Remis dank Arangos Kopf

Stuttgart entführt trotz starker Leistung nur einen Punkt aus Gladbach.

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Mönchengladbach. Fredi Bobic schüttelte mit dem Kopf, ehe der Sportdirektor des VfB Stuttgart sichtlich niedergeschlagen aus dem Presseraum des Borussia-Parks schlurfte. Nicht, um gleich Reißaus angesichts der sportlich prekären Situation im Abstiegskampf zu nehmen. Der 42-Jährige brauchte vielmehr eine Auszeit — einen Fünf-Minuten-Absacker, den der 42-Jährige sich fernab des Rampenlichts gönnte. Das aus Schwabensicht dämliche 1:1-Remis bei den Fohlen benötigte einen ersten Verarbeitungsprozess.

Im Anschluss marschierte Bobic, die Hände nun trotzig in den Hosentaschen verstaut, zurück in den Beton-Bauch der Gladbacher Arena. „Wir liefern hier so ein gutes Auswärtsspiel ab. Haben zig Großchancen, die wir nicht verwerten“, sagte Bobic, „und dann kriegst du so eine Krücke.“ Gemeint war das Ausgleichstor von Gladbachs Juan Arango. Der hatte wenige Augenblicke vor Abpfiff nach Vorarbeit von Kruse die frühe Stuttgarter Führung durch Didavi egalisiert.

Arango rettet Fohlen einen Zähler gegen Stuttgart
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Arango rettet Fohlen einen Zähler gegen Stuttgart

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Ein schmeichelhafter Treffer in letzter Sekunde für schwache Borussen. Dass ausgerechnet Arango, eines der schlechtesten Fohlen an diesem Tag, statt mit seinem linken „Zauberhuf“ auch noch per Kopf im Luftduell gegen den deutlich größeren Georg Niedermeier traf, passte da in Bobics „Krücken“-Metapher. Der VfB-Verteidiger hätte dieses Tor nicht zulassen dürfen. „Wir stehen unten drin, dann kriegst du eben solche Tore. Gladbach ist oben in der Tabelle, da hast du auch mal solche Glücksmomente“, so Bobic.

Derweil waren sich im Fohlen-Lager alle darüber im Klaren, dass sie dank Arangos einzigem Geniestreich — und vor allem wegen des überragenden Auftritts von Schlussmann Marc-André ter Stegen haarscharf an einer Heimblamage vorbeigeschrammt waren. „Wir müssen uns allein wegen der ersten Hälfte bei Marc bedanken, dass es nicht 0:3 steht“, sagte Nationalstürmer Max Kruse. Verteidiger Tony Jantschke ergänzte selbstkritisch: „Das war ja Villa Kunterbunt bei uns dahinten. Viermal rutscht von uns einer weg, Stuttgart hat drei riesige Chancen. Marc hält da überragend.“ Entschuldigen, so Jantschke, müssten er und seine Kollegen sich allerdings nicht für den glücklichen Punktgewinn. Der Punkt sei zwar nicht verdient. „Aber wir sind froh, dass wir ihn haben. Wir hatten genug Spiele Anfang der Hinrunde, in denen es genau umgekehrt gelaufen ist.“

Ter Stegen selbst wollte um seinen starken Auftritt keinen großen Buhei machen. Er habe nur seinen „Job gemacht“. Dennoch: Mit solchen Leistungen verdeutlicht er, warum Barcelona im Sommer bereit ist, eine zweistellige Millionen-Ablöse für ihn zu zahlen. Bis dahin wolle er, so ter Stegen, seinen Teil dazu beitragen, dass Borussia am Europapokal teilnimmt. Der Punkt gegen den VfB mag dabei in der Endabrechnung helfen. Aber um den Traum Europa erleben zu dürfen, bedarf es einer Steigerung in Freiburg. „Da müssen wir eine Schippe drauflegen“, sagt ter Stegen.