96-Chef sauer über falsche SMS und Gemecker der Führung
Hannover (dpa) - Mit ungewöhnlichen Maßnahmen hat Hannover 96 auf die außergewöhnlichen Umstände bei der 1:4-Heimpleite gegen 1899 Hoffenheim reagiert. Der Fußball-Bundesligaclub entschuldigte sich wegen einer bewussten Falschinformation über eine Verletzung von Steven Cherundolo bei Journalisten.
Zudem kündigte Clubchef Martin Kind ein Gespräch mit Trainer Mirko Slomka und Manager Dirk Dufner wegen ihrer heftigen Reaktionen und der harten Schiedsrichter-Schelte nach dem Abpfiff am Samstag an.
„Wir sollten mit öffentlichen Äußerungen insgesamt sehr defensiv umgehen“, kritisierte Kind die verbalen Attacken des Führungspersonals gegen den Unparteiischen Tobias Stieler. Dufner hatte angesichts von Gelb-Rot für Stürmer Mame Diouf unter anderem von „Wahnsinn“ gesprochen und die Leistung des Referees als „hundsmiserabel“ bezeichnet. Slomka hatte von „vehementen Fehlentscheidungen“ gesprochen.
Überhaupt kein Verständnis hatte Kind für eine konzertierte Aktion der Sportlichen Leitung: Der Verein hatte am Samstag kurz vor dem Hoffenheim-Spiel eine SMS an ausgewählte Medienvertreter verschickt und darin fälschlicherweise eine Rückenverletzung von Cherundolo mitgeteilt.
Tatsächlich hatte es der Club aber versäumt, die Spielgenehmigung für den monatelang fehlenden Profi zu beantragen. Cherundolo musste sich kurzfristig auf die Tribüne setzen, auf dem Spielberichtsbogen fehlte sein Name. „Das sollte nicht sein“, erklärte Kind zu der beispiellosen Informationspolitik. „Der Grundsatz ist klar. Entweder man sagt nichts oder man stellt den korrekten Sachverhalt dar“, fügte der Clubchef hinzu.
„Das war eine falsche Entscheidung“, sagte 96-Sprecher Alex Jacob und bat zugleich um Entschuldigung. Den Entschluss haben nach Jacobs Angaben der Spieler, Trainer Slomka, Manager Dufner und er selbst gemeinsam getroffen. Im Nachhinein sei das ein Fehler gewesen. Slomka hatte über Cherundolos angeblichen Hexenschuss auch im Interview des Pay-TV-Senders Sky gesprochen.
„Wir haben in einer außergewöhnlichen Situation gemeinsam eine falsche Entscheidung getroffen und uns für eine Version entschieden, die nicht der Wahrheit entsprach“, schrieb der Sprecher am Montag in der Entschuldigungs-SMS.
Ziel der SMS sei es gewesen, vor dem Spiel keine Unruhe zu erzeugen. Die Unruhe, die der auf Platz zehn abgestürzte Club vermeiden wollte, hat er allerdings nun umso mehr. Kind forderte: „Wir müssen uns mit der eigenen Leistung kritisch auseinandersetzen.“