Borussia Mönchengladbach Yann Sommers Frühlingserwachen

Der Torwart beendet seinen Elfmeter-Fluch und rettet Gladbach damit einen glücklichen Punkt. Doch das 0:0 in Frankfurt hilft kaum weiter.

Die Mönchengladbacher Spieler stürmen nach dem gehaltenen Elfmeter im Beisein des Frankfurter Schützen Marco Fabian (3.v.l.) auf ihren Torwart Yann Sommer (3.v.r.) zu.

Foto: Arne Dedert

Frankfurt. Yann Sommer schien etwas geahnt zu haben. Nach seiner Rückkehr von der Nationalmannschaft der Schweiz hatte der Torwart von Borussia Mönchengladbach in der vergangenen Woche im Anschluss an jedes Training eine Sonderschicht verlangt. "Er hat fast jeden Spieler von uns Elfmeter schießen lassen", sagte Kapitän Lars Stindl. Ein weiser Entschluss - schon am Samstag nämlich folgte der unverzügliche Praxis-Test. Nach einem Handspiel von Oscar Wendt entschied Schiedsrichter Harm Osmers in der 78. Minute auf Elfmeter für Eintracht Frankfurt.

Sommer hechtete in seine rechte Ecke, parierte den durchaus scharf getretenen Ball des Mexikaners Marco Fabián und rettete der "Fohlenelf" so das doch sehr schmeichelhafte 0:0. "Ich bin wirklich überrascht, dass sich Training derartig schnell umsetzen lässt", meinte Sportdirektor Max Eberl, während Sommer mit einem breiten Grinsen in die Runde der mitgereisten Journalisten sagte: "So, und jetzt möchte ich von euch nie mehr etwas zum Thema Elfmeter hören."

Schließlich hatten die Medienvertreter den Schlussmann immer wieder mit den Zahlen des Grauens konfrontiert. 29 Elfmeter-Schützen sah sich Sommer seit seinem Wechsel vom FC Basel im Juli 2014 bis Samstag gegenüber. 25 von ihnen trafen, drei verschossen. Nur im Elfmeterschießen des DFB-Pokal-Spiels bei Arminia Bielefeld am 8. April 2015 konnte Sommer einen Schuss parieren. Dennoch schied die Borussia damals aus, zum Helden wurde Sommer erst jetzt. Der abgewehrte Strafstoß war das i-Tüpfelchen auf seine so starken Leistungen der vergangenen Wochen. "Heute hat er sich dafür endlich richtig belohnt", sagte Eberl.

Sommer war froh, dass er seinen Elfmeter-Fluch endlich besiegen konnte. "Ich möchte der Mannschaft natürlich schon das Gefühl geben, dass sie auch bei einem Strafstoß immer eine Chance hat", sagte der 28-Jährige. Der hatte in der 59. Minute bereits einen Kopfball von Hrgota glänzend entschärft, doch Sommers Frühlingserwachen lässt die Borussia dennoch auf der Stelle treten. "Wir waren heute in vielen Bereichen unterlegen und können uns bei Yann bedanken, dass wir nicht verloren haben", sagte Trainer Dieter Hecking.

Für den müden Auftritt nahm der 52-Jährige die Schuld auch auf sich. "Ich habe mit Dahoud, Hazard, Stindl und Raffael vier Akteure eingesetzt, die zuvor verletzt waren. Aber gerade erst genesene Spieler können eben einfach noch nicht sofort wieder bei hundert Prozent sein", sagte Hecking. So fand sich die "Fohlenelf" bis auf die ersten 15 Minuten nach der Pause nahezu permanent in reagierender Rolle. "In der ersten Halbzeit hatten wir gar keinen Zugriff. Wir sind ständig nur hinterher gelaufen und hatten in unseren Aktionen überhaupt keine Sicherheit", sagte Lars Stindl.

Borussia Mönchengladbach trennt sich torlos von Frankfurt
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Fünf Pflichtspiele ist Gladbach nun ohne Sieg, seit dem grandiosen 4:2 im Bundesliga-Duell mit Schalke scheint die Leichtigkeit verflogen. "Diese sieglosen Spiele sollten einzeln betrachtet werden. Die Europa-League-Duelle mit Schalke waren offen, gegen Bayern hatten wir viele Verletzte und beim HSV lagen wir in Führung. Aber klar, dort haben wir am Ende verdient verloren und heute Glück gehabt. Insgesamt sehe ich die Entwickiúng nicht negativ. Doch wir wissen natürlich auch, dass im Fußball Punkte zählen", sagte Stindl.

Bei denen sind es vier Rückstand auf einen Europa-League-Platz, aber auch nur vier Vorsprung zum Relegations-Rang. Die irre Tabelle birgt Hoffnung und Gefahr gleichermaßen, doch wohin soll die Borussia schauen? "Für uns hat eine ganz wichtige Woche begonnen, die Spiele gegen Berlin und in Köln sind wegweisend", sagte Sommer. Umso ärgerlicher, dass gegen Hertha neben Kramer auch Jantschke ausfallen könnte. Der 26-Jährige verletzte sich an der Hand, zudem fehlt Strobl nach gelb-roter Karte. Möglich, dass im defensiven Mittelfeld damit die Stunde des jungen Laszlo Benes schlägt. "Wir haben Vertrauen in ihn", sagte Eberl. In Yann Sommer hat er es sowieso.