Nürnberger Sieg mit Beigeschmack

Nürnberg (dpa) - Ein geschundener Elfmeter für Nürnberg erregt die Gemüter nach dem 2:1 gegen Gladbach - die Franken aber erkennen in der Fehlentscheidung nur ausgleichende Gerechtigkeit.

Die Nürnberger setzten der allgemeinen Empörung über ihr Elfmetergeschenk noch mehr eigene Empörung entgegen. „Wir müssen uns mit Sicherheit nicht dafür entschuldigen“, schimpfte Trainer Michael Wiesinger nach dem 2:1-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach, der durch einen kühnen Strafraumfaller von Mittelfeldprofi Mike Frantz eingeleitet wurde.

Dass es sich beim frühen Strafstoßpfiff um eine Fehlentscheidung handelte, wussten natürlich auch die Franken - und räumte später sogar der Schiedsrichter ein. Aber im Bewusstsein all der eigenen Benachteiligungen in der Vergangenheit erkannten sie darin nur ausgleichende Gerechtigkeit. „Ich kann zwei, drei Situationen aufzählen, wo wir um den Sieg gebracht wurden“, beklagte Wiesinger.

Schiedsrichter Florian Meyer sagte der „Bild“-Zeitung: „Im realen Ablauf war ich mir absolut sicher. Nach Ansicht der Fernsehbilder ist deutlich, dass ich die Situation falsch wahrgenommen habe.“

Erst in der Vorwoche hatte sich Wiesinger über einen ebenso falschen Elfmeterpfiff gegen sein Team im Fußball-Bundesligaspiel beim deutschen Doublesieger Borussia Dortmund (0:3) aufregen müssen. In der Hinrunde war sein Vorgänger Dieter Hecking gar zeitweise zum Meister der Echauffiertheit aufgestiegen, als er unter anderem zwei mitentscheidende Gegentore aus Abseitspositionen heftig angeprangert hatte: Bei Werder Bremen wurde der FCN um den Sieg gebracht (1:1), bei Bayer Leverkusen kostete ein irregulärer Treffer einen Punkt (0:1).

„Wir haben in dieser Saison genügend Situationen gehabt, wo wir benachteiligt wurden oder wo es strittig war. Von daher ist es schön, dass es sich jetzt auch ein bisschen ausgeglichen hat“, kommentierte Kapitän Raphael Schäfer die heiß diskutierte Szene vom Sonntag aus der 4. Minute. Mit großer Geschwindigkeit war Nürnbergs Frantz da in den Strafraum gestürmt, hatte das ausgestreckte Bein von Thorben Marx gesehen und sich daraufhin gestikulierend zu Boden fallen lassen. Und das, obwohl Marx noch rechtzeitig zurückgezogen und Frantz somit gar nicht berührt hatte, wie die Fernsehbilder später offenbarten.

„Ich hätte den Elfmeter nicht gepfiffen“, musste selbst Frantz später zugeben. Schon in der Mixed-Zone revidierte der 26-jährige Offensivmann seine Aussage wieder - und analysierte recht gewagt: „Wenn man die Bilder sieht, glaube ich, kann man nicht von einer absoluten Schwalbe sprechen, da gibt's krassere Sachen.“

Schäfer, der auch nach dem Studium der recht eindeutigen TV-Bilder immer noch eine Berührung erkannt haben wollte, suchte fieberhaft nach Rechtfertigungen: „Ich werde bestimmt nicht sagen, dass das eine glatte Fehlentscheidung war“, erklärte der Torwart und meinte in Richtung Marx: „Wenn man im Sechzehner grätscht, muss man damit rechnen, dass man einen berührt und dass der Schiri pfeift.“

Timmy Simons verwandelte den Elfmeter jedenfalls souverän. Was den Franken letztlich blieb, war ein Sieg mit üblem Beigeschmack. Aber auch für den gab's drei Punkte - wichtig, weil die Konkurrenz im Abstiegskampf schon am Samstag vorgelegt hatte. Nun bleibt der Abstand zum Relegationsplatz, den wieder 1899 Hoffenheim belegt, konstant bei acht Punkten. „Das ist kein Anlass, groß euphorisch zu sein“, konstatierte Wiesinger. „Aber es war ein wichtiger Schritt.“