„Alles drin, alles dran“-Derby: Freiburg feiert

Freiburg (dpa) - Fünf Tore, jede Menge Gesprächsstoff, eine Rote Karte, drei nicht gegebene Treffer: Nach dem „Alles drin, alles dran“-Spiel und dem 3:2 (1:2)-Sieg im Derby gegen den badischen Rivalen 1899 Hoffenheim schwärmten Trainer und Spieler des SC Freiburg zurecht von ihrem Auftritt.

„Das war eine unfassbare zweite Halbzeit, was die Jungs da läuferisch, spielerisch und kämpferisch geleistet haben“, sagte Robin Dutt. „Größter Respekt vor dieser Mannschaft. Einmal mehr hat sie richtig Spaß gemacht.“

„Grandios“, meinte Johannes Flum. Kapitän Heiko Butscher, der in der 78. Minute den Siegtreffer besorgte, sprach von einer „unglaublichen Leistung“. Nach zwei Siegen gegen den VfB Stuttgart landeten die finanziell am schwächsten ausgestatteten Breisgauer auch das zweite Erfolgserlebnis gegen Hoffenheim in dieser Saison - und kürten sich zumindest vorläufig zur Nummer eins in Baden-Württemberg. „Das nimmt man an so einem Tag mit, aber es ist nichts, was man sich in die Vitrine stellen kann“, sagte Dutt, der sich zum Saisonende mit bestem Gewissen gen Leverkusen verabschieden kann. Mit 41 Punkten hat seine Mannschaft auch das offizielle Saisonziel (40 Zähler) erreicht und ließ sich nach dem Abpfiff noch feiern, als die bedröppelten Hoffenheimer längst unter der Dusche standen.

„Wir haben mit zehn Mann das Spiel noch aus der Hand gegeben. Es ist mir unerklärlich, wie das passieren konnte“, schimpfte Tom Starke. Der 1899-Schlussmann musste erstmals in der 23. Minute hinter sich greifen, als die Nummer 23 des Sportclubs einen Eckball ins gegnerische Tor zirkelte: Julian Schuster war der Kunstschütze.

Die Hoffenheimer schienen dann aber auf dem Weg zum vierten Rückrundensieg: Vedad Ibisevic verwandelte einen Strafstoß zum Ausgleich (34.), zuvor war Freiburgs Pavel Krmas wegen einer Notbremse vom Platz geflogen. Ryan Babel, der 7-Millionen-Mann vom FC Liverpool, gelang dann nach langem Anlauf sein erstes Bundesliga-Tor zum 2:1 für die Gäste (42.). Die 24 000 Zuschauer im ausverkauften badenova-Stadion machten schon Wolfgang Stark als ihren Sündenbock aus: Der WM-Schiedsrichter aus Ergolding hatte zwei Kopfballtreffer von Torjäger Papiss Demba Cissé nicht anerkannt.

Als Stark nach einer Stunde einen Strafstoß für Freiburg pfiff, da schnappte sich Cissé den Ball und gab ihn nicht mehr her. Dutt deutete auf den vorher festgelegten Schützen Schuster. Doch der Senegalese diskutierte heftig mit seinem Mitspieler, zeigte ihm sogar den Vogel, lief an - und traf. „Ich möchte mir nicht vorstellen, was gewesen wäre, wenn er verschossen hätte und wir verloren hätten“, meinte Dutt später. Folgen haben dürfte der Ego-Trip nicht für den Topstürmer mit einem Marktwert von mittlerweile etwa 10 Millionen Euro. „Ich bin auf der Suche nach einer Strafe, die Spaß macht“, meinte der SC-Coach lächelnd. Jedenfalls liegt Cissé in der Torschützenliste jetzt mit 20 Treffern vor Bayern-Stürmer Gomez.

Schuster war einer der ersten Gratulanten. „Ich habe gemerkt, wie ehrgeizig er war. Er wollte unbedingt das Tor machen und er hat's gemacht. Alles vergessen“, sagte der Mittelfeldspieler. Zumal die Szene angesichts des turbulenten Endspurts der Freiburger wieder in den Hintergrund rückte: Nach Butschers Siegtreffer standen SC-Fans endgültig Kopf. Als die Freiburger irgendwann doch noch in die Kabine kamen, meinte Mittelfeldspieler Flum grinsend: „Bei dem Wetter heute... Samstag... mal schauen, wo wir hingehen.“