Zwischen Kür und Pflicht Trainer Marco Rose schwört Borussen auf Endspurt ein
Mönchengladbach/Madrid · Müde und ausgelaugt reisten die stolzen Borussen nach ihrem historischen Champions-League-Coup am Donnerstag nach Mönchengladbach zurück. Der Jahresendspurt im Tagesgeschäft Fußball-Bundesliga wird zum Willens- und Charaktertest.
So glücklich Trainer Marco Rose auch über den Achtelfinaleinzug war, unmittelbar nach dem am Ende bedeutungslosen 0:2 bei Real Madrid am Mittwochabend schwor der 44-Jährige sein strapaziertes Team bereits auf Hertha BSC am Samstag ein. „Das ist ein ganz großartiger Erfolg für den Verein. Aber Fußball ist sehr schnelllebig. Wir müssen aufmerksam bleiben und dranbleiben“, mahnte Rose: „Das war kein großer Schritt, sondern ein kleiner.“
Gegen Ende der teils furiosen Gruppenphase gingen Gladbach Spieler und Puste aus. Der Auftritt in Madrid war der schwächste der Vorrunde. Dass die Borussia erstmals seit 1977 wieder in einem Achtelfinale der europäischen Königsklasse steht, lag am parallelen 0:0 von Inter Mailand und Schachtar Donezk und der Gladbacher Ausbeute aus den ersten vier Spielen.
„Unter dem Strich, muss man sagen, hatten wir in Madrid keine Chance. Aber unter dem noch größeren Strich steht, dass wir es uns verdient haben. Wir haben acht Punkte in einer unfassbar schweren Gruppe geholt“, sagte Mittelfeldroutinier Christoph Kramer, „wir haben den Namen Borussia ganz, ganz teuer verkauft. Vor allem mit Leistungen, aber auch mit Ergebnissen.“
Nebenbei reiste der Club knapp zehn Millionen Euro reicher heim. Für den Achtelfinaleinzug gibt es von der Uefa zusätzlich zu den bereits kassierten rund 32 Millionen Euro weitere 9,5 Millionen Euro. Bei der Achtelfinal-Auslosung am Montag warten mit dem FC Liverpool, FC Chelsea, Manchester City, Paris Saint-Germain und Juventus Turin ähnliche Kaliber wie Real Madrid auf die „Fohlen“.
Um Champions-League-Momente auf diesem Niveau auch in der nächsten Saison erleben und weiter wachsen zu können, muss Gladbach in der Bundesliga zulegen, wo schon zu viele Punkte liegen gelassen wurden. „Samstag ist wieder Tagesgeschäft“, sagte Rose. „Dort entscheidet sich, wo wir nächstes Jahr auftreten dürfen und ob wir auftreten dürfen.“
Möglicherweise setzen die Erlebnisse von Madrid und „das kleine Wunder“ (Kapitän Lars Stindl) notwendige Energien für die letzten vier Spiele binnen zehn Tagen bis Weihnachten frei. „Das sind ganz emotionale Momente gewesen“, sagte Kramer über die bangen Minuten nach Spielende, die der gesamte Kader gebannt vor einem Tablet am Spielfeldrand verbrachte und den Abpfiff in Mailand herbeisehnte. Als der endlich kam, war der Jubel grenzenlos. „Man hat nach Beistand gebeten. Dann bricht es einfach aus dir heraus“, sagte Kramer. „Das war ein supergeiler Moment für uns als Mannschaft.“