7:0 mit „Luft nach oben“ - Geschont für Villarreal

München (dpa) - Vorne scheppert's, hinten steht die Null - Jupp Heynckes hat die Bayern in kürzester Zeit und punktgenau vor ihrem 150. Champions-League-Spiel wieder auf Erfolgsmodus geschaltet.

Beim 7:0 (3:0) gegen den wehrlosen Sparringspartner SC Freiburg spielte das Rekordmeister-Ensemble, angeführt vom vierfachen Torschützen Mario Gomez und dem vor Spielfreude sprühenden Monsieur Franck Ribéry, groß auf. Für den Trainer war das jedoch nur ein Anfang. „Ich denke, dass die Mannschaft noch Luft nach oben hat“, erklärte Heynckes - der Bundesliga-Konkurrenz könnte angst und bange werden.

Nach vier Siegen in Serie mit 16:0 Toren thront der deutsche Fußball-Rekordmeister national bereits über allen. „Und wir wollen die Tabellenführung nicht mehr abgeben“, verkündete Kapitän Philipp Lahm. Titelverteidiger Borussia Dortmund liegt nach dem 1:2-Patzer gegen Hertha schon fünf Zähler zurück - diese Zugabe versüßte den Münchner Festtag. „Jetzt schauen wir auf die Mannschaften, die unter uns stehen“, frohlockte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.

Das Erfolgsrezept der „neuen Bayern“ klingt simpel. „Der Trainer hat eine wunderbare Balance zwischen Offensivspektakel und geordneter Defensive gefunden“, erläuterte Rummenigge. „Elf gut harmonierende Spieler stehen auf dem Platz“, betonte Ballermann Gomez nach seinen Saisontoren fünf bis acht (8. Minute/52./55./71./Foulelfmeter), seinem zweiten Viererpack in der Bundesliga. Der famose Antreiber Ribéry (26./41.) langte zweimal hin, Neuzugang Nils Petersen (90.) beendete das Schützenfest mit seinem ersten Erstligatreffer.

„Wenn wir gewollt hätten, hätten wir zweistellig gewinnen können“, erklärte Vize-Kapitän Bastian Schweinsteiger ohne zu übertreiben. „Aber wir haben uns in der zweiten Halbzeit ein bisschen geschont für Villarreal.“ Der Champions-League-Start kommt gerade recht, bevor Größenwahnsinn um sich greifen könnte. „Die nächsten Wochen werden härter“, mahnte Rummenigge. Villarral, dann Schalke, Leverkusen und Manchester City - „da werden wir mehr Gegenwehr zu spüren bekommen“, prophezeite Rummenigge.

Die Freiburger ließen Ribéry & Co nach Herzenslust kombinieren, tricksen und treffen. „Wir haben richtig den Arsch vollbekommen“, erklärte Sportdirektor Dirk Dufner nach Freiburgs höchster Bundesliga-Pleite drastisch. „Wir haben die Quittung bekommen, dass wir gar nicht dagegengehalten haben“, ergänzte Maximilian Nicu, der Ribéry stoppen sollte.

Der Franzose steht sinnbildlich für den Aufschwung des FC Bayern. Der 28-Jährige blüht unter van-Gaal-Nachfolger Heynckes auf, erzielte sogar ein Zaubertor mit der Hacke. „Ich war zwei Jahre ein bisschen traurig, hatte keinen Spaß. Jetzt fühle ich mich gut, ich bin wieder bei hundert Prozent“, berichtete Ribéry lachend. „Das ist der Franck, den die Zuschauer lieben und sehen wollen“, bemerkte Rummenigge.

Der Spaß ist zurück - und ein ausgewogenes Spielkonzept. „Dass alle Mann defensiv mitarbeiten, ist der wesentliche Unterschied“, betonte Schweinsteiger. Seit 568 Pflichtspielminuten steht hinten die Null - gegen Freiburg war Manuel Neuer komplett arbeitslos. „Aber wir wissen, dass schwerere Aufgaben auf uns zukommen“, sagte der Torwart.

Villarreal, das in der spanischen Liga am Samstag 2:2 gegen den FC Sevilla spielte, ist der erste Härtetest. „Wir müssen einen guten Start in der Champions League hinlegen, damit wir nicht unter Druck kommen“, forderte Rummenigge.

Gelingen muss das ohne Arjen Robben, dessen Comeback wegen einer Schambeinentzündung in den Sternen steht. „Kein Arzt kann sagen, ob er in einer oder zwei Wochen fit ist oder in drei oder vier. Wir wollen dass er schmerzfrei ist“, berichtete Rummenigge. Eines aber sei klar: „Wir brauchen Arjen!“ Nicht gegen Gegner wie Freiburg - aber gegen die großen Kaliber in Bundesliga und Champions League.