2:2 gegen Freiburg Aubameyang-Wirbel und Zoff mit den Fans: BVB im Krisenmodus

Dortmund (dpa) - Die Lust auf Späßchen war Pierre-Emerick Aubameyang gründlich vergangen. Mit ungewohnt ernster Miene und gesenktem Kopf suchte der ansonsten für seine Lockerheit bekannte Dortmunder Torjäger wortlos das Weite - vorbei an den vielen Kameras und Mikrofonen.

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Das dürftige 2:2 (1:1) gegen den SC Freiburg und die Pfiffe der Fans bei seinem möglichen Abschiedsspiel für den BVB veranlassten ihn zur schnellen Flucht aus dem Stadion. Statt Aubameyang äußerte sich Sportdirektor Michael Zorc zum Transferpoker mit dem FC Arsenal: „Entweder werden unsere Forderungen erfüllt oder er bleibt bis zum Sommer hier.“

In den stockenden Verhandlungen mit dem Club aus der Premier League demonstriert der BVB Härte. Kurz vor dem Transferschluss am Mittwoch liegen die Vorstellungen über die Höhe der Ablöse noch immer um üppige 15 Millionen Euro auseinander. Die Dortmunder verspüren wenig Lust, von ihrer 70-Millionen-Forderung abzurücken. Wohl auch aus taktischen Gründen verwies Zorc auf ein mögliches Szenario, in dem der 28 Jahre alte Angreifer ohne eine Nachbesserung der Londoner wieder in das eigene Team integriert werden soll. „Das ist mit der Familie kommuniziert und das akzeptieren auch alle“, sagte er bei Sky mit Verweis auf die Gespräche mit Aubameyangs Vater und Berater Pierre.

Gleichwohl erscheint eine solche Variante wenig sinnvoll. Obwohl Trainer Peter Stöger den wechselwilligen Angreifer erstmals in der Rückrunde wieder berücksichtigte, blieb sein Team gegen Freiburg vieles schuldig. Nur der Last-Minute-Treffer von Jeremy Toljan (90.+3) verhinderte die erste Niederlage unter der Regie von Stöger. Zorc machte aus seinem Unmut über die Vorstellung des gesamten Teams keinen Hehl: „Wir haben alles vermissen lassen, was ein gutes Fußballspiel ausmacht. Das ist alles in allem viel, viel, viel zu wenig.“

Ähnlich wie der Sportdirektor sah jedoch auch Stöger keine direkte Verbindung zwischen der schwachen Leistung und den von Aubameyang seit Tagen verursachten Störgeräuschen: „Ich hüte mich davor, das als Argument zu benutzen. Ich will das nicht auf diesen Nebenschauplatz reduzieren.“ Für den enttäuschenden Auftritt seines Torjägers fand der Fußball-Lehrer eine einfache Erklärung: „Er hatte sicher schon bessere Tage. Doch in seiner Situation war es für ihn heute nicht ganz einfach.“

Wie sehr Aubameyangs Stellenwert bei den Fans nach diversen Eskapaden gelitten hat, bekam er vor allem in den ersten Minuten zu spüren, als seine seltenen Aktionen von Pfiffen begleitet wurden.

Doch mit zunehmender Spielzeit gab es auch für andere formschwache BVB-Profis Unmutsbekundungen von den Rängen. Das brachte Roman Bürki auf die Palme. Unmittelbar nach dem Schlusspfiff der Partie, die mit der frühen Führung durch Shinji Kagawa (9.) für den BVB eigentlich gut begonnen hatte, eröffnete der BVB-Schlussmann die nächste Baustelle beim ohnehin zuletzt wenig harmonischen Revierclub. „Ich habe manchmal das Gefühl, dass die Zuschauer auf der Ost- und der Westtribüne denken: Es ist Samstag, heute geh ich ins Stadion, schaue wie es läuft und pfeife dann meine eigene Mannschaft aus. Da sollen sie lieber zu Hause bleiben. Das sind Leute, die keine Ahnung vom Fußball haben“, klagte der Schweizer.

Dass Bürki Stunden später auf seiner Instagram-Seite den Versuch einer Rechtfertigung startete und sein Statement entschärfte, konnte Zorc nur bedingt besänftigen. „Ich weiß nicht, was ihn zu dieser Aussage bewogen hat“, sagte der Sportdirektor, „jeder Spieler muss sich an die eigene Nase fassen.“ Sichtlich verärgert fügte er an: „Ich empfehle unseren Spielern, sich die 90 Minuten am Fernseher oder Laptop anzugucken. Dann müssen sie aufpassen, dass sie dabei nicht selbst pfeifen.“

Der Blick auf die Tabelle und die vergangenen Spiele verstärkte den Frust des einstigen Profis. Zum dritten Mal nacheinander musste sich der BVB mit einem Remis begnügen und verzeichnete damit den schlechtesten Rückrundenstart seit neun Jahren. Die avisierte Rückkehr in die Champions League gerät damit immer mehr in Gefahr. „Das ist nicht das, was wir von Spielern im schwarzgelben Trikot erwarten“, kommentierte Zorc.