Borussia Mönchengladbach Schubert bestimmt Gladbachs Zukunft
Borussia trifft am Mittwoch in der Champions League auf den großen FC Barcelona — mit einem frisch gestärkten Trainer.
Mönchengladbach. Am Morgen gratulierte ein Spieler nach dem anderen. Fein aufgestellt waren die Profis von Borussia Mönchengladbach, die Kameras surrten, Glückwünsche von Fußballern für ihren Trainer sind kein alltäglicher Vorgang. Trainer André Schubert hatte keinen Geburtstag aber fühlte sich trotzdem ziemlich gut. Auch wenn er sich spürbar Mühe gab, am Tag vor dem Spiel gegen den FC Barcelona in der Champions League-Gruppe C (Mittwoch, 20.45 Uhr/Sky), die vorzeitige Verlängerung seines Trainervertrags bis 2019 auf der Pressekonferenz wie einen ziemlich normalen Vorgang aussehen zu lassen. Der er freilich nicht war.
Dass der Club am Tag vor dem Duell gegen Barcelona eine neue Sachlage, weil Perspektiventscheidung auf der Trainerposition schuf, ist bemerkenswert — und es wäre schlicht nicht nötig gewesen, weil in der Winterpause adäquat Zeit für solcherlei Fakten geblieben wäre. Man weiß ja nie, was noch so passiert. Dass André Schubert so schon nach fünf Liga-Spieltagen der neuen Saison zur mindestens mittelfristigen Gladbacher Zukunft erklärt wurde, hat deshalb einige überrascht. „Er macht sehr gute Arbeit, er hat die Mannschaft in die Champions League geführt, in den 34 Spielen unter seiner Regie haben wir 65 Punkte geholt“, sagte Sportdirektor Max Eberl. „Das ist eine herausragende Bilanz“. Keine Fragen mehr.
Oder doch? Die Entwicklung des Trainers vom angezweifelten Nobody zum taktisch variabel agierenden Punktesammler hat immerhin auch Eberl selbst überrascht. Schubert hatte mit einigen Patzern in der Arbeit mit Umfeld und Medien vor allem in St. Pauli Zweifel an seinen Fähigkeiten geschürt, eine Mannschaft seriös zu führen. In Mönchengladbach haben sie trotzdem sein Talent erkannt. Und Schubert hat in zahlreichen Interviews erklärt, dass er sich geändert habe, nicht mehr der Über-Ehrgeizling sei und viel gelernt habe. Irgendwann durfte man das glauben. So hatte auch Eberl zwar viele Hoffnungen in seine schnelle Interimswahl nach dem Desaster um Lucien Favre vor einem Jahr gesteckt, aber sein Glaube an seinen wichtigsten Angestellten musste erst wachsen. Wenn anfangs Markus Weinzierl als Gladbacher 1a-Lösung galt, siegte Schubert diese Gedanken hinfort, die Schalker Millionen für Weinzierl taten ihr Übriges — und spielten in Gladbach schon keine Rolle mehr.
Inzwischen ist Eberl von seinem Trainer überzeugt. „Er hat eine tolle Entwicklung hinter sich und findet immer wieder Lösungen gegen Gegner, die nicht leicht zu bespielen sind — wie zuletzt gegen Leipzig oder Ingolstadt. Das ist beeindruckend“, sagte Eberl am Dienstag und erklärte gleich noch, warum Restzweifel bei ihm keine Rolle mehr spielen: „Wir wollten hier junge Spieler entwickeln und eben auch einen Trainer, der zwar lange im Geschäft ist, aber auf diesem Niveau noch ebenfalls recht jung dabei ist. Diesen Weg setzen wir jetzt fort.“
Schubert selbst hat längst so viel Selbstbewusstsein, die Verlängerung seines Vertrags für konsequent zu halten. Man habe sich nach gemeinsamen 34 Spielen — also quasi einer gemeinsamen Saison — auf neue Schritte verständigt, sagte er. „Das war ein einziges Gespräch mit Max, für den Rest habe ich einen Berater. Und der hat mich angerufen und gesagt: Du kannst jetzt unterschreiben. Es ging schneller als ich gedacht habe. Ich bin glücklich und stolz, diese Mannschaft mit herausragenden Charakteren trainieren zu dürfen“, erzählte der Trainer, der wie Jürgen Klopp von Trainerberater Marc Kosicke vertreten wird, am Mittwoch freimütig. Kein Geheimnis ist, dass mit Schuberts Verlängerung auch ein Gehaltssprung einher geht. Er dürfte jetzt weit über eine Million Euro pro Jahr verdienen.
Am Mittwoch kann der Trainer seine durchaus gelungene Woche krönen. Mit einer Überraschung gegen den zwölfmaligen Europapokalgewinner FC Barcelona etwa, mit dem sich Gladbach im Pflichtspiel noch nie duelliert hat. Eine Aufgabe, die Trainerkünste erfordert, und Schubert deutete zumindest an, dass da etwas kommen könnte — ohne es zu verraten: „Es wäre ja dumm, wenn wir den kleinen Überraschungsmoment den wir haben, preisgeben.“ Es gehe um ein großes Spiel und eine große Herausforderung. „Da brauchen wir einen guten Plan und viel Mut.“ Und Raffael. Der Brasilianer stand nach kurzer Verletzungspause wegen einer Zerrung am Dienstag wieder im Training und wird am Mittwoch spielen. Raffael gilt gemeinhin als Schuberts Waffe. Und als personifiziertes Argument, warum Eberls Entscheidung um Schuberts Vertrag die richtige gewesen sein könnte.