Luuk de Jong: Ein junger Star kämpft um seine Karriere
Gladbachs teuerster Einkauf Luuk de Jong hat es derzeit schwer. Der Jungstar ist häufig Bankdrücker und findet nicht so recht seinen Platz im Team. Obwohl er sich optimistisch gibt, scheint ein Wechsel nicht ausgeschlossen.
Belek. Auf den ersten Blick lässt sich Luuk de Jong (23) nichts anmerken. Der niederländische Stürmer, den Borussia im Juli 2012 für über zwölf Millionen Euro aus Twente geholt hatte, gibt im Trainingslager an der türkischen Riviera Vollgas. Kein lasches Auftreten während der Übungseinheiten, de Jong präsentiert sich stattdessen hochkonzentriert und zielstrebig.
Neben dem Platz gibt er sich höflich, nimmt sich Zeit für die mitgereisten Fans, schreibt bereitwillig Autogramme. Innerhalb der Fohlen-Elf ist er integriert, lacht und plaudert munter mit den Kollegen. Außenseiter-Staus? Fehlanzeige. Dass es tief innen drin, in seinem Fußballer-Herzen eben, mächtig brodelt und kocht, fällt Gladbachs Rekordeinkauf jedoch allmählich immer schwerer, völlig zu verbergen. Wie auch — schließlich hat Cheftrainer Lucien Favre (56) den Angreifer während der Hinrunde fast völlig links liegen lassen und zum Bankdrücker degradiert.
Gerade einmal schlappe 85 Einsatzminuten hat de Jong als Edeljoker in den 17 Bundesliga-Partien der Hinrunde angesammelt, musste beim letzten Spiel gegen Wolfsburg sogar einen Elf-Sekunden-Einsatz über sich ergehen lassen — nahezu unerträglich für einen jungen Profi, der vor Monaten noch von der WM-Teilnahme 2014 mit Holland in Brasilien geträumt hatte.
Der Platz im „Oranje-Team“ ist längst futsch, de Jong, der vor zwei Jahren noch als eines der größten Sturmtalente in Europa gehandelt wurde, kämpft stattdessen nun bei Borussia um seine Karriere. Der Marktwert befindet sich bereits im Sturzflug. Klubs, die das aktuelle Winter-Transferfenster nutzen wollen, um de Jong mit Nachdruck und gutem Geld aus seinem laufenden Verkauf herauszukaufen, drängen sich bislang nicht wirklich auf.
Der Premier-League-Klub Newcastle soll an de Jong ernsthaft interessiert sein. Die Engländer grübeln noch darüber, ob ihnen de Jong eine satte Millionen-Ablöse wert ist. Denn ein mögliches Ausleih-Geschäft ist für Borussias Entscheider offenbar momentan eher kein Thema. Und so bemüht sich de Jong im Gespräch mit den Medien weiter, seiner Zeit bei Borussia überwiegend Positives abzugewinnen. „Ich mag diesen Klub, ein fantastsicher Verein. Ich bereue es nicht, dass ich zur Borussia gewechselt bin.“
Fast im selben Atemzug gibt de Jong aber zu, dass das gerade abgelaufene Jahr 2013 für ihn „ein Jahr zum Vergessen“ gewesen sei. Die Rolle als Joker mache ihm „keinen Spaß“. De Jong: „Zu Beginn von 2013 spielte ich noch, machte meine Tore. Ich dachte, im zweiten Jahr würde ich einen Schritt nach vorne machen. Dann war ich für Holland bei der U21-Europameisterschaft in Israel, kam so später zu Borussias Vorbereitung. Leider spielte ich dann gar nicht mehr. Es läuft ja auch gut bei uns vorne, da ist es für den Trainer schwer, etwas zu ändern.“
Gesprochen habe Favre mit ihm über seine Situation nicht. „Wir führten da keine Gespräche drüber. Er redet eher mit der ganzen Mannschaft, als mit einzelnen Spielern.“ Als gescheitert mag de Jong seine Mission bei Borussia dennoch nicht sehen. „Es war keine falsche Entscheidung, nach Gladbach zu wechseln. Ich hätte gerne hier Erfolg. Es kann schnell gehen, wenn sich einer verletzt oder gesperrt ist. Dann muss ich bereit sein und angreifen.“
Doch de Jongs Geduld scheint allmählich erschöpft zu sein. Das Thema Wechsel ist für ihn nicht mehr völlig tabu. „Wenn ein Verein kommt, bei dem ich ein gutes Gefühl habe und bei dem ich spielen kann, würde ich drüber nachdenken.“