Stimme der Borussia
Rolf Göttels voluminöse Stimme schallt durchs Stadion am Bökelberg: Er war viele Jahre Gladbachs Stadionsprecher.
Mönchengladbach. „Tor für die Borussia, Tor für die Borussia. 1:0 durch den Spieler mit der Nummer 8, Jupp Heynckes!“ Originalton von Rolf Göttel, Gladbachs Stadionsprecher bei seinem Debüt am 21. August 1965 im ersten Bundesliga-Heimspiel des VfL. Der Gegner ist Tasmania Berlin.
Göttels voluminöse Stimme schallt im Verlauf der verbleibenden 50 Minuten noch vier weitere Mal durchs Stadion am Bökelberg, denn die Borussia fegt den Gast aus Berlin förmlich vom Platz und startet mit einem 5:0-Erfolg ins Abenteuer Bundesliga.
Muss Göttel zunächst noch aus einem alten VW-Bus die Fans mit Durchsagen und Informationen füttern, wird eine Spielzeit später, nach dem Bau der Westtribüne, eine kleine Kabine zum neuen Imperium des Gladbachers. „Ich hab’ mich wie ein König gefühlt in meinem Reich“, blickt der 68-Jährige auf seine 30-jährige Sprechertätigkeit zurück.
Dass er sich nie richtig versprochen und nur ein einziges Mal einen falschen Torschützen genannt hat, macht ihn heute noch glücklich. Und alle Meisterschaften und Europapokalabende live erlebt und „angesagt“ zu haben, erfüllt ihn mit Stolz.
Die Stadion-Legende ist als aktiver Fußballer nie eine Größe gewesen, stattdessen macht er als Funktionär im Schiedsrichterwesen Karriere. Der Ur-Borusse gehörte sogar dem DFB-Schiedsrichterausschuss an. Doch sein Ding ist die Sprecherkabine, aus der er sachlich und ohne große Emotionen informiert.
Als in den 90er Jahren die „Einpeitscher“ ins Rennen geworfen werden, endet auch Göttels Ära als Stadionsprecher. Nach ihm kommen Wolfgang F. Greven, Carsten Cramer, André Fossen, Matthias Opdenhövel, für ein paar Spiele auch Altstadt-Gastronom Jürgen Post und schließlich Torsten Knippertz. „Der macht natürlich wie wir alle im Moment eine harte Zeit durch“, sagt Göttel. Für das Spiel gegen den HSV hat er nur einen Wunsch: „Drei Punkte“. Auf dass es wieder durchs Stadion dröhnt: „Tor für die Borussia.“