Pokal Laumen: „Das wird eine enge Kiste“
MÖNCHENGLADBACH · Die 77-jährige Gladbach-Legende rechnet vor dem Champions-League-Spiel gegen Schachtar Donezk mit einem knappen Sieg.
War das ein Abend für Alassane Plea: Vor drei Wochen schaffte es der französische Stürmer, das Spiel in Kiew gegen Donezk zu einem Festival zu machen. Der 27Jährige erwischte einen Glückstag und zerlegte in der Königsklasse mit drei Treffern und einer Vorlage den zehnmaligen ukrainischen Meister fast im Alleingang. 6:0 hieß es zum Abpfiff.
Am Mittwochabend (18.55 Uhr, live auf DAZN, Konferenz auf Sky) erwartet Borussia Mönchengladbach die Ukrainer in der Gruppe zwei der Champions League zum Rückspiel im wieder fast menschenleeren Borussia-Park. Das Projekt Einzug ins Achtelfinale geht weiter, und vielleicht können die Gladbacher dabei nach ausgestandener Covid19-Infektion sogar wieder auf die Dienste Pleas zählen. Herbert Laumen (77), wie Heynckes, Rupp und Netzer ein Spezi aus der Weisweiler-Ära und legendären Aufstiegs-Elf 1965, würde sich freuen: „Plea ist ein großartiger Stürmer, er spielt mit viel Raffinesse und ist auch technisch versiert.“ Plea hat die Quarantäne nach seinem positiven Corona-Test verlassen und das Abschlusstraining vor dem Champions-League-Spiel gegen Schachtjor Donezk bestritten. „Alassane ist wieder freigegeben“, sagte Trainer Marco Rose, er hatte einen möglichen Einsatz gegen Donezk unter anderem von einer Teilnahme am Abschlusstraining abhängig gemacht.
Ein Ausfall des französischen Angreifers, einer echten Perle im Depot von Borussia Mönchengladbachs Sportdirektor Max Eberl, würde hingegen schwer wiegen. Das hat das Bundesligaspiel der Fohlen Elf jüngst gegen Augsburg (1:1) gezeigt, in dem Breel Embolo auf exakt dieser Position gelinde gesagt unglücklich agierte. Laumen: „Da fühle ich als ehemaliger Bundesliga-Stürmer mit Breel, der immer so viel investiert, aber oft glücklos ist.“ Im Gegensatz zu dem Mann aus Nizza (aktueller Marktwert 30 Millionen Euro), der unter Rose weiter aufblüht. Fehlen werden Ramy Bensebaini (ebenfalls in Quarantäne) und Jonas Hofmann (Muskelverletzung im rechten Oberschenkel).
Für die Gladbacher ist es das 173. Europapokalspiel. Der historische Auftakt verlief zunächst einmal ernüchternd. Im Düsseldorfer Rheinstadion gab es eine 0:3-Niederlage gegen die Rangers aus Glasgow, die in Schottland noch deftiger ausfiel. Der Renommierklub deklassierte den deutschen Pokalsieger auf der Insel mit 8:0. Zehn Jahre mussten vergehen, ehe die Borussen aus Mönchengladbach ihr erstes Europapokaltor erzielten. Vor 50 Jahren war es so weit. Gegen den zypriotischen Klub aus Larnaka gelang Herbert Laumen im dritten Anlauf das erste Tor auf internationaler Bühne. 6:0 lautete der Endstand im Augsburger Rosenaustadion (Larnaka hatte wegen politischer Unruhen sein Heimrecht verkauft). Im Rückspiel feierten die Gladbacher sogar einen 10:0-Erfolg und erreichten locker Runde zwei im Europapokal der Landesmeister, dem Vorgänger der Champions League. In der „neuen“ Königsklasse (seit 1992), in der Gladbach nun zum dritten Mal vertreten ist und nach drei Spieltagen die Gruppe B anführt, heißen Gladbachs Torjäger Alassane Plea, Marcus Thuram oder Lars Stindl.
„Das sind großartige Jungs“, sagt Laumen. Für den Mittsiebziger, den nach Heynckes besten Torjäger aller Zeiten beim fünffachen Deutschen Meister, ist die Partie gegen Schachtar von entscheidender Bedeutung in Bezug auf den Einzug in die K.o.-Runde (Achtelfinale), der im besten Fall 12,2 Millionen einbringt: „Das wird eine enge Kiste, die Ukrainer werden sich nicht ein zweites Mal so abschießen lassen. Ich rechne mit einem knappen Sieg für die Gladbacher.“
Dass die Gruppe mit Borussia, Inter Mailand, Real Madrid und Donezk weiter hart umkämpft sei, hänge insbesondere mit dem 2:2 der Gladbacher gegen den königlichen Klub aus Spanien zusammen. Laumen grämt sich noch immer: „Ein Jammer, dass sich die Mannschaft nach einem solch großartigen Spiel nicht mit einem Sieg belohnt hat. Aber sie führt die Tabelle an, hat das klar bessere Torverhältnis und nun zwei Heimspiele. Was für eine gute Ausgangsposition.“ Gegen Madrid habe ein Leader gefehlt, sagt Laumen. Einer wie Denis Zakaria. „Ich hoffe, dass er bald wieder der Alte ist. Man sollte nicht außer Acht lassen, dass der Schweizer dem Team schon seit Beginn der Corona-Pandemie fehlt, also seit mehr als neun Monaten.“
Deshalb sieht der ehemalige Torjäger der Borussia, berühmt geworden durch den Pfostenbruch am Bökelberg 1971, die Lage auch in Bezug auf den Ligastart nicht so schwarz. „Natürlich fehlen ein paar Punkte, die Borussia daheim hat liegen lassen. Aber es ist noch lange nichts verloren im Kampf um einen Champions League Platz.“ Drei Tage nach Donezk kommt Schalke 04. „Wieder so ein undankbarer Gegner“, sagt Laumen aus Wegberg im Gespräch mit dieser Zeitung, „genauso wie die Ukrainer am Mittwochabend.“