Unglückliche Hamburger in Not: 1:3 in Mönchengladbach

Mönchengladbach (dpa) - Die Gefühlslage beim Hamburger SV schwankte zwischen tiefer Enttäuschung und Trotz. Nach dem unglücklichen 1:3 (1:1) bei Borussia Mönchengladbach versuchten die Spieler um Kapitän Rafael van der Vaart die Bitterkeit des Moments so schnell wie möglich zu verdrängen.

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„Wenn wir so auftreten wie heute, sind wir auf einem guten Weg. Dann kommen die Punkte“, machte der Niederländer seinem Team Mut für den Existenzkampf in der Fußball-Bundesliga. Nach der sechsten Auswärtsniederlage nacheinander stürzten die Hamburger auf den vorletzten Tabellenplatz und haben zwei Punkte Rückstand auf einen Nicht-Abstiegsplatz - so groß war die Not beim Bundesliga-Gründungsmitglied noch nie. „Es herrschte Niedergeschlagenheit in der Kabine“, berichtete Trainer Mirko Slomka. „Die Lage ist weiter bedrohlich. Wir müssen jetzt die guten Dinge betonen.“

Davon gab es im Borussia-Park einige zu sehen. Beinahe 75 Minuten war das Slomka-Team dem Europapokal-Aspiranten mindestens ebenbürtig. Eine gut organisierte Defensive, Zweikampfstärke und ein spielfreudiger Hakan Calhanoglu als Antreiber hatten den Norddeutschen die Hoffnungen auf den ersten Auswärtspunkt in diesem Jahr erhalten. Die Gäste waren durch Jacques Zoua (28.) sogar in Führung gegangen, Borussias Kapitän Filip Daems (37.) schaffte aber vor der Pause den Ausgleich durch einen im Nachschuss verwandelten Handelfmeter.

Der Doppelschlag von Raffael und Alvaro Dominguez in der 75. und 78. Minute sorgte dann für tiefe Depressionen bei den Hamburgern. „Das war sehr bitter“, klagte Calhanoglu. „Nach dem 1:2 war die Sache erledigt. Wir sind zusammengebrochen. Wenn man da unten steht, hat man so ein Pech.“

Zu allem Überfluss kommt nun wieder die Sorge um Torgarant Pierre-Michel Lasogga. Er musste wegen muskulärer Probleme ausgewechselt werden. Ob er am Freitag gegen Bayer Leverkusen dabei ist, ist offen.

Bei den Gladbachern war die Erleichterung über den Sieg zu spüren. „Der HSV hat das sehr ordentlich gemacht“, lobte Sportdirektor Max Eberl im TV-Sender Sky. „Gott sei Dank, dass wir das Spiel gewonnen haben.“ Als Tabellensechster hat die Borussia weiter Europa-League-Ambitionen. Zudem durften die Gladbacher einen zweiten Sieg an diesem Tag verbuchen: Sie gewannen das Tauziehen um Andre Hahn vom FC Augsburg. Der begehrte Stürmer erhält einen Vertrag bis 2018.

Borussia-Trainer Lucien Favre hatte vor der Partie keine personellen Sorgen zu beklagen. Ganz anders die Situation beim HSV: Favres Kollege Slomka durfte sich immerhin über die Rückkehr von Calhanoglu nach der Gelb-Rot-Sperre freuen.

Mit der ersten Chance gingen die Hamburger durch Zoua in Front. Nach einem Freistoß von Calhanoglu köpfte der Kameruner aus kurzer Entfernung ein. Bis dahin hatten die 53 650 Zuschauer eine langweilige Partie gesehen. Vor allem die Gladbacher wirkten leblos trotz eines deutlichen Plus beim Ballbesitz.

Doch dann wurde die Gäste wieder einmal um den Lohn ihrer Arbeit gebracht. Nach einem Eckball köpfte Alvaro Dominguez den Ball an die Hand von HSV-Verteidiger Michael Mancienne. Im Nachschuss verwandelte Daems den Elfmeter - bei seinem 13. Bundesliga-Strafstoß war es das erste Mal, dass der Belgier erst im Nachsetzen traf.

Nach der Pause wurde die Partie lebendiger. Dabei war der HSV phasenweise überlegen, die Tore machten die Gladbacher. Raffael beendete alle Hoffnungen der Gäste mit seinem 15. Saisontor nach glänzender Vorarbeit von Nationalspieler Max Kruse. Dominguez versetzte dem HSV nur drei Minuten später den K.o. Mitgefühl für die Verlierer gab es von dem in Reinbek bei Hamburg geborenen Kruse: „Ich hoffe für die Fans und die ganze Stadt, dass es nicht soweit kommt. Der HSV hat die richtige Einstellung heute gezeigt.“

Die Spieldaten:

Ballbesitz in %: 61,9 - 38,1

Torschüsse: 17 - 17

gew. Zweikämpfe in %: 50,3 - 49,7

Fouls: 11 - 15

Ecken: 6 - 10

Quelle: optasports.com