altdeutsche“ Lösung mit dem robusten Kanadier gegen den dynamischen Wirbler für keine wirklich gute Lösung hält. Stattdessen, natürlich: Mit der ganzen Mannschaft. „Von Podolski vorn, bis Rensing hinten.“

Soll heißen: Jeder nimmt sich ein Stück von Reus, Solbakken wird sein System der Zonendeckung mit zwei defensiven Viererreihen nicht aufgeben.

Aber er hat sich etwas einfallen lassen. Sagt er. Weil der norwegische Systemtrainer dem Schweizer Systemtrainer Lucien Favre in die Karten geschaut hat. „Gladbach hat eine große Harmonie. Jeder weiß, was zu tun ist. Wir versuchen, mit einer guten Taktik diese Harmonie zu stören“, sagte Solbakken.

Dass Innenverteidiger Martin Stranzl auf Gladbacher Seite von Roel Brouwers ersetzt wird — der Niederländer verlängerte gestern seinen Vertrag bis 2014 — spiele keine Rolle. Vielmehr sorgte sich Solbakken am Tag vor dem Derby um seine eigene Verteidigung, die ohne Alternative ist.

Miso Brecko und Christian Eichner flankieren die Innenverteidiger Pedro Geromel und Kevin McKenna. Alle anderen sind gesperrt (Sereno), verletzt (Abber Jemal und Andrezinho) oder rekonvaleszent (Kevin Pezzoni).

Zeit für den Trainer also, die eigene Mannschaft stark zu reden. Immerhin spricht nicht viel für den 1. FC Köln, im heimischen Stadion setzte es gegen Mönchengladbach regelmäßig herbe Pleiten. „Es ist Zeit für eine Revanche. Es liegt nicht so viel zwischen beiden Teams. Gladbach konnte immer mit der gleichen Mannschaft spielen, wir haben aber auch in den letzten drei Heimspielen drei Siege ohne Gegentor geholt. Und wir haben die besten Fans, wir haben die besten Spieler — und wir hatten eine gute Vorbereitung. Das spricht für uns.“

Über drei Wochen hat der FC kein Spiel mehr bestritten. : Solbakken sagt: „Wir kennen unseren Stand nicht zu hundert Prozent.“

Wohl aber kennen sie alle die Fähigkeiten der Protagonisten, hier Lukas Podolski, dort Marco Reus. Hier neun Saisontore, dort zehn. „Matchwinner“ nennt Solbakken diese Spieler. Einer von beiden könne entscheiden. „Denn es wird ein enges Spiel“, prophezeit er. Immerhin das wäre eine Änderung gegenüber dem Vorjahr, als Gladbach Köln zwei Mal gedemütigt hatte: 4:0 in Köln, 5:1 im Borussia-Park.

„Ich habe das auf Video gesehen“, sagte Solbakken am Donnerstag, tangiert schien es ihn weniger zu haben. Vielleicht, weil er sich für einen „Derby-Trainer“ hält: Mit dem FC Kopenhagen hatte er in schöner Regelmäßigkeit die brisanten Nachbarschaftsduelle gegen Bröndby IF für sich entschieden, was allemal ein Anlass für einen zweiten Scherz war: „Dann sind wir also große Favoriten. Aber ich glaube, das interessiert den Gladbacher Trainer kein bisschen.“

Wohlgemerkt: Das Derby bei Bayer Leverkusen entschied der FC im September mit 4:1 für sich.

Sollte derweil die Borussia Gewohntes wiederholen und in Köln siegen, wäre Gladbach mindestens für eine Nacht Tabellenführer der Bundesliga. Was eine Sensation wäre, aber wiederum Favre nicht im Ansatz tangiert. „Sehr gut organisiert, defensiv sehr kompakt und gefährlich nach der Balleroberung — es ist schwer, gegen Köln zu spielen“, sagt der Schweizer. Und das war kein Witz eines Trainers.