Mike Hanke ist Gladbachs Musterschüler
Borussia bietet gegen Schalke ein Offensiv-Spektakel, siegt 3:0 und feiert den Torschützen Mike Hanke.
Mönchengladbach. Das Spektakel in der Arena war eine Ewigkeit beendet, als die Gladbacher Spieler alle Ernährungsgrundsätze über den Haufen warfen und sich Currywurst mit Brötchen gönnten. Auf einem opulenten Tablett wurde die typische Ruhrgebiets-Spezialität in die Kabine gereicht. Und einem mundete sie besonders gut. Mike Hanke, Ex-Schalker und Torschütze beim Offensiv-Festival zum 3:0 gegen den FC Schalke 04, war in aller Munde.
Wie Slalomstangen hatte der 28-Jährige, der vor ziemlich genau zehn Jahren im Schalke-Trikot sein Debüt in der Fußball-Bundesliga gab, vor seinem Tor zum 2:0 (15.) gleich mehrere Gegenspieler umkurvt. Doppelpass mit Patrick Herrmann, Schuss angetäuscht, Doppelpass mit Juan Arango — eine Vorlage zum „Tor des Monats.“ Ein Kunstwerk von einem Tor.
Mike Hanke ist Sinnbild für den Aufschwung der Gladbacher. Vom Prügelknabe zum Musterschüler, vom Mann im Abseits zum gefeierten Star. „Es ist die wohl beste Saison, die ich je spiele“, sagte Mike Hanke nach dem Sieg gegen die „Knappen“. „Ich bin gereift.“
Initiator dieses Reifeprozesses ist Gladbachs Trainer Lucien Favre, der Abläufe wie die vor dem 2:0 im Training permanent üben lässt. Auch das 3:0 (32.) nach Freistoß von Juan Arango sei einstudiert gewesen, sagte Hanke. Automatismen, hinter denen harte Arbeit stecke.
In Mönchengladbach hat sich Hanke zum Führungsspieler entwickelt, dessen Wort gehört wird — von den Mitspielern, vom Trainer, von den Fans. Hanke ist niemand, der sich versteckt. Auch nach schlechten Spielen stellt er sich. In seiner Rolle als „Neuneinhalber“, wie es Favre gerne nennt, fühlt sich der WM-Teilnehmer von 2006 sichtbar wohl. „Früher war ich der klassische Torjäger. Heute verteile ich die Bälle, habe mich weiterentwickelt beim Halten der Bälle und dem Spielen entscheidender Pässe.“
Gegen Schalke war Hanke mal im rechten Mittelfeld zu finden, mal im linken, mal in der Sturmspitze. Eine Rotation, mit der Schalke nie klarkam. Trotz der starken Leistungen ist Mike Hanke weit davon entfernt abzuheben. Ob seine Leistung EM-reif gewesen sei? „Das möchte ich nicht beurteilen. Es war ein sehr gutes Spiel von mir, aber auch von der Mannschaft“, sagte Hanke bescheiden.
Die Schalker offenbarten nach den Spielen in Köln und gegen Mainz nun die dritte furchtbare erste Halbzeit in Folge, ergaben sich in Gladbach jedoch kampflos in ihr Schicksal. Führungsspieler wie Raúl oder Huntelaar waren nicht zu sehen. „Wenn ich die Körpersprache der Spieler am Ende sehe, frage ich mich, was diese Spieler bei Schalke zu tun haben“, sagte Trainer Huub Stevens. „Die Disziplin und die Ordnung haben nicht gestimmt.“ Schalke hat sich in eine Krise manövriert. „Wir werden mit den Spielern besprechen, wie es zu solch einer Leistung kommen konnte“, sagte ein finster dreinblickender Manager Horst Heldt.