96-Chef Kind: „Moa ist nicht zu verkaufen“
Hannover (dpa) - Hannovers Ausnahmestürmer Mohammed Abdellaoue traf beim bemerkenswerten 3:2 (2:1)-Sieg gegen Werder Bremen auch für Bayern München. Dank seines Dreierpacks vergrößerten die Bayern ihren Vorsprung vor den Tabellenzweiten Bremen auf drei Punkte.
Zugleich war der Glanzauftritt von „Moa“ ein Bewerbungsschreiben an Top-Clubs wie die Münchner. Zehn Saison-Tore, davon sechs in der Bundesliga, hat der Norweger mit marokkanischen Wurzeln im 96-Trikot bereits erzielt. Das ist eine Hausnummer, die national und international Beachtung findet. Spätestens im Winter dürften die ersten Vereine anklopfen.
Vereinspräsident Martin Kind schob schon einmal einen Riegel vor. „Der ist als Typ toll und als Spieler super. Er ist nicht zu verkaufen“, erklärte der 96-Chef über den 25 Jahre alten Angreifer. „Wenn möglich, möchten wir ihn lange an 96 binden. Aber das wird der Markt entscheiden, das werden nicht wir entscheiden“, fügte er hinzu. Abdellaoue war im August 2010 für mehr als eine Million Euro von Valerengen Oslo nach Hannover gekommen. „Er ist eine Tormaschine“, urteilte Trainer Mirko Slomka über den Profi, dessen Vertrag bis 2014 lauft. Seinen Marktwert steigert der Torjäger von Spiel zu Spiel.
„Gegen Gerüchte kann man nichts machen. Ich habe aber eine fantastische Zeit in Hannover“, kommentierte „Moa“ seine drei Tore (2. Minute/Foulelfmeter/38./59.). In Norwegen war ihm dieses Kunststück schon einmal gelungen, viel Aufsehen wollte er deshalb nicht machen. „Ich bin Stürmer und es ist mein Job, Tore zu machen“ sagte Abdellaoue. Der schussstarke Angreifer wurde in Oslo geboren, führt seine Interviews in englischer oder norwegischer Sprache und identifiziert sich total mit der schnörkellosen Spielweise der Niedersachsen: „Wir wissen, was wir tun müssen und haben einen Plan.“
Abdellaoue verkörpert einen anderen Typus Torjäger als die Bremer Torschützen Marko Arnautovic (45.+2) und Claudio Pizarro (83.). Nicht ganz so schlitzohrig wie Pizarro und vor allem nicht so emotional wie Arnautovic. Die Rote Karte für den Österreicher nach einem üblen Tritt gegen Sergio Pinto (78.) war der negative Höhepunkt in einem aktionsreichen und äußerst unterhaltsamen Nord-Spektakel mit eingebauter Torgarantie. Mit fünf Treffern wurde exakt der Mittelwert der vergangenen neun Partien zwischen „96“ und Werder erreicht.
„Der ist ein bisschen unterkühlt, skandinavisch halt. Er ist unaufgeregt, auf dem Platz und neben dem Platz“, urteilte 96- Sportdirektor Jörg Schmadtke über seinen „Schnäppchen-Einkauf“ aus Norwegen. „Er hat eine großartige Schusstechnik“, lobte Torwart Ron-Robert Zieler seinen Kollegen. „Er ist eiskalt vor dem Tor“, sagte Lars Stindl und verwies auf das dritte Tor. Als „Moa“ den Ball erhielt, wähnte er sich im Abseits, schob aber vorsichtshalber den Ball ins Tor und wartete ab, ob der Schiedsrichter abpfeift. Zum Jubel streckte er nur kurz die Arme in die Höhe.
Auch dank der Treffsicherheit ihres coolen Torjägers, dessen jüngerer Bruder Mostafa Abdellaoue mit Tromsö um die Meisterschaft in Norwegen spielt, hat Hannover 96 die dreifache Belastung Bundesliga, Europa League und DFB-Pokal bisher prima überstanden. „15 Punkte, das ist ein sehr gutes Ergebnis“, freute sich Slomka.
Den Bremern schmeckte das abrupte Ende der Bayern-Jagd gar nicht. „Wir haben ein schlechtes Spiel gezeigt, keine Struktur, keine Philosophie. Diese Niederlage muss uns ärgern“, schimpfte Trainer Thomas Schaaf. Auch Geschäftsführer Klaus Allofs war ernüchtert: „Wir sind noch längst keine Mannschaft, die perfekt spielt. Wir müssen uns in vielen Bereichen cleverer anstellen.“