Spannendes Unentschieden: Borussia vs. Leverkusen 2:2
Mönchengladbach. In einer packenden und hochklassigen Bundesliga-Partie hat Borussia Mönchengladbach am Samstag einen verdienten Heimsieg beim 2:2 (0:1)-Remis gegen Vize-Meister Bayer Leverkusen verpasst.
Die Fohlen spielten den Werksklub zeitweise an die Wand und lieferten eine der besten Vorstellungen seit langer Zeit ab. Einziges Manko: Die Chancenverwertung. „Wir haben zwei Punkte verschenkt, für mich fühlt sich das fast an wie eine Niederlage“, meinte VfL-Stürmer Mike Hanke nach dem Schlusspfiff. Dennoch: Können die Fohlen auch in den kommenden Wochen solch eine Leistung wie gegen Bayer abrufen, dürfte das Gastspiel auf einem Spitzenplatz in der Tabelle noch länger andauern.
Diese Auszeichnung teilen sich diesmal zwei Profis. Zum einen Borussias Mittelfeld-Genie Juan Arango, der trotz der verspäteten Rückreise von der Nationalelf aus Venezuela einen fulminanten Auftritt hinlegte.
Arango brillierte, zeigte Traum-Pässe, seine Hereingaben nach Standardsituationen waren immer brandgefährlich. Natürlich leitete Arango auch beide Gladbacher Tore durch Reus und Herrmann mit herrlichen Zuspielen in die Tiefe ein.
Auf der Gegenseite verdiente sich Leverkusens junger Keeper Bernd Leno das Prädikat Weltklasse. Leno entschärfte mehrere hundertprozentige Torchancen der Gladbacher, hatte bei einem Latten-Schuss von Hanke auch das Glück des Tüchtigen. Dass Leverkusen sich am Ende noch über eine äußerst schmeichelhafte Punkte-Teilung freuen durfte, war auch Lenos Verdienst.
Als Patrick Herrmann in der 72. Minute alleine auf Bayer-Keeper Leno zulief und diesen mit einem herrlichen Lupfer zur zwischenzeitlichen 2:1-Führung düpierte, hatten die über 50000 Zuschauer im Borussia-Park Fußball aus dem Lehrbuch gesehen.
Es war das Sahnehäubchen auf einen bis dahin spielerisch berauschenden 2. Durchgang, in denen sich die Hausherren Torchancen im Minutentakt erarbeiteten.
Für den war Leverkusens Gonzalo Castro verantwortlich. Bayers Abwehrspieler verlor nach einem Zweikampf an der Seitenlinie die Nerven, weil der Schiedsrichter auf Einwurf für Gladbach entschieden hatte. Castro lief wutentbrannt zum Assistenten und beschimpfte ihn mit den Worten „du Blinder“. Schiedsrichter Wolfgang Stark zückte sofort die Rote Karte.
Für die Gäste aus Leverkusen begann die Begegnung im Borussia-Park zunächst mit einem Schreck-Moment. Nach einem Zusammenprall mit Gladbachs Nationalspieler Marco Reus musste Bayer-Keeper Bernd Leno lange behandelt werden. Doch nach einigen Minuten konnte Leno weiterspielen.
Davon unbeeindruckt übernahm Bayer zunächst die Initiative. Angetrieben von Lars Bender und Sidney Sam ließ der amtierende Vizemeister den Ball ordentlich durch die eigenen Reihen laufen und lauerte auf eine Lücke in Borussias Defensive. Diese tat sich erstmals nach 19 Minuten auf, Sam scheiterte freistehend am Gladbacher Schlussmann Marc-André ter Stegen.
Beim folgenden Eckball schlug Bayer dann aber eiskalt zu. Michael Ballack verlängerte per Kopf auf Innenverteidiger Stefan Reinartz, der die Kugel aus kurzer Distanz über die Linie drückte (20.). Die Gladbacher Hintermannschaft sah in dieser Szene nicht gut aus. Dennoch kamen die Hausherren nach dem Rückstand besser ins Spiel und erarbeiteten sich erste Chancen.
So vergab Reus freistehend (39.), um drei Minuten später erneut seinen Meister in Leno zu finden. Borussia erhöhte mit zunehmender Spieldauer den Druck und nagelte die Gäste in deren Hälfte fest. Der Ausgleich wollte aber immer noch nicht fallen. So hatte Mike Hanke Pech, als sein Schuss nur an die Latte klatschte (37.). Kurz vor der Pause konnte Leno gerade noch einen Herrmann-Schuss abwehren.
In der 2. Halbzeit lieferten sich Reus und Leno erneut ein Privat-Duell, gegen den frei vor ihm auftauchenden Offensivspieler hatte Leno wieder das bessere Ende für sich (47.). Gladbach drängte auch in der Folge auf den Treffer, erspielte sich viele Chancen, offenbarte aber Schwächen im Abschluss. Auch Hanke brachte freistehend den Ball im Gäste-Tor nicht unter.
Schließlich war es dann doch Reus, der den Bann brach und zum 1:1 (65.) traf, im Anschluss schwächte sich Bayer durch den Platzverweis von Castro selbst. Patrick Herrmann ließ mit seinem tollen Lupfer zum 2:1 (72.) die Stimmung auf den Rängen im Borussia-Park überkochen, ehe Bayers Schürrle in der 87. Minute mit einem herrlichen Distanzschuss noch der schmeichelhafte 2:2-Ausgleich gelang.
Lucien Favre (Trainer Borussia Mönchengladbach): Ich bin nicht sauer, aber sehr enttäuscht, wir hätten den Sieg verdient gehabt. Das 2:2 in Überzahl kurz vor Schluss ist ärgerlich, aber wir sollten die positiven Dinge sehen: Wir haben eine sehr gute Leistung gezeigt und uns wie in schon in Freiburg viele Möglichkeiten herausgespielt.
Wir waren heute besser als Leverkusen, aber wir dürfen nicht zu viel wollen und müssen im Kopf behalten, wo wir vor einem halben Jahr standen. Es war schwer für uns, dennoch haben wir nach dem überraschenden 0:1 in Ruhe weiter gespielt. Ich freue mich für Marco Reus und Patrick Herrmann, dass sie erfolgreich waren. Patrick hat heute die Antwort auf die Frage gegeben, warum ich ihn aufgestellt habe.
Robin Dutt (Trainer Bayer Leverkusen): Wir haben gut angefangen, das 1:0 hat uns keine Sicherheit gegeben. Gladbach hat ab der 30. Minute mit guten Flachpässen das Mittelfeld überbrückt. Man muss neidlos anerkennen, dass dieses Ein-Kontakt-Spiel der Borussen eine hohe Qualität hatte, so dass wir bis zum Ende fast nichts mehr entgegenzusetzen hatten.
Mit dieser Ballsicherheit und dem Publikum im Rücken haben sie sich fast in einen Rausch gespielt. Aber wir nehmen drei positive Dinge mit: Erstens haben wir in Unterzahl noch einen Punkt geholt, zweitens hat André Schürrle endlich auch in der Bundesliga getroffen, und drittens haben wir einen sehr guten Torhüter.