Trauer bei Bayer, Jubel in Gladbach: Nun gegen Bayern
Leverkusen (dpa) - Borussia Mönchengladbach steht nach 16 Jahren wieder vor der Rückkehr in den Europacup. Dagegen kann Bayer Leverkusen nach dem 1:2 die Hoffnung auf einen Champions-League-Platz wohl begraben.
Gladbach will nun als nächstes die Bayern im Halbfinale aus dem Pokal werfen.
Lucien Favres Freudenlauf von der Mittellinie bis zur Eckfahne zum Siegtorschützen Igor de Camargo war wie ein Sprint in eine verheißungsvolle Zukunft. „Das war Freude pur, die musste einfach raus“, sagte der nicht gerade für emotionalen Überschwang bekannte Cheftrainer von Borussia Mönchengladbach.
Der Ausbruch der Gefühle nach dem 2:1 bei Bayer Leverkusen war jedoch all zu verständlich. Mit dem Erfolg beendeten die Gladbacher eine Minikrise von drei sieglosen Spielen, schöpften Selbstvertrauen vor dem Halbfinale im DFB-Pokal am Mittwoch gegen Bayern München und stehen nach 16 Jahren dicht vor dem Comeback im Fußball-Europacup.
„Der Sieg war für den Kopf sehr wichtig“, meinte Favre nach dem 200. Auswärtssieg der Borussia in der Bundesliga-Historie. „Wenn man dreimal nicht gewinnt, denkt man zwangsläufig zu viel nach, warum das so ist.“ Mit dem Erfolg festigte Gladbach Tabellenplatz drei und baute den Abstand auf den Liga-Fünften Bayer 04, der die Rückkehr in die Champions League wohl abhaken kann, auf elf Punkte aus. „Der Vorsprung ist groß, den wollen wir beibehalten. Wenn wir das schaffen, sind wir drin“, meinte Verteidiger Martin Stranzl.
Das nächste Projekt des Beinahe-Absteigers 2010/11 ist jedoch, gegen die Torfabrik FC Bayern München zu gewinnen und erstmals seit 1995 wieder ins Pokal-Finale einzuziehen. „Wir werden versuchen, das Unmögliche möglich zu machen und dreimal gegen Bayern München in einer Saison zu gewinnen“, hofft Gladbachs Manager Max Eberl den „positiven Schub“ ausnutzen zu können. „Das ist schon statistisch gesehen nicht möglich, aber wir werden es dennoch versuchen.“
Auch Marco Reus, der mit seinem 14. Saisontreffer (7.) für die Führung sorgte und das 2:1 durch de Camargo (88.) - das 1:1 schoss Stefan Kießling (75.) - vorbereitete, setzt auf den Aufschwung nach dem Erfolg im Westderby. „Der Sieg war wichtig und gibt Selbstvertrauen, das wir gegen Bayern einsetzen können“, sagte der Nationalspieler.
Ein Extralob bekam der belgisch-brasilianische Stürmer de Camargo, der in der letzten Saison durch sein Tor zum 1:0 in der Relegation gegen Bochum die Gladbacher vor dem Erstliga-Abstieg bewahrte. „Er ist ein Mann für die Big Points“, meinte Eberl. Allerdings ist er seit Monaten kein Spieler mehr für die Startelf. „Ich will immer spielen und sehe mich nicht als Joker“, sagte de Camargo.
Für Vizemeister Bayer Leverkusen war es nach dem 1:7 in Barcelona und dem 2:3 in Wolfsburg binnen elf Tagen die dritte Demütigung. „Auf die Champions League brauchen wir jetzt nicht zu schauen. Wir müssen jetzt einen Platz in der Europa League sichern“, sagte Kapitän Simon Rolfes mit Blick auf die nächste Partie beim FC Schalke 04. Motivationsprobleme sieht Bayer-Trainer Robin Dutt nach dem geplatzten Traum von der Rückkehr in die „Königsklasse“ nicht: „Wir müssen nach hinten schauen, da baut sich der Druck auf.“
Als Grund für die Pleite sieht er den ungezügelten Siegeswillen der Werkself nach dem 1:1. „Alle wollten den Sieg sehr. Statt große Freude ist es große Trauer geworden, weil die Ordnung verloren gegangen ist“, sagte Dutt, dessen Team bei einem weiteren Fehltritt in Gelsenkirchen auch um die Europa-League-Teilnahme bangen muss. „Wir sollten am Mittwoch Fernsehen gucken und hoffen, dass Dortmund gegen Fürth gewinnt und ins Pokalfinale kommt“, empfahl Bayer-Profi Stefan Reinartz. Dann würde Platz sieben für den Europacup-Einzug reichen.