Büros von Frankreichs Verband im Fall Blatter durchsucht
Bern (dpa) - Schweizer Ermittler erhöhen im Untreue-Verfahren gegen Ex-FIFA-Chef Joseph Blatter den Druck. Per Amtshilfe ließ die Schweizer Bundesanwaltschaft die Zentrale des französischen Fußballverbandes FFF in Paris durchsuchen und Dokumente beschlagnahmen.
Es geht um die Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken, umgerechnet etwa 1,82 Millionen Euro, an den gesperrten UEFA-Chef Michel Platini. Blatter äußerte umgehend Unverständnis über die Aktion. Die Anwälte Platinis begrüßten hingegen das Vorgehen.
Beamte der französischen Finanzstaatsanwaltschaft hatten gemeinsam mit Schweizer Kollegen das Büro des Verbandes durchsucht, wie die Bundesanwaltschaft in Bern mitteilte. Der FFF bestätigte das, wollte aber ansonsten auf Anfrage keine Einzelheiten nennen.
In einer ersten Reaktion sagte Blatter dem dem Schweizer Privatsender Radio 1: „Die Wege der Bundesanwaltschaft sind wie eine Bibel.“ Er verwies darauf, dass das Geld ja an Platini gegangen sei und nicht an die UEFA oder den französischen Verband. „Ich weiß nicht, was die da suchen.“
Platinis Anwälte begrüßten die Aktion, „denn je eher die Schweizer Justiz ihre Ermittlungen abgeschlossen hat, desto eher wird Michel Platini aus der Rubrik der vermischten Meldungen verschwinden, wo er nichts verloren hat“. Sie erklärten in Paris, erst durch die Medien von der Durchsuchung erfahren zu haben und nicht zu wissen, worum es den Ermittlern genau ging.
Die Schweizer ermitteln offiziell seit dem 24. September 2015 wegen des Verdachts der Untreue. Damals hatten Beamte der Bundeskriminalpolizei mit Mitarbeitern der Staatsanwaltschaft die FIFA-Zentrale und das Büro von Blatter in Zürich durchsucht und Unterlagen sichergestellt.
Platini war als Auskunftsperson befragt worden, womit er nach Schweizer Recht in diesem Fall noch zum Beschuldigten werden könnte. Von 1993 bis 1998 war er Vize-Chef des Organisationskomitees der Fußball-WM in Frankreich.
Blatter und Platini beteuern ihre Unschuld. Sie behaupten, Grundlage der Zahlung sei eine mündliche Verabredung für eine Beratertätigkeit Platinis für Blatter zwischen 1999 und 2002. Platini hatte Blatter bei dessen erneuter Wahl zum FIFA-Chef im Mai 2002 unterstützt.
Die Schweizer Justiz nannte die erst im Februar 2011 erfolgte Zahlung „treuwidrig“. Dennoch heißt es in der jüngsten Pressemitteilung der Bundesanwaltschaft weiter: „Für Joseph Blatter, gilt wie für alle Beschuldigten, die Unschuldsvermutung.“
Blatter und Platini versuchen derzeit, vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS ihre auf sechs Jahre reduzierte Sperre wegen diverser Verstöße gegen die Ethikregeln aufheben zu lassen. Die Sperre von zunächst acht Jahren war im vergangenen Dezember ausgesprochen worden.
Blatter, der an diesem Donnerstag 80 Jahre alt wird, war 1998 zum Präsidenten des Fußball-Weltverbandes FIFA gewählt worden. Wenige Tage nach seiner Wiederwahl hatte er am 2. Juni vergangenen Jahres angesichts massiver Korruptionsvorwürfe gegen ihn und die FIFA seinen Rückzug angekündigt. Seit dem 26. Februar führt der Schweizer Gianni Infantino die FIFA.