Auch UEFA-Kontrolleure bringen VfL nicht aus der Ruhe
Hannover (dpa) - Nach dem ersten Derbysieg bei Hannover 96 seit fast fünf Jahren nahmen die Verantwortlichen des VfL Wolfsburg auch die Untersuchungen der UEFA-Finanzprüfer ganz gelassen.
Ob Clubchef Wolfgang Hotze, Manager Klaus Allofs oder Trainer Dieter Hecking - sie alle reagierten auf die Fragen zu den Ermittlungen der Europäischen Fußball-Union (UEFA) in Sachen Financial Fairplay meist ruhig, souverän und vor allem ohne Bedenken. „Ich sehe da keine Probleme auf uns zukommen“, sagte Sport-Geschäftsführer Allofs betont lässig nach dem 3:1-Sieg in Hannover.
Hotze, in der VfL-Geschäftsführung zuständig für Finanzen und Sprecher der Clubführung, gab an, „tiefenentspannt“ zu sein. „Natürlich“ werde man am Donnerstag in der Europa League noch beim OSC Lille antreten, fügte Hotze scherzhaft hinzu: „Warum auch nicht?“
Durch die Rückkehr in den Europapokal ist der Volkswagen-Club ins Visier der UEFA-Kontrolleure geraten. Bereits „vor zwei Wochen“ habe es laut Hotze ein Gespräch zwischen UEFA-Vertretern und den VfL-Verantwortlichen gegeben. „Das ist ein lange erwarteter Vorgang“, betonte Allofs, der auf die besondere Situation in Wolfsburg mit dem VfL als einer hundertprozentigen Tochter der Volkswagen AG verwies. „Das ist vielleicht die Ausnahme im europäischen Fußball. Das Modell muss erklärt werden“, meinte Allofs dazu.
Am Vorabend des etwas glücklichen, letztlich aber souveränen Sieges des einzig verbliebenen Bayern-Verfolgers hatte die UEFA mitgeteilt, dass sie vom VfL weitere Informationen zur Wirtschaftlichkeit benötige - wie von weiteren fünf europäischen Clubs auch. Die Financial-Fairplay-Regeln der UEFA besagen, dass Europacup-Teilnehmer im Grundsatz nicht mehr ausgeben dürfen, als sie einnehmen.
Bis zu einer bestimmten Summe darf ein Defizit zwar von einem Geldgeber ausgeglichen werden. Seit der aktuellen Saison gilt aber die Regel, dass Bilanz-Verluste für die Spielzeiten 2011/12 und 2012/13 gemeinsam nicht 45 Millionen Euro übersteigen dürfen. Dieses Limit gilt auch zusammengenommen für die vergangene und die laufende Saison. Von 2015 bis 2018 ist dann nur noch ein Verlust von 30 Millionen Euro erlaubt. Wie viel Geld VW jährlich in den VfL steckt, haben weder das Unternehmen noch der Club bislang öffentlich gemacht.
Bei aller Gelassenheit - was nun auf die Wolfsburger zukommt, wissen sie beim VfL nicht wirklich. Bei entsprechenden Fragen zeigte Allofs auch das einzige Mal leichte Anflüge von Unsouveränität. „Das müssen wir an dieser Stelle, glaube ich, nicht diskutieren“, meinte der Manager. Hotze reagierte entspannter, konnte aber auch nicht mehr berichten. „Das wird uns die UEFA in den nächsten Tagen mitteilen“, sagte der 62-Jährige: „Bislang kenne ich die Fragen nicht.“
Trainer Hecking sei „ganz bei der Clubführung“ sagte er, ebenfalls angesprochen auf den Vorgang: „Ansonsten habe ich mich da gar nicht mit beschäftigt.“ Stattdessen genoss er die „brutale Effizienz“ seines mit viel Geld zusammen gestellten Luxuskaders, der nach fünf Derbypleiten in Serie gegen 96 Tabellenplatz zwei und die Rolle als Verfolger von Spitzenreiter Bayern München festigte.
Kevin De Bruyne (4. Minute), Bas Dost (69.) und Maximilian Arnold (85.) trafen nach jeweiliger Vorarbeit von Ivan Perisic gegen die wacker kämpfende, spielerisch aber limitierte 96-Elf. Allein die entscheidenden Spieler - mit Ausnahme des Eigengewächses Arnold - hatte der VfL in den vergangenen gut zwei Jahren für zusammen 36,5 Millionen Euro verpflichtet.