Was will Lucien Favre?

Gladbachs Geschäftsführer Schippers deutet ein Interesse von Bayer Leverkusen an. Der Trainer schweigt.

Mönchengladbach. Jahreshauptversammlungen bei Borussia Mönchengladbach haben in jüngster Vergangenheit ein auffälliges Merkmal. Sie geraten zu Favre-Festspielen.

Das war im Vorjahr so. Vier Tage nach der Rettung in der Relegation lagen die Fans dem Schweizer Trainer zu Füßen. Und auch am Dienstag, am Tag der Arbeit, huldigten rund 2000 Mitglieder im Borussia-Park Favre mit stehenden Ovationen — und das gleich dreimal.

Als der 54-Jährige drei Minuten vor Beginn der Veranstaltung das Stadion betritt, begleitet ihn anhaltender Beifall. Ebenso als Sportdirektor Max Eberl in seiner Bilanz die Arbeit des Trainers würdigt. Und als Favre sich nach zwei Stunden des schweigenden Ausharrens zum Training verabschiedet, brandet erneut Beifall auf. Favre grüßt lächelnd, dann verschwindet er im Kabinentunnel.

Spötter mögen dieses Bild jetzt als Blaupause für einen nahenden Abschied Favres sehen. Schließlich weigert sich der Schweizer seit Monaten beharrlich, ein klares Bekenntnis abzugeben, seinen bis 2013 laufenden Vertrag zu erfüllen.

Der Umstand, dass trotz immenser Transfergewinne noch kein neuer Spieler verpflichtet werden konnten, gilt als Beleg eines abgekühlten Verhältnisses zwischen dem Trainer und dem Sportdirektor. So ist Favre zum Spekulations-Objekt für die Trainerposten bei anderen Klubs geworden, etwa in München.

Jüngster Anwärter soll Bayer Leverkusen sein. Und ein bisschen hat da die Borussia mitgeholfen. Geschäftsführer Stephan Schippers sagte im Vorfeld der Versammlung: „Es ist kein Geheimnis, dass Begehrlichkeiten da sind.“ Hintergrund ist eine von Heribert Faßbender, Mitglied im Gesellschafter-Ausschuss bei Bayer Leverkusen, getätigte Aussage bei einem Verbandstag der Sportjournalisten Mitte März.

„Heribert Faßbender hat uns damals gesagt: ,Wenn Ihr auch noch in Leverkusen gewinnt, könnt Ihr den Trainer gleich da lassen’“, sagte Schippers. Vier Tage später siegte Gladbach 2:1 in Leverkusen, wenig später wurde Trainer Robin Dutt entlassen, den Ex-Bayer-Profi Sami Hyypiä beerbte.

Doch der Finne verspürt wenig Lust, die Aufgabe weiterzuführen. Favre jedenfalls beharrt auf seiner seit Monaten verkündeten Position: „Ich plane nur für das nächste Spiel.“ Das ist am Samstag in Mainz. Es ist das letzte in der Saison. Auch für Favre bei Gladbach?