Trainerfrage Schuberts Siege, Eberls Pläne
Borussia Mönchengladbach hat nach dem 5:1-Erfolg in Frankfurt eine Trainerdiskussion: Kann André Schubert dauerhaft Chef sein?
Frankfurt. Max Eberl (42) ist nicht wirklich zu beneiden gewesen. In dem Wissen, dass jedes einzelne Wort von ihm auf die Goldwaage gelegt werden würde, beantwortete Gladbachs Sportdirektor wacker nach dem Torrausch (5:1) seiner Fohlen in Frankfurt die wiederkehrende Frage tief im Betonbauch der gewaltigen Eintracht-Arena. Die Frage nach der Zukunft von Interimstrainer André Schubert (44). „Wann befördern Sie Schubert endgültig zum Chef?“, bellten die Medienvertreter wie die Fans Eberl entgegen. Nicht ganz unberechtigt.
Schließlich ist Gladbach in der Fußball-Bundesliga unter Schubert die Rückkehr in die Erfolgsspur gelungen. Die Abnutzungserscheinungen unter Vorgänger und Ausnahmetrainer Lucie Favre (57) hatten Gladbach zu Saisonbeginn in eine schwere Krise samt sechs Pflichtspielpleiten gestürzt. Mit Schubert spielt die Borussia wieder jenen atemberaubenden Fußball, der den Verein in der vergangenen Spielzeit direkt als dritte Kraft der Republik in die Champions League gebracht hatte.
„Schubidu“, so nennt ihn der Boulevard, darf sich als neuer Fohlenflüsterer sehen: Zwölf Punkte aus vier Spielen. Maximalausbeute. Dazu 14:4-Treffer. Besser geht es kaum noch. Mittendrin der beeindruckende Auftritt in der Königsklasse gegen den englischen Club Manchester City - trotz eines 1:2. Frankfurt, das jüngste 5:1 hat nicht nur an den Stammtischen eine Meinung manifestiert: Schubert, der Nobody, ehemaliger Ausbilder in Borussias Regionalliga-Elf, sei der würdige Nachfolger von Grandseigneur und Bessermacher Favre. Eine These, die sich aktuell nur schwer widerlegen lässt.
Talente wie Mo Dahoud (19) zaubern in Frankfurt. Favre hatte den Jungprofi mit syrischen Wurzeln zuvor über Monate protegiert und ausgebildet. Stars wie Granit Xhaka (22) laufen trotz eines Bänderrisses auf und dominieren. Raffael, Favres Ziehsohn, blüht (per Doppelpack) auf. Selbst einem Einwechselspieler wie André Hahn (25) gelingt binnen acht Minuten der Doppelschlag. Gladbach tanzt.
Und dennoch ist Schubert nach Informationen dieser Zeitung weiterhin nicht Eberls Top-Kandidat für den Cheftrainerposten. Eberl sagt zwar, er wolle „in diesem Geschäft nichts ausschließen“, und dass er Schubert „Bundesliga mehr als zutraue“ und dieser „herausragende Arbeit“ abliefere. Aber: Er habe bereits klare Worte getroffen. Und die besagen: Wir suchen weiter.
Nach einem Markus Weinzierl, der noch beim kriselnden FC Augsburg (bis 2019) unter Vertrag steht. Gleiches gilt für Kandidat Pierluigi Tami von Grasshopper Zürich. Eberl hat aus Borussias jüngster Geschichte — im Gegensatz zu nicht zu unterschätzenden Kräften aus dem Umfeld — gelernt. Denn Trainer bei Borussia zu sein heißt mittlerweile mehr denn je, aus Talenten von heute Superstars von morgen zu formen. Damit klarzukommen, dass dem Club ständig die Jungstars weggekauft werden. Und dennoch zwischen Neuaufbau und Weiterentwicklung zu funktionieren. Das heißt auch, Gladbach trotz überschaubarer finanzieller Möglichkeiten auf oberstem Niveau und auf Europapokal-Kurs zu halten.
Zeit lassen Parameter, die einen Lucien Favre nach sensationeller Arbeit in die Erschöpfung und dann in die Flucht getrieben haben. Eberl tut gut daran, Schubert nicht als Schnellschuss in diese Rolle zu drängen. Die Borussen-Bosse um Präsident Rolf Königs könnten sich sogar Zeit lassen bis zum Sommer 2016. Und dann auf ganz neuer Basis entscheiden. Schubert selbst hat mit der Situation nach eigener Aussage „null Probleme“. Stattdessen hat er den Mittwoch im Blick, die nächste Aufgabe: Champions League bei Juventus Turin.