Borussia Mönchengladbach - Analyse Wiederauferstehung in der Bundesliga ist geglückt
Stuttgart. Nächster Streich der Fohlen-Elf: Gladbach fährt nach dem 4:2-Triumph gegen Augsburg einen weiteren Dreier ein. Die Fohlen siegen beim VfB Stuttgart mit 3:1 und klettern so zumindest vorerst aus dem Tabellenkeller.
Nach dem Katastrophen-Start mit sechs Klatschen in Serie blüht Borussia unter Interims-Trainer André Schubert wieder auf. Die Fans am Niederrhein können nun auch mit einer gewissen Vorfreude in das Champions-League-Heimspiel am Mittwoch gegen Manchester City gehen. Die Wiederauferstehung in der Fußball-Bundesliga ist geglückt — und plötzlich ist auch wieder die Europapokal-Euphorie im Borussia-Park da.
Es läuft die 90. Minute in der VfB-Arena. Stuttgart setzt alles auf eine Karte, um noch den Ausgleich zu erzielen. Als nach einem Einwurf plötzlich Gladbachs Offensiv-Genie Raffael die Kugel bekommt, und der Brasilianer zu einem irren Solo ansetzt. Er läuft der VfB-Defensive davon, taucht so frei vor Stuttgarts Keeper Tyton auf — und netzt lässig zur 3:1-Entscheidung ein. Kollektiver Glücksrausch bei den Fohlen. Der zweite Dreier in Serie ist perfekt. Die über 5000 mitgereisten Fans singen: „Gladbach ist der geilste klub der Welt!“
Wie schon zuvor gegen Augsburg (4:2): Der aus dem Tiefschlaf erwachte Zauberhuf Raffael. Borussias Brasilianer drückt auch in Stuttgart wieder entscheidend auf das Gaspedal. Den Treffer von Granit Xhaka zum 1:0 bereitet Raffael gekonnt per toll gezirkeltem Freistoß vor. Den Todesstoß für die Schwaben besorgt er dann selbst mit dem irren Solo zum 3:1-Endstand. Gladbach hat seinen Tor-„Raffaelo“ zurück.
Sky-Schiri-Experte Markus Merk hatte auch nur eine halbgare Analyse parat. Nach dem Motto: Na ja, aber am Ende kann man den pfeifen. Kurzum: Der Strafstoß gegen Borussia zum zwischenzeitlichen 1:2 beim VfB ist gar nicht so eindeutig gewesen, wie es vermeintlich auf dem ersten Blick ausgesehen haben mag. Sicher, Nordtveit rasselt voll in Stuttgarts Didavi. Aber erst nachdem dieser einen Schuss abgegeben hatte, der ans Lattenkreuz donnerte. Von der klaren Verhinderung einer Torchance in diesem Zusammenhang kann also nicht wirklich gesprochen werden. Nordtveit sagt später: „Wir haben am Ende verdient gewonnen. Von daher ist mir diese Diskussion völlig egal.“ Ist es aus Stuttgarts Ginczek gewesen. Der haute nämlich cool den Elfer dann rein. Keine Chance für Fohlen-Schlussmann Yann Sommer.
Die Fohlen beginnen zurückhaltend, Stuttgart rennt mit Schmackes an. Werner mit Turbo-Lauf, Ableger auf Didavi, drüber. Borussia antwortet. Hereingabe Raffael, die VfB-Defensive pennt, Xhaka ist frei, köpft ins lange Eck. 1:0 Gladbach.. Drei Minuten später starker Gladbacher Angriff. Wendt-Flanke auf Herrmann. Kopfball. Wieder drin, weil Gentner noch abfälscht. 2:0. Borussia lässt im Abschluss aber das 3:0 (Dahoud, Raffael) liegen. Das rächt sich. Nordtveit rasselt im Sechzehner voll in Didavi. Schiri Günter Perl pfeift Elfer. Schon der achte im neunten Pflichtspiel. Letzte Saison waren es nur vier in 48 Duellen. Stuttgarts Ginczek verwandelt vor der Pause sicher zum 1:2. Plötzlich ist alles offen. Nach der Pause drückt zunächst Borussia. Stuttgart verteilt hinten Geschenke, die Stindl und Raffael nicht nutzen. Dann startet der VfB einen Sturmlauf. Irre, was die Schwaben (Maxim, Werner) jedoch vergeigen Und Borussia? Wartet geduldig auf den Todesstoß. Den setzt Raffael kurz vor Schluss mit seinem Solo zum 3:1. Jubelorkan bei den über 5000 mitgereisten Gladbach-Fans.
André Schubert (Trainer Borussia Mönchengladbach): Es ist das erwartet schwere Spiel gewesen. Deshalb bin ich sehr glücklich, dass wir drei Punkte eingefahren haben. Wir waren zu Beginn nicht so gut im Spiel und haben ein, zwei brenzlige Situationen überstehen müssen. Danach sind wir dann verdient in Führung gegangen und haben in der ersten Hälfte über weite Strecken sehr ordentlich gespielt. Ich hatte gehofft, dass wir mit dem 2:0 in die Halbzeit gehen, doch das ist uns leider nicht gelungen. Dadurch war es in der zweiten Hälfte sehr eng. Aber wir waren sehr aufmerksam, haben den Kampf angenommen und dagegen gehalten. Das war ganz wichtig und der Schlüssel zum Sieg. Ich bin stolz auf meine Mannschaft.
Alexander Zorniger (Trainer VfB Stuttgart): Die Chancenverwertung ist und bleibt unser großes Manko, das wir dringend abstellen müssen. Wir hatten insbesondere in der zweiten Hälfte zahlreiche klare Torchancen, haben mit viel Risiko gespielt und defensiv kaum etwas zugelassen. Wir haben wieder enormen Aufwand betrieben und stehen erneut mit leeren Händen da. Das ist extrem bitter.