Noch fehlt der Durchbruch Omlin muss endlich Punkte festhalten
Analyse | MÖNCHENGLADBACH · Nach dem 1:3 gegen Stuttgart gibt es kritische Stimmen zur Leistung des Gladbacher Torwarts. Dem Schweizer fehlt das perfekte Spiel.
Die Fußstapfen, die Yann Sommer bei Borussia Mönchengladbach ausfüllen musste, nachdem Marc-André ter Stegen den Verein im Sommer 2014 verlassen hatte, waren groß. Doch der Schweizer konnte in 335 Pflichtspielen für die Fohlen nicht nur überzeugen, er ließ den Abgang des Gladbacher Torwart-Supertalents sogar ein Stück weit vergessen. Gleiches wünschten sich die Verantwortlichen und Fans von Borussia Mönchengladbach auch von Sommers Nachfolger Jonas Omlin, der im Januar 2023 an den Niederrhein stieß. Doch der aktuelle Kapitän der Mannschaft von Cheftrainer Gerardo Seoane ist noch nicht vollends in seiner Rolle als verlässlicher Rückhalt der Borussen-Defensive in Erscheinung getreten.
Trotz teilweiser guter Leistungen mäandert immer wieder Kritik am 30-Jährigen durch den Borussia-Park. Omlin war in der vergangenen Saison aufgrund einer langwierigen Schulterverletzung nur auf acht Pflichtspiele für die Gladbacher gekommen. Mit einer vollen Sommervorbereitung sollte die verkorkste Spielzeit 2023/24 aber bald vergessen sein. Doch die Meinungen über die Leistungen und Leistungsfähigkeit des Kapitäns der Fohlen, der bei Trainer Gerardo Seoane hoch im Kurs steht, gehen auseinander. In den bisherigen vier Saison-Spielen (drei Mal Bundesliga, ein Mal DFB-Pokal) gab es sieben Gegentore für die Borussia. Seit dem vergangenen Samstag trägt auch Omlin Schuld an ihnen. Vor allem am ersten Gegentreffer gegen Stuttgart hatte der 30-Jährige seinen Anteil, als er einen Ball von Jamie Leweling nur unzureichend in die Mitte und damit vor die Füße von Deniz Undav klärte, der dann zur 1:0-Führung einnetzte. Da Joe Scally nicht wach wirkte im Kopf und Undav ziehen ließ, sagte Seoane im Nachgang: „Die ersten beiden Gegentore hätten wir verhindern können.“ Diplomatisch, dabei hätte der Trainer die Schuldigen dieses Gegentores – Omlin und Scally – auch klar benennen können. Auch beim zweiten Gegentreffer durch Ermedin Demirovic traf Omlin eine unglückliche Entscheidung, als er einen scharfen Rieder-Ball in die Mitte abfangen wollte, anstatt auf der Linie zu bleiben. Den Hauptfehler beging jedoch zuvor Luca Netz.
Gehaltener Elfmeter gegen Wirtz hätte ein Signal werden können
Trotz der vermeidbaren Gegentore gegen die Schwaben, sind es aktuell nicht die ganz großen Fehler, die Jonas Omlin, der gegen Bochum zuvor zu Null spielte und mit einer Paradenquote von 71,4 Prozent gleichauf mit Landsmann Gregor Kobel (Borussia Dortmund) liegt, derzeit Kritik einbringen. Es ist eher der noch nicht ganz stimmige Gesamteindruck, den die Gladbacher Nummer eins derzeit auch durch Fehler im Spielaufbau und Unsicherheiten in der Ballbehandlung vermittelt. Die Fußstapfen sind hier jedoch auch ebenfalls riesig. Denn sowohl Marc-André ter Stegen als auch Yann Sommer gehören zu den fußballerisch besten Torhütern Europas und führen ihre Mannschaften, den FC Barcelona und Inter Mailand, in dieser Woche in der Champions League auf den Rasen.
Dieses ter-Stegen/Sommer-Standing fehlt Omlin, der in Moritz Nicolas einen verlässlichen Konkurrenten im Nacken hat, bei der Borussia auch nach anderthalb Jahren noch. Genauer gesagt fehlt der Gladbacher Nummer eins noch die eine oder andere durch seine Paraden „gewonnene“ Partie. Der Auftakt gegen Bayer Leverkusen, als Omlin in der zehnten Minute der Nachspielzeit einen umstrittenen Elfmeter von Florian Wirtz zunächst abwehren konnte, bevor der Nationalspieler im Nachschuss zum 3:2-Enstandt für Bayer traf, hätte so eine sein können. Die Punkte festzuhalten, der Fels in der Brandung zu sein und auch die teilweise schweren Fehler seiner Vorderleute auszumerzen: So lauten Omlins Arbeitsaufträge für die kommenden Partien. In Frankfurt wird auf Omlin und seine noch nicht sattelfeste Abwehr am Samstagabend wieder einiges an Arbeit zukommen. Denn mit Hugo Ekitiké und Omar Marmoush wartet eines der besten Sturmduos der Liga auf die Borussia. Ein Jonas Omlin in Topform wäre an diesem Abend Gold wert – auch um die Kritiker verstummen zu lassen.