Arnesen: „Spieler müssen nicht geschlachtet werden“
Hamburg (dpa) - Sportdirektor Frank Arnesen hatte sich seine Rückkehr aus dem Osterurlaub in Thailand ganz anders vorgestellt. Mit sanfter Stimme erklärt er geduldig seine Philosophie, nach dem 2:9 in München nicht alles beim Hamburger SV zu verdammen.
„Die Spieler müssen nicht geschlachtet werden, sie haben immerhin auch Dortmund geschlagen“, sagt der Däne. Allerdings habe auch er in 37 Jahren Profifußball eine derart hohe Niederlage noch nicht erlebt.
Der 56-Jährige setzt auf bessere Kommunikation, tauschte sich mit Trainer Thorsten Fink aus, dann mit dem Mannschaftsrat. Die älteren Spieler sollen in den verbleibenden sieben Bundesliga-Partien Verantwortung übernehmen, statt wie bei Bayern wegzutauchen. Gemeint sind gestandene Leute wie Rafael van der Vaart, Heiko Westermann und Dennis Aogo. „Es ist wie in einem Boxkampf. In der fünften Runde geht man zu Boden, aber es sind noch sieben Runden zu gehen“, erklärt Arnesen.
Im Training deutete Fink schon an, dass er einiges im nächsten Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr) gegen den SC Freiburg ändern wird. Möglicherweise wird er Milan Badelj, von dem der HSV deutlich mehr als Impulsgeber erwartet hat, und Tomas Rincon auf die Bank setzen. Stattdessen könnte Tolgay Arslan als alleiniger Sechser auflaufen. Klar scheint, dass Jeffrey Bruma zunächst ausgespielt hat - für ihn steht Michael Mancienne bereit. Der vom FC Chelsea ausgeliehene niederländische Nationalspieler ist einer der Wenigen, die der HSV zum Saisonende einfach wieder loswerden kann. „Für uns ist es unmöglich, ihn zu kaufen“, sagte Arnesen über den 21-Jährigen.
Die schon im Winter auf dem Transfermarkt angebotenen Marcus Berg, Slobodan Rajkovic, Robert Tesche (ausgeliehen an Düsseldorf), Paul Scharner (derzeit bei Wigan), Gojko Kacar und Ivo Ilicevic stehen alle noch unter Vertrag. Dringenden Einkaufsbedarf gibt es für die Innenverteidigung, doch Geld steht Arnesen nicht viel zur Verfügung. Als er vor zwei Jahren vom damaligen Präsidenten Bernd Hoffmann mit großen Versprechen an die Elbe gelotst wurde, stellte er sich die Einkaufspolitik deutlich einfacher vor.
Sein Sohn, den er aus London als Scout mitgebracht hatte, hat wegen der leeren Kassen schon wieder die Segel gestrichen. Arnesen muss nun vor seinem dritten Jahr beweisen, dass er nicht nur teure Hochkaräter wie René Adler verpflichten kann, sondern auch im Low-Budget-Bereich eine Spürnase hat. „Du guckst schon, was du bis jetzt gemacht hast“, räumte der Sportchef selbstkritisch ein.
Von Fink scheint die Vorstandsetage trotz der ärgerlichen Rückschläge gegen Hannover, Augsburg und Bayern überzeugt zu sein. „Wir sind mit der Arbeit von Thorsten Fink zufrieden. Er hat noch bis 2014 einen Vertrag. Und wir hoffen sehr, dass es mit ihm über die Vertragslaufzeit hinaus weitergeht“, sagte der Vorstandsvorsitzende Carl Jarchow der „Sport Bild“.