Ungenutzte Chancen: Gladbach stolpert in Freiburg
Freiburg (dpa) - Pavel Krmas wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Der Abwehrchef des SC Freiburg nahm nach dem 1:0 (1:0)-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach seinen Torwart Oliver Baumann in den Arm, weil der in der Nachspielzeit eine von mehreren guten Gladbacher Chancen vereitelt hatte.
So stoppten ausgerechnet die zuletzt so instabilen Breisgauer den überraschenden Höhenflug des Bayern-Verfolgers und verschafften sich selbst im Tabellenkeller der Fußball-Bundesliga etwas Luft. Der Siegtreffer passte zum zerfahrenen Verlauf des Spiels: Johannes Flums Distanzschuss in der 19. Minute wurde vom Gladbacher Thorben Marx unhaltbar abgefälscht.
„Endlich hatten wir auch mal das nötige Glück. Und endlich hat sich die Mannschaft auch mal belohnt“, meinte SC-Trainer Marcus Sorg. Der Sport-Club hatte in den vergangenen Wochen zwar zeitweise besser gespielt als diesmal, dafür aber dreimal in Serie verloren und dabei die erschreckend hohe Anzahl von 13 Gegentoren kassiert. „Es ist nur gerecht, dass wir ein fußballerisch vielleicht nicht ganz so gutes Spiel diesmal gewonnen haben. Wichtig waren nur die drei Punkte“, sagte Mittelfeldspieler Julian Schuster.
Die Gladbacher haderten in erster Linie mit ihrer schwachen Chancenverwertung. Timo Reus scheiterte nicht nur in letzter Sekunde an Baumann, sondern hatte auch schon kurz nach der Pause völlig frei stehend am Tor vorbei geschossen (48.). Marx (40.) und Dante (75.) zielten bei ihren guten Möglichkeiten nicht besser.
„Wir haben ordentlich gespielt und deutlich mehr Torchancen gehabt als der SC Freiburg. Aber wir müssen das akzeptieren“, sagte Trainer Lucien Favre. Nationalspieler Reus konnte sich mit dieser Niederlage nur schwer abfinden. „Wenn wir das 1:1 machen, gewinnen wir noch“, meinte er. „Aber es ist nicht so, dass wir jeden Gegner in Grund und Boden spielen. Wir müssen mit Rückschlägen rechnen.“
Diesen hatten sich die Gladbacher zu einem Großteil selbst zuzuschreiben. Abgesehen von den Torchancen und einer Druckphase in der letzten Viertelstunde blitzte ihr fraglos vorhandenes Potenzial vor 24 000 Zuschauern viel zu selten auf. Die Borussia tat zu wenig für ihren vierten Sieg in Serie, so dass am Ende aus ihrer Sicht nur eine bemerkenswerte Statistik hängenblieb: In ihrem achten Spiel dieser Saison lautete das Ergebnis zum sechsten Mal 0:1 oder 1:0.
Den Freiburgern reichten etwas Glück und eine „unglaubliche Energieleistung“ (Sorg) zum zweiten Saisonsieg. Vor dem gegnerischen Tor war von ihnen neben einem ersten Schuss von Flum (2.), seinem Torerfolg und zahlreichen Abseitspositionen nicht viel zu sehen. In der zweiten Halbzeit ging der Sport-Club zudem sehr schluderig mit seinen zahlreichen Kontermöglichkeiten um.
Sieht man einmal von der nächsten Verletzung eines Abwehrspielers ab (Oliver Barth musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ausgewechselt werden), rundete dieser Sieg eine für Sorg sehr beruhigend verlaufene Woche ab. Erst hatte Freiburgs Vorsitzender Fritz Keller seinem neuen Trainer bei der Jahreshauptversammlung das Vertrauen ausgesprochen („Wir verlieren nicht den Kopf“). Dann folgte auch noch die Ankündigung von Sportdirektor Dirk Dufner, sich in der Winterpause um Verstärkungen für die wackelige Abwehr zu bemühen. „Dieser Sieg wird uns weiterbringen“, sagte Sorg.