Borussia Mönchengladbach Scheitern oder gesundes Wachstum?

Obwohl Borussia Mönchengladbach in der Champions League passen muss, ist der Wert der Mannschaft in den vergangenen Wochen enorm gestiegen.

Trotz des Ausscheidens aus der Champions League scheinen die Fohlen auf einem guten Weg.

Foto: Federico Gambarini

Mönchengladbach. Das große, blaue Plakat am Borussia Park kündete von Vorfreude „Auf, auf in die Champions League“ stand darauf schon im Sommer dieses Jahres geschrieben, jeder der an den Borussia Park kam, sah nicht daran vorbei. Anfang November und vier Königsklassen-Auftritte später hat sich das Thema erst einmal erledigt, seit dem Mittwochabend im ausverkauften Borussia-Park ist klar: Für Borussia Mönchengladbach geht die Champions-League-Reise 2016 nicht weiter. Nach dem 1:1 gegen den italienischen Meister Juventus Turin kämen die Fohlen über die zwei verbleibenden Spiele gegen den FC Sevilla und bei Manchester City auch bei Siegen maximal auf acht Punkte. Die aber hat der Tabellenzweite Juventus Turnin jetzt schon — und außerdem den direkten Vergleich gegen Gladbach durch das Auswärtstor beim 1:1 am Mittwoch (Hinspiel: 0:0) für sich entschieden.

„Wenn die Fans deswegen jetzt ein bisschen enttäuscht sind, dann ist das doch angesichts unserer Stimmung vor einigen Wochen eine sensationelle Entwicklung“, sagte André Schubert, der Interimstrainer, stets auf der Suche nach dem Positiven. Schuberts Wirken in den vergangenen Wochen hatte fast ausschließlich mit guter Laune zu tun, Lob gibt es dafür von allen Seiten. Sechs Ligasiege, ein Pokalsieg beim FC Schalke, zwei Remis gegen Juventus Turin und nur eine Niederlage gegen Manchester City in der Champions League — die Bilanz des Übergangstrainers ist noch immer beeindruckend. Einen fixen Job als Cheftrainer hat er trotzdem nicht, Sportdirektor Max Eberl kündigte aber ein Gespräch „in der Länderspielpause“ an, die nach dem Heimspiel egen den FC Ingolstadt am Samstag beginnt. „Wir sehen was passiert, registrieren das sehr wohlwollend und sind froh, dass wir so einen Interimstrainer haben“, sagte Eberl am Mittwochabend. Möglich, dass über Schuberts künftiges Anstellungsverhältnis erst nach dieser laufenden Saison entschieden und das schon bald auch offensiv verkündet wird.

Bei aller Begeisterung: Tatsächlich hatte die Borussia aber auch in vermeintlich zu großer Demut vor der Königsklasse die vorhandene Chance auf mehr liegen gelassen. Vielleicht ist es aber auch ganz gut so: der Club wächst von Jahr zu Jahr mit den sportlichen Erfolgen mit, jetzt bleibt Raum für die nächsten Ziele. Wohl auch deshalb hatte Sportdirektor Max Eberl gute Laune: „Wir haben zuletzt zwei großartige Spiele gegen Juventus gemacht. Klar, die Champions League ist verspielt, aber die Europa League ist noch da. Jetzt haben wir ein Finale zu Hause gegen Sevilla." Am 25. November kommen die Spanier mit ihren bislang drei gegen Gladbach im Hinspiel eingefahrenen Punkten in den Borussia Park — ein Spiel auf Augenhöhe.

Dass die krasse Aufwärtstendenz unter Schubert nachhaltig ist, wird die Elf vom Niederrhein in den weniger glanzvollen Ligaspielen gegen Ingolstadt, Hannover und Hoffenheim nun mehr denn je nachweisen können. Gefestigt wirkt die Gladbacher Elf wie zuletzt nur in der Rückrunde der vergangenen Saison. Und sie hat an Wert gewonnen: Spieler wie Alvaro Dominguez (Vertrag bis 2017), Kapitän Granit Xhaka (2019), Mahmoud Dahoud (2018) Lars Stindl (2020), Fabian Johnson (2018) und Ibrahima Traoré (2018) haben ihren Marktwert in den vergangenen Wochen markant gesteigert. Zudem haben die unter Schubert offensiver agierenden Außenverteidiger eine neue Qualität erkennen lassen: Mit dem Schweden Oskar Wendt hat Eberl erst im August dessen Vertrag verlängert (bis 2018), zuletzt überzeugte auf der rechten Seite auch der verlässliche Norweger Havard Nordtveit — möglich, dass hier der nächste Vertrag schon bald unterschrieben wird.