Warum Logan Bailly das Tor verlassen muss

Nach dem 1:4 gegen Werder Bremen wechselt VfL-Trainer Frontzeck für das Pokalspiel gegen Leverkusen den Torwart.

Mönchengladbach. Ein harter Kern Fans hatte lautstark Erklärungsbedarf angemeldet. Mehr als eine Stunde nach Ende des Spiels gegen Werder Bremen wollten sie den Zuschauerblock nicht verlassen.

Und so schritten Trainer Michael Frontzeck, Sportdirektor Max Eberl und Geschäftsführer Stephan Schippers vorsichtig in Richtung Nordkurve, um die 1:4-Pleite von Borussia Mönchengladbach gegen die Norddeutschen zu erklären.

Wie können zwei Gegentreffer nach nur zwölf Spielminuten passieren? Wieso wird die Mannschaft im eigenen Stadion ausgekontert? Wieso treffen die Stürmer bei besten Möglichkeiten das Tor nicht?

Ein Teil der Anhänger hatte Logan Bailly als Sündenbock ausgemacht. Der belgische Nationaltorhüter sah beim 0:1 durch den ehemaligen Gladbacher Marko Marin nicht glücklich aus. Der Freistoß von der Seitenlinie hoppelte quer durch den Strafraum ins lange Eck. Fortan wurde Bailly mit hämischem Applaus bedacht, wenn ihm einfache Dinge gelangen.

"An 27 Gegentreffern ist nicht nur der Torhüter beteiligt. Ich mag es nicht, wenn ein Spieler an den Pranger gestellt wird", sagte der Trainer. Gestern traf er dennoch eine Entscheidung gegen Bailly: Am Mittwoch im DFB-Pokalspiel gegen Bayer Leverkusen wird der belgische Nationaltorwart nicht zwischen den Pfosten stehen.

"So viele Gegentore nagen automatisch an einem Torhüter", verkündete Frontzeck gestern. "Bei Logan kommt hinzu, dass er noch jung ist und so eine Phase bisher nie durchgemacht hat. Wir haben mit ihm gemeinsam entschieden, ihn jetzt mal für eine Woche aus dem Training zu nehmen, damit er den Kopf frei bekommt." Der so Geschonte kommentierte das sachlich: "Persönliche Interessen sollte momentan jeder hinten anstellen."

Frontzeck hat nun die Wahl zwischen Ersatztorwart Christofer Heimeroth und dem hoffnungsvollen Talent Marc-André ter Stegen.

Viel zu viel Platz hatten die Hausherren den Gästen aus Bremen im Mittelfeld geboten. "Wir müssen wieder defensiver denken", sagte Frontzeck.

Wohin das führte, zeigen zwei Szenen: Dem 0:2 durch Wesley (12.) war ein Konter nach einem Fehlpass von Reus vorangegangen. Vor dem 0:3 durch Hunt (51.) waren die Borussen damit beschäftigt, sich über die Chance von "Mo" Idrissou zu ärgern, der am starken Bremer Schlussmann Sebastian Mielitz gescheitert war.

Neun Mal hatten es die Gladbacher mit dem Ersatzmann von Tim Wiese aufgenommen, neun Mal waren sie gescheitert. Nationalspieler Per Mertesacker musste beim Ehrentreffer helfen (67.). Auf der anderen Seite landeten vier der sieben Torschüsse im Gehäuse.

Die Fans müssen sich Sorgen um die Borussia machen: Von zwölf Vereinen, die zu diesem Zeitpunkt einer Saison bereits so viele Gegentreffer (27) hinnehmen mussten, sind elf am Saisonende abgestiegen.